Die rote Laterne, hier im früheren Chemiedreieck meist einziges trübes Licht am Tunnelende, als Anlass zum feiern, das gibt hier alljährlich ein Riesenvolksfest mit Feuerwerk, bunt leuchtenden Hasenohren als Kopfschmuck, einem tanzenden Peru-Indianer und vielen Pulloververkaufsständen. Doch das größte Volksfest darf die Laternenparty nun nicht mehr sein, weil die Nachbarn aus Eisleben ihr Wiesensaufen im Herbst noch viel größer finden und eine Klage angedroht haben.
Ein Fest für alle Sinne, bei dem im Fetenfeldlager der Bundeswehr kein Atzen trocken bleibt. Hier bügelt eine Band namens Maddoxx die Falten aus Klassikern wie "Highway to Hell" und "Smoke on the Water". Gedientes und ungedientes Bodenpersonal schüttelt hingebungsvoll vorhandenes und nicht mehr vorhandenes Haar. Ein Fest der Generationen, befeuert von kalten Bier aus Krostiz und Australien und dem üblichen Höhenfeuerwerk, das später von Feuerwerkskritikern des Heimatsender MDR zum "besten der letzten Jahre" gekürt werden wird. Die Sorgen um die Sicherheit, mit denen die Duisburg-Katastrophe in den Wochen vor dem Fest auf Mitteldeutschland medial heruntergebrochen worden war, lösten sich im Dauerregen auf. Statt 120000 Fans von Mittelaltermarkt, Feinschmeckermeile, Bumsmusik und Eisermanns Erdbeeren mit Prosecco kamen diesmal nur rund 75.000, sich die Schande anzuschauen. Nachts um eins krähen die Bierhähne hier zum letzten Mal. Die Stadtführung hat Nachtruhe angeordnet. Und es regnet ja auch schon wieder.