Schade um die Fotos

Von Reini1973

Kauft man heute ein Smartphone, dann liest man in der Beschreibung kein Wort über Telefonie. Zwei andere Eigenschaften sind heute hingegen sehr wichtig. Da gibt es auf der einen Seite die Kamera. Da ich schon ein Fourtyager bin, spielt die Frontkamera eine untergeordnete Rolle. Ich weiß, mittlerweile wie ich aussehe, also brauche ich auch keine Selfies mehr zu machen. Auch eine Sehenswürdigkeit wirkt nicht immer besser, wenn sie unscharf im Hintergrund zu sehen ist, während mein Gesicht das halbe Bild ausfüllt. Also konzentriere ich mich auf die Hauptkamera. Damit kann man am besten die Kinder filmen und Fotografieren. Damit kommt auch schon die zweite, wichtige Eigenschaft ins Spiel – Der Speicherplatz. Je mehr Megapixel man vorne aufnimmt, umsomehr Gigabyte braucht man. Aber auch das tollste Handy wird irgendwann alt. Schlimmstenfalls ist es schon veraltet, sobald man die Simkarte eingelegt hat. Aber was passiert mit den Gigabyte an Bildmaterial, das man über die Monate aufgenommen hat?

Datenfriedhof Handylade

Wir sind wohl nicht die einzige Familie, die eine Lade mit alten Handys daheim hat. Alle paar Monate, spätestens nach zwei Jahren, tauscht man das Smartphone gegen ein smarteres Phone. Dank Cloudlösungen rettet man auch die Fotos, zusammen mit vielen anderen Einstellungen, von Telefon zu Telefon, aber irgendwann ist auch die Cloud am Ende. Außerdem gibt es bei den Fotos, auf meinem Telefon, ein weiteres Problem. Man findet sie nicht. Es dürften mittlerweile tausende Fotos sein. Allerdings wird da der freche Autofahrer und sein Kennzeichen, der Zettel mit dem Hinweis, dass in der Kita Läuse ausgebrochen sind und Zeug, das ich verkaufen will genauso fotografiert, wie unwiderbringliche Momente. Zwar kann man wahllos durch die Bilderflut scrollen und sich da und dort über einen süßen Schnappschuss freuen, will man aber ein bestimmtes Foto sehen, ist das ein Problem.

Suchkriterien

Einfach ist es, wenn man den Geburtstagskuchen sehen will. Dabei hilft das einzige sinnvolle Suchkriterium, das es im Datenfriedhof Smartphone gibt. Kennt man das ungefähre Datum, dann kann man die 34 Bildschirme nach unten scrollen, weil man weiß, dass das gesuchte Datum etwa im zweiten Kellergeschoß angezeigt wird. Also scrollt man brav und geduldig, bis der Geburstag endlich am Display erscheint. Anders sieht es aus, wenn man nur ungefähr weiß, wann das gesuchte Foto aufgenommen wurde. Da findet man eher einen Nadel in einem kapitalen Heuhaufen, als das Foto. Also gibt man, nach ein paar Minuten meistens auf. Das bedeutet allerdings, dass es völlig sinnlos Fotos zu machen. Wozu sollte ich das tun, wenn ich sie ohnehin nie wieder finde? Zumindest nicht dann, wenn ich sie sehen will? Man könnte die Fotos auch direkt nach der Aufnahme löschen. Das hätte denselben Effekt.

Fotokultur

Fotos sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Früher war ein Foto teuer. Man musste zuerst den Film und später die Ausarbeitung bezahlen. Also dachte man gut darüber nach, bevor man abdrückte. Kein Wunder, dass Fotos früher gestellt waren. Man trommelte die ganze Familie zusammen, arrangierte sie symmetrisch um das zentrale Motiv und zwang alle zu einem verbissenen „Cheeeeeeeeese“. Heute macht man eine kleine Fotoserie aus 120 Aufnahmen und spielt sie später, wie ein Daumenkino durch. Manche Smartphones machen gleich automatisch mehrere Bilder. Früher wurden die Bilder entweder in kleine Fototaschen gesteckt, oder in Alben geklebt. Das macht man heute nicht mehr. Heute speichert man sie auf dem Smartphone, oder der Cloud in Amerika. Aber was werden meine Kinder in vielen Jahren machen? Meine alten Handys aus der Lade holen, ein antikes Ladegerät besorgen und am winzigen Display Mitteilungen aus der Kita lesen und Serienbilder von Alltagssituationen sichten?

Familiengeschichte

Fotos sind seit Generationen ein Teil der Familiengeschichte. Vergilbte Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind die einzige Möglichkeit sich die Großeltern in jungen Jahren und die Welt vor der eigenen Geburt anzusehen. Zukünftige Generationen werden diesen Teil der Familiengeschichte nicht mehr sehen. Vielleicht sind wir aktuell dabei, eine Lücke in der Dokumentation zu erzeugen. Papier ist zwar vergänglich, aber zumindest hält ein Foto länger, als ein Smartphone und auch Länger als eine Festplatte, oder eien DVD. Da ich möchte, dass meine Kinder ihre Kindheit später einmal auch in Bildern sehen können, brauche ich also eine Lösung. Ich habe dazu mehrer Ansätze, aber alle sind mit Arbeit verbunden. Anbieter, wie www.eyebase.com bieten eine cloudbasierte Lösung für Fotos an. Dort kann man die Bilde in einer übersichtlichen Ordnerstruktur ablegen und zusätzlich noch Sammlungen anlegen. Man kann also mit den Ordnern die Chronologie abdecken und dann etwa zu Urlauben, zu Weihnachten und Geburtstagen, oder zu den einzelnen Kindern und Schauplätzen Sammlungen anlegen. Das kostet zwar Lizenzgebühren, ist aber eine webbasierte Lösung und die Bilder sind sicher.

Drucken?

Eine andere Variante wäre das Ausdrucken der Bilder. Fotobücher, oder ganz einfache Fotoalben, würden dasselbe Erlebnis, das ich selbst hatte, auch für meine Kinder garantieren. Papier ist tatsächlich haltbarer als Daten. Jeder Datenträger nützt sich ab und verliert irgendwann die gespeicherten Informationen. Ich habe gehört, dass es aktuell eine neue Entwicklung gibt, bei der die Daten in einen Kristall geschliffen werden. Das ist vielversprechend, dauert aber sicher noch eine Weile. Also bleibt vorerst der Ausdruck als die beste Variante. Das hat aber auch einen Nachteil. Es sind schlichtweg zuviele Bilder. Man muss also richtig viel Zeit dafür aufwenden, die Fotos zu sichten. Ideal wäre wohl eine Kombination aus beidem. Speichert man die Fotos in der Cloud und sortiert sie dort nach besonders und ganz alltäglich, dann kann man ganz einfach die besonderen Fotos in den Druck geben und hat trotzdem alle Fotos um Zugriff. Eine ideale Lösung!