© Constantin Film Verleih GmbH / Ashley Tisdale in “Scary Movie 5″.
In der heutigen Zeit kann man schon gar nicht mehr davon ausgehen, dass ein qualitativ guter Spoof-Film die Zuschauerschaft ereilt. Spoof-Film, das sind jene Erzeugnisse, die sich nach den Vorlagen meist mehrerer Werke eines Genres neu zusammen setzen, sich über Genre Konventionen lustig machen, selbst reichlich Schabernack hinzufügen. „Loaded Weapon“ als teils Verarschung, teils Hommage an die wunderbare Actionkomödienreihe „Lethal Weapon“, ebenso Leslie Nielsen in seinen „Die nackte Kanone“-Ausflügen, weniger auf spezielle Filme zugeschnitten, sich mehr um ein ganzes Genre – den Kriminalfilm – drehend als Spoof zu verstehen. Oder um es ganz einfach zu erklären: die Übersetzung von „to spoof“ besagt schlicht „parodieren“. Die seit 2000 beständig im Kino vertretende „Scary Movie“-Reihe muss eigentlich als Spoof-Spoof-Film gesehen werden, basiert der erste Teil doch ursprünglich auf „Scream“, diesem Teenie-Horror, der selbst nicht ganz ernsthaft mit dem eigenen Genre umging. Dennoch entwickelten die Wayans Brüder – Keenan Ivory, Shawn und Marlon – mit ihren Scary Movies einen ganz eigenen Humor, der sich nun leider, mit der bereits fünften Episode, in eine höchst langweilige Richtung orientiert. Denn nun vermag man sich nicht mehr von anderen unterirdisch konzipierten Komödien dieser Art abzuheben.
Ashley Tisdale mit Filmfreund Simon Rex und Cäsar, einem intelligenten Affen.
Nachdem Anna Faris bis 2006 in vier Teilen der Reihe die Hauptrolle übernommen hatte, ist nun Ex-Disney Girlie Ashley Tisdale – vor allem ihre Rolle als blonde Zicke Sharpay in den „High School Musical“-Filmen hat ihr zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen – das Hauptaugenmerk in „Scary Movie 5“, mit dem die Wayans Brüder nun nach sieben Jahre Pause nichts mehr zu tun haben (dafür haben sie „Ghost Movie“ veröffentlicht). Während der erste Teil noch vier Jahre zwischen sich selbst und der parodierten Vorlage – „Scream“ (1996) – zu verbuchen hatte, ist es bemerkenswert wie aktuell der neueste „Scary Movie“-Teil arbeitet, wenn er mit „Mama“ einen Horrorfilm desselben Jahres auf die Schippe nimmt. Hier hört das Staunen dann aber auch schon auf.
Man könnte sagen, Ashley Tisdale spielt Jessica Chastain, eignet sich ihren Look aus „Mama“ an, mit kurzen schwarzen Haaren auf Gothic getrimmt, gerät sie immer dann in Panik, wenn ein Kindersegen in Aussicht stehen könnte. Trotzdem bekommt sie drei Adoptivkinder aufs Auge gedrückt. Diese werden zuvor von den Rappern Snoop Dogg und Mac Miller in einer unbewohnten Hütte im Wald gefunden. Von hier an entwickelt sich ein wenig Spuk, noch viel mehr Albernheiten, mit zahlreichen Querreferenzen zu „Planet der Affen: Prevolution“ und „Black Swan“, ebenso wie „Paranormal Activity“, „Inception“ (Ben Cornish als täuschend echt aussehender Doppelgänger von Leonardo DiCaprio) oder „Zero Dark Thirty“.
Gerade bei letztgenannten Film muss man kurz schmunzeln, wenn eine der Töchterlein ihre Puppe per Waterboarding zum Sprechen animieren möchte. Hier wird der Gesichtsmimik ein kleiner Schmunzler entlockt, der beweist, dass Drehbuchautor David Zucker („Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, „Die nackte Kanone“) witzig sein könnte, wenn er nur wirklich wollte. Dann aber bleiben zu viele Momente einer Komik vorenthalten, die sich mit den Sexkapaden der Darsteller beschäftigt. Große Brüste hier, mächtiger Penis dort. „Scary Movie 5“ scheint irgendeine Unzulänglichkeit kompensieren zu wollen – oder aber schlicht, immerhin 13 Jahre nach dem gar nicht so üblen ersten Teil – sich nicht mehr des richtigen Tons bewusst zu sein. Es fehlt die oftmals heraufbeschworene gute alte Zeit, in der ein Leslie Nielsen (im dritten und vierten Teil der „Scary Movie“-Filme als US-Präsident zu sehen) allein durch einen harmlosen Versprecher mehr Gelächter auslösen konnte als Charlie Sheen und Lindsay Lohan in der aktuellen „Scary Movie“-Eröffnungssequenz.
Charlie Sheen und Lindsay Lohan.
Diese beiden versuchen sich selbst zu parodieren: Sheen als sexgeiler Hecht, der auch alleine Spaß im Bett haben kann. Lohan als kreischende Furie, die ihre auf Drogenkonsum basierende Verhaftungen im Fernsehen ertragen muss. Der Dämon tut gut daran, diese beiden Sternchen gleich zu Beginn aus der Gleichung zu nehmen. Dagegen spielt Ashley Tisdale überraschend gut gegen die Scherze des Drehbuchs an, macht sich wirklich zur Hauptdarstellerin, die jeden Witz zu ihren Gunsten auslegt, sich niemals zu sehr blamiert, sich niemals auf das Niveau unter der Gürtellinie einlässt. Dafür hat sie die Riege an Nebendarstellern, die sich ganz und gar dem Unfug ergeben.
Humor ist bekanntlich Geschmackssache, aber gerade wenn man sich an einer Parodie versucht, sollte man dazu in der Lage sein, den entsprechenden Vorlagen auch ein wenig Ehrerbietung entgegen zu bringen, sie nicht nur mit Sex- und Drogenwitzen durch den Kakao zu ziehen. Witzig sind die subtilen Momente: kleine Mädchen die Waterboarding betreiben, ein nur in Deutschland durchgeführter „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“-Scherz oder christliche Kids, die per Buch des Bösen immer wieder zu von Dämonen besessenen Wilden gemacht werden, sich bei der Umwandlung zurück in gute Christen über abgehackte Gliedmaßen wundern. Sam Raimi sollte sich für diese „Evil Dead“-Referenz bedanken, bestes Marketing für das bald in den deutschen Kinos anlaufende Remake. Leider sind das nur kurze Momente in einem abendfüllenden Spielfilm, die ebenso auf YouTube als Kurzfilm-Spoofs zur Geltung gekommen wären, vermutlich sogar mehr Klicks als Kinozuschauer bekommen hätten. So verschwinden diese kleinen Filmreferenzen in einem vermeidenswerten Gesamtwerk.
“Scary Movie 5“
Originaltitel: Scary Movie 5
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 86 Minuten
Regie: Malcolm D. Lee
Darsteller: Ashley Tisdale, Simon Rex, Erica Ash, Terry Crews, Charlie Sheen, Darrell Hammond, Lindsay Lohan, Snoop Dogg, Molly Shannon, Jerry O’Connell, Heather Locklear, Mike Tyson
Deutschlandstart: 25. April 2013
Im Netz: scarymoviefive.com