Schlimm genug waren sie, die Zahlen, die die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) im April vorlegte. Jeder Bundesbürger habe im Jahr 2008 im Durchschnitt umgerechnet 9,9 Liter reinen Alkohol zu sich genommen, analysierten die Experten in ihrem spannenden Jahrbuch Sucht 2010. Damit sei der "Verbrauch im Vergleich zu 2007 gleich" geblieben, aber er sei "natürlich viel zu hoch», warnte DHS-Chef Raphael Gaßmann.
Die Folgen der unmißverständlichen Warnung von Deutschlands oberstem Suchthelfer aber sind nun geradezu verheerend, wie eine funkelnagelneue Bilanz der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung enthüllt. Die Konkurrenz-Alkoholaufsicht nämlich hat eine Statistik erstellen können, nach der der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Alkohol nicht mehr wie eben noch bei 9,9, sondern inzwischen schon bei ganzen zwölf Litern Reinalkohol liegt. Mit diesem beherzten Konsumsprung um mehr als 20 Prozent rangieren Deutschlands Säufer nun europaweit an fünfter Stelle.
Ein schöner Erfolg jahrelanger nimmermüder Aufklärungsarbeit von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, mehr als eintausend Suchtberatungsstellen, Suchtbeauftragten und der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Erstmals seit Mitte der 80er Jahre, als saufen noch Volkssport war, konnte dank unzähliger bunter Kampagnen zur Förderung der Abstinenz so wieder Zuwachs beim Alkohol-Verbrauch erreicht werden.