Was Duisburgs OB Sauerland ein Jahr nach der Loveparadekatastrophe in seiner Stadt jetzt wieder zum besten gibt, gereicht jedem Biedermann zur Ehre.
Bei den Ruhrbaronen lese ich über ein Interview Sauerlands mit dem ZEIT Magazin. Demnach begründet er darin, warum er den Hinterbliebenen des tödlichen Verwaltungsversagen eine Entschuldigung schuldig geblieben ist: "Weil man daraus juristische Konsequenzen hätte ableiten können."
Ich kannte so eine eiskalte, oder empathieunfähige Denkweise bisher nur aus Berichten über die Nachkriegszeit und von Figuren in Max Frisch Stücken und Romanen. Würde Frisch noch leben, Sauerland täte ihn interessieren. Das Versäumnis. Die Katastrophe. Der Schreibtisch. Ich sag mal nichts, macht ja keinen wieder lebendig. Selbstmitleid ob des Erwartungsdrucks..
Noch etwas muss ich zum Thema Umgang von Kommunen mit Großveranstaltungen loswerden. Sie brüsten sich alle mit ihren Eventhallen und Topacts. Aber sie kriegen es nicht auf die Reihe, den Verkehr zu organisieren. Nicht nur in Duisburg. Auch z.B. in Glesenkirchen: Nach jedem Schalkeheimspiel scheint die BOGESTRA völlig überrascht, dass da zehntausende Fans plötzlich mit der Straßenbahn nach Hause wollen. In Berlin ist es ähnlich, zumindest an der alten Försterei. Es kümmert die Stadtväter schlicht nicht. Sobald die Veranstaltung vorbei ist, die Fans ordentlich Geld in der Stadt gelassen haben, dann können sie die Herren mal.
Gelsenkirchen hat jetzt bei einem mehrstündigen Metalfestival in der Arena noch einen drauf gesetzt: Zu wenig Toiletten und zu wenig Bierstände und zu allem Überfluss: Kein Bargeld sondern Knappenkarte. Eine Unsitte: Wer in der Arena trinken und essen möchte, muss erstmal eine Geldkarte kaufen. D.h. zweimal Schlange stehen. Und wer gibt diese schon komplett aus? Wer hat nach Konzertschluss Lust und Zeit, sich noch einmal in die Schlange zu stellen, um sein Wechselgeld abzuholen?
Zu wenig Bier. Und zu viele Eismänner. Auf dem Status Quo Konzert im Amphitheater am Kanal neulich kamen gefühlt auf jeden Besucher zwei Eismänner, die alle zwei Sekunden mit hochgehaltenen Cornetto Erdbeer durchs Bild liefen.
Kurzum: Es wird Ware in den Eventmarkt gepusht, soviel es nur irgend geht. Zum Dank, lassen ihn die Veranstalter und die ÖPNV-Verantwortlichen hängen. Da wird auf den Normalfahrplan gepocht. Draußen nur Kännchen. Drinnen kein Bier. Sieh zu, wie Du heim kommst. Wenn es zu Tumulten und Massenpanik kommt, hebe ich die Hände. Ich habe nichts unterschrieben. Verwaltungsprovinz.Organisierte Unschuld.