Sarrazin widerlegt: Die meisten Engländer sprechen besser Englisch

Erstellt am 20. Januar 2011 von Ppq @ppqblog

Einer geht noch, einer geht noch rein. Wo Sarrazin draufsteht, ist längst nicht mehr Sarrazin drin, sondern Interpretationen von Interpretationen, die in der obersten Etage der Qualitätsmedien inzwischen zu einem Wettbewerb darum geführt haben, wer sich selbst am schönsten vorführen kann. Eine ganze Widerlegungsindustrie gründet auf den "kruden Thesen" (Spiegel) des Sozialdemokraten.
Und immer, wenn man gerade denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch einer her, der den ehemaligen Bundesbanker nun aber mal wirklich widerlegt, dass es sich gewaschen hat. Diesmal heißt die Edelfeder Carsten Volkery, beim ehemaligen Nachrichtenmagazin "Spiegel" eigentlich Experte für Bonusbanker, Gefängnisblogger und die durch "Merkels Minimalismus" gefährdete Euro-Rettung. Volkery, der Name ist echt und spielt nicht auf eine völkische Betätigung an, hat einer BBC-Sendung gelauscht, in der der Ex-Senator und Soziademokrat seine Hasspredigten nun auch noch auf Englisch halten durfte. "Jetzt wendet sich Thilo Sarrazin ans Ausland", klittert der aus London zugeschaltete Experte für Englischsprachiges gleich eingangs, als sei Sarrazin nicht in eine BBC-Talkshow eingeladen worden, sondern habe den Sender Gleiwitz besetzt, um den Globus aufzurütteln.
Noch schlimmer als die bloße Anwesenheit des Volkstribunen mit dem Schlupflid:Er "verbreitet seine Thesen auf Englisch - mit starkem Akzent". Volkery hat genau hingehört und exakt verstanden, dass die kruden Thesen nun noch kruder klingen. "The whitest people get the fewest babies", versteht er, sagt Sarrazin gleich mal - zumindest laut erster Fassung. Später wird das in "brightest" geändert, ein bisschen Restqualität darf ruhig sein, auch wenn es um schlimme Vorgänge geht wie diese: "Zu Beginn darf Thilo Sarrazin sich selbst vorstellen. Er sei der Autor eines Buches, das man vielleicht so übersetzen könne: "Germany is doing itself away". Da freut sich der Brite, der Volkery aber zürnt: "Wenn es um Verkürzungen geht, scheint Sarrazin immer noch einen draufsatteln zu können. Und es machte ihm offensichtlich auch nichts aus, dass seine kruden Thesen in der fremden Sprache noch kruder klangen."
Crude, wie der Brite sagt, wenn er Öl meint. Hier ist das Maß voll, noch ehe sarrazin richtig losgelegt hat. Schon der "saftige Einstieg" (Volkery) in eine erneute Wiederholng der "inzwischen sattsam bekannte Debatte", die nach früheren "Spiegel"-Erkenntnissen gar nicht von Sarrazin eröffnet wurde, sondern seit zig Jahren nur eben relativ unbemerkt im Spiegelarchiv geführt wurde. Haben wir davon nun nicht mal genug? Nein, nein, einer geht noch rein! "Rund 50 Minuten lang durfte der deutsche Bestsellerkönig am Dienstagabend in der BBC-Radiotalkshow "World have your say" seine Meinung über Muslime kundtun", hat das Magazin gestoppt. Grund genug, nun mindesten 100 Zeilen lang abzurechnen: "Die meisten Anrufer konnten besser Englisch als Sarrazin", haha! Der olle Langweiler aber ließ sich davon nicht aus seinem kruden Konzept bringen und "warnte davor, dass politische
Korrektheit die Demokratie gefährde". Dreist!
Viel mehr passiert nicht und man merkt dem Treiber an, dass er sich mehr von der Jagd auf unkorrekte Formulierungen versprochen hatte. Zum Glück ruft noch eine gewisse Kübra an, Tochter türkischer Gastarbeiter, die von Hamburg aus über "Anfeindungen auf der Straße" berichtet, "weil sie ein Kopftuch trage". Sarrazin hat kein Mitleid. Sie sei doch selber schuld: "Wenn Sie Ihr Kopftuch tragen wollen, ist das Ihre Entscheidung. Aber wenn Sie es tragen, sollten Sie nicht überrascht sein, wenn Sie als etwas Fremdes in der Umgebung angesehen werden. Diejenigen, die in Deutschland ein Kopftuch tragen, sondern sich freiwillig vom Mainstream ab. Es ist Ihre Entscheidung, ein Kopftuch zu tragen und in Deutschland zu wohnen. Sie könnten genauso gut in den USA oder der Türkei wohnen."
Nach Ansicht von Carsten Volkery, der in Deutschland aufwuchs und heute in Großbritannien lebt, ist das ja nun "ein kurioser Ratschlag für jemanden, der in Deutschland aufgewachsen ist". Ins Ausland gehen. Wer macht denn sowas? Und warum? Deshalb habe Sarrazin "schnell das Thema gewechselt". Sonst, das war klar, wäre ihm der "Spiegel" diesmal auf die Schliche gekommen!
Mehr Widerlegungen der kruden Thesen hier.