Sardinien 2017 – Anreise: Von letzten Vorbereitungen, lärmenden Kindern und italienischen Autofahrern

Um 6 Uhr früh klingelt der Wecker, denn wir haben vor der Abreise noch einiges zu erledigen. Gegen das Schlafzimmer prasselt der Regen und die Bäume biegen sich im Wind. Ein Wetter wie an einem Herbsttag in einem Edgar-Wallace-Roman, was die Vorfreude auf den Urlaub noch weiter steigert.

Meine erste Herausforderung des Tages besteht darin, im Kleiderschrank einigermaßen akzeptable Klamotten zu finden. Die gesamte Urlaubsbekleidung ist nämlich bereits im Koffer verstaut und alles, was noch im Schrank liegt, ist wahlweise zu groß, zu eng, zu bunt oder zu hässlich. Somit muss ich mich mit einem Outfit begnügen, das irgendwo zwischen Straßenzeitungsverkäufer und Kartoffelsackmodel liegt.

Sardinien 2017 – Anreise: Von letzten Vorbereitungen, lärmenden Kindern und italienischen Autofahrern

Koffer. Für die mit leichtem Gepäck reisende Familie.

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Koffer. Für die mit leichtem Gepäck reisende Familie.

Nach einem kurzen Frühstück zieht die Frau los, um die Kinder vom Judo-Camp abzuholen. Die beiden verbrachten die letzte Woche in einem brandenburgischen Nest in einer Sport-Anlage, die realsozialistischen Charme versprüht und bei der mehr Wert auf Funktionalität denn auf Komfort gelegt wird. Ich mache mich derweil auf den Weg zur Bank, wo ich eine größere Summe abheben muss. Den größten Teil der Miete für unsere Ferienwohnung sollen wir heute Abend in bar entrichten. Während ich das Geld am Automaten ziehe, verdränge ich meine Gedanken, welche steueroptimierenden Pläne der Vermieter damit verfolgt, ob wir uns damit strafbar machen und wie komfortable sardische Haftanstalten wohl sind.

Auf jeden Fall laufe ich jetzt mit einem dicken Geldbündel durch Moabit und fühle mich, als trüge ich ein großes „Überfall mich!“-Schild in der Hand. Entsprechend argwöhnisch betrachte ich die Passanten auf der Straße. Bei der Gehhilfe der älteren angeblich fußlahmen Seniorin handelt es sich wahrscheinlich um einen Schlagstock, mit dem sie gleich auf mich einprügeln wird. Die junge Mutter fährt bestimmt gar kein Baby spazieren, sondern holt gleich ein Maschinengewehr aus dem Kinderwagen hervor. Und der Dönermann bei uns in der Straße, zückt sicherlich gleich das riesige Messer, mit dem er sonst das Fleisch vom Spieß säbelt, und wird die Herausgabe des Geldes von mir fordern. Überraschenderweise erreiche ich aber doch unbehelligt unsere Wohnung.

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Kurze Zeit später kommen auch die Frau und die Kinder nach Hause. Tochter und Sohn müffeln zwar ein wenig, sind aber ansonsten einigermaßen unversehrt. Abgesehen von einem lädierten großen Zeh beim Sohn, der ihm die Gelegenheit gibt, aufmerksamkeistheischend zu humpeln. Außerdem wurde er im Judo-Camp anscheinend einer musikalischen Gehirnwäsche unterzogen und singt nun unablässig Schlager von Vanessa Mai, Helene Fischer und Konsorten. Nach kurzer Zeit ist der Rest der Familie nur noch einen „Stern der deinen Namen trägt“ von einem Nervenzusammenbruch entfernt.

Die Frau versucht, den Kindern zu entlocken, wie es denn so im Trainingslager war, beißt aber auf Granit. Nach mehrmaligem Nachfragen, verweist die Tochter auf den Trainingsplan, der in WhatsApp rumgeschickt wurde, in dem sie doch nachlesen könne, was sie die ganze Woche gemacht hätten. Auch von dem Sohn ist weniger herauszubekommen als von einem Kartäusermönch, der sein Schweigegelübde einhält.

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Die Frau gibt ihre inquisitorischen Bemühungen auf und kümmert sich darum, die restlichen Klamotten in den Koffern zu verstauen. Währenddessen kontrolliere ich unseren Kühlschrank. Man möchte schließlich nicht irgendwelche verderblichen Lebensmittel vergessen, die einen dann nach zwei Wochen Urlaub als neue Lebensform begrüßen.

Die Übelkeit am letzten Tag vor dem Urlaub, wenn man alle verderblichen Waren aus dem Kühlschrank aufessen muss. Sie kennen das.

— Familienbetrieb (@Betriebsfamilie) 12. August 2017

Anschließend richte ich die elektronischen Geräte, die uns nach Sardinien begleiten sollen. Nachdem ich alles beisammen habe, liegen auf unserem Küchentisch vier Handys, ein Laptop, eine Digitalkamera, eine Spiegelreflexkamera, eine Laufuhr mit Satellitenemfpang, zwei E-Book-Reader, ein Simkarten-Stick ohne Simkarte, eine Powerbank, ein Steckdosenadapter, ein iPod, zwei Kopfhörer sowie diverse Lade- und Überspielkabel. Bei der EasyJet-Hotline teilt man mir mit, es sei nicht erlaubt, Uranbrennstäbe mit in den Flieger zu nehmen. Somit können wir am Urlaubsort leider nicht ein kleines Atomkraftwerk betreiben, das uns günstig den Strom für die ganze Gerätschaft liefert.

Digital Urlaubs-Detox, my ass.

Ein Beitrag geteilt von Familienbetrieb (@betriebsfamilie) am 12. Aug 2017 um 4:31 Uhr

Die Kinder testen derweil die Belastbarkeit des Berliner Breitbandnetzes aus, indem sie sich die komplette Deezer-Musikdatenbank, das gesamte Netflix-Angebot sowie diverse Handy-Games runterladen. Bei meiner Bemerkung, es wäre aber schon schön, wenn sie nicht den ganzen Urlaub über in ihre Handys glotzten, rollen die beiden mit den Augen. (Weil ich keinen Snapchat-Account besitze, halten mich die beiden ohnehin für einen analogen Neanderthaler.) Sie erklären mir mit leicht genervtem und die väterliche Autorität untergrabendem Unterton, es dürfe ja wohl noch erlaubt sein, sich auf dem Flug ein klein wenig zu amüsieren. Bei der Datenmenge, die sie sich auf ihre Smartphones gepackt haben, denken sie anscheinend, wir sitzen bis Ende des Jahres im Flugzeug.

Allmählich rückt unsere Abfahrt zum Flughafen näher. Es werden immer noch hektisch Taschen ein- und Koffer umgepackt, Reiseformulare unter Hochdruck ausgedruckt, Personalausweise verzweifelt gesucht, dreckiges Geschirr missmutig abgewaschen und hektisch Stullen für den Reiseproviant geschmiert. Die Stimmung ist – um es euphemistisch auszudrücken – leicht angespannt. Ein Wort würde genügen und in unserer Wohnung bräche die Schlacht um Helms Klamm aus. Wir bemühen uns aber alle sehr stark, damit die Situation nicht eskaliert. Formulierungen werden so bedächtig gewählt, als wären wir Diplomaten des Auswärtigen Amtes, aufkommende Irritationen atmen wir weg wie buddhistische Zenmeister und alles andere ignorieren wir mit einer temporären Schwerhörigkeit. Damit qualifizieren wir uns eigentlich als Mediatoren, die zwischen Donald Trump und Kim Jong Un vermitteln.

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Pünktlich um 14 Uhr fährt unser Taxi vor. Eine Frau steigt aus, begrüßt uns freundlich und hilft das Gepäck im Kofferraum zu verstauen. Da ich der Längste in der Familie bin, muss ich vorne neben ihr sitzen. Sie fragt mich gleich, wo es denn im Urlaub hingehen soll und legt dabei eine irritierende Fröhlichkeit an den Tag. In meinem Unterbewusstsein schrillen die Alarmglocken! Eine fröhliche Frau? Die will sich bestimmt unterhalten! (Mein Unterbewusstsein ist ein bisschen sexistisch.)

Eine klassische Win-Lose-Situation. Sie möchte auf der Fahrt zum Flughafen Konversation betreiben, ich möchte schweigen. Es kann hier nur einen Gewinner geben und das werde ich sein. Sofort verwandle ich  mich durch Verschränken der Arme, Runzeln der Stirn und Zusammenkneifen der Augen in die personifizierte Dialogverweigerung und hoffe dadurch, jeglichen Willen zur Unterhaltung bei ihr im Keim zu ersticken. Eine Strategie, die zunächst perfekt aufgeht. Nach wenigen Minuten gibt die Frau auf und ich habe mein Ziel erreicht. Wir fahren in angenehmer Stille über die Berliner Stadtautobahn.

Als ich mich allerdings zu sehr in Sicherheit wiege, schlägt die Fahrerin erbarmungslos zurück. Rund fünf Kilometer bevor wir den Flughafen erreichen, nutzt sie meine Unachtsamkeit aus und überschüttet mich mit einem Wortschwall, dem ich mich nicht entziehen kann. Sie erzählt wortreich davon, dass sie neu in dem Job sei, immer nur kurze Touren bekomme und dies das erste Mal sei, dass sie nach Schönefeld fahren dürfe. Wider besseren Wissens sende ich durch einige unvorsichtige „Ach ja?“, „Stimmt.“ und „Wirklich?“ Signale aus, die sie als Interesse meinerseits interpretiert und sie ermutigt, mir ihre komplette Lebensgeschichte auszubreiten. Ich muss bei nächster Gelegenheit unbedingt meinen arabischen Friseur fragen, ob er nicht einen taxifahrenden Bruder oder Cousin hat, der genauso wenig Deutsch redet wie er. Den würde ich dann für meine nächste Fahrt zum Flughafen buchen.

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Allerdings muss man der Fahrerin zugute halten, dass sie uns zügig durch den Berliner Wochenendverkehr kutschiert hat, so dass wir noch vor dem Beginn der Check-In-Zeit ankommen. Eine Easy-Jet-Angestellte weist uns barsch an, gefälligst erst zwei Stunden vor Abflug wiederzukommen. Man kann der Dame wirklich nicht vorwerfen, sich durch devote Unterwürfigkeit bei den Passagieren einschleimen zu wollen.

Als wir endlich einchecken dürfen, müssen wir uns in eine Schlange von gefühlt 200 Leuten einreihen. Anscheinend sind wir nicht die einzigen Menschen, die im August in den Urlaub fliegen wollen. Verrückt!

Hinter uns steht ein kerniger Endfünfziger, der seiner Partnerin erzählt, er mache immer zwischen Oktober und Dezember eine Globuli-Therapie und wäre dadurch seit 20 Jahren grippefrei. Danach verzehrt er eine Vollkornstulle mit veganem Aufstrich. Woher ich das weiß? Weil er es sehr laut erzählt. Seine Partnerin sieht nicht gerade so aus, als freue sie sich übermäßig auf den gemeinsamen Urlaub.

Kurze Zeit später steht ein großgewachsenes blondes Pärchen neben uns in der Schlange, das wild mit Zunge knutscht. Dabei massiertder Mann energisch den Hintern der Frau. Ich befürchte, dass der Koitus nur noch eine Frage der Zeit sein kann und wir unfreiwillig Komparsen in einem schwedischen Pornofilm werden. Glücklicherweise kuckt die Tochter die beiden so angewidert an, dass ihnen die Lust vergeht und sie mit der Züngelei aufhören.

Nachdem wir endlich unsere Koffer aufgegeben haben, gehen wir direkt zum Security-Check-In, wo einige finster dreinblickende Männern, die ausschauen, als verdienten sie ihr Geld im Umfeld der organisierten Kriminalität und nicht in der Sicherheitsbranche, die Passagiere kontrollieren. Der Sohn ist hoch erfreut, dass der Metalldetektor bei ihm piept und er herausgewunken wird. Stolz, so gefährlich zu sein, lässt er sich von einem älteren Herrn abtasten. Ich versuche derweil, unsere Armada an Elektrogeräten zügig wieder in meinem Rucksack zu verstauen, damit die anderen Passagiere nicht so lange warten müssen. Den zunehmend lauter werdenden Unmutsäußerungen aus der Schlange hinter mir entnehme ich, dass mir das nicht so richtig gelingt.

Kurz vor Abflug gehen der Sohn und ich noch einmal auf Toilette. Interessiert studiert der Sohn im Waschraum das Angebot der dort aufgehängten Automaten. Mit ernstem Blick informiert er mich, dass man dort Kondome, Penisringe und Vibratoren kaufen kann. Irritierenderweise fragt er mich nicht, was das alles ist. Ich gehe einfach mal davon aus, dass der Sexualkundeinterricht, den er dieses Jahr hatte, thematisch sehr tiefgründig war.

Sehen Sie uns demnächst in einer neuen Folge von ‚Goodbye Deutschland‘.

Ein Beitrag geteilt von Familienbetrieb (@betriebsfamilie) am 13. Aug 2017 um 0:00 Uhr

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Als wir schließlich im Flugzeug sitzen, rede ich beim Start beruhigend auf die Tochter ein, die fürchterliche Angst vorm Fliegen hat. Eine Frau neben uns meint, das müsse sie nicht, runter kämen wir schließlich alle. Ich überlege derweil, ob eine Kopfnuss ein akzeptiertes Stilmittel der westeuropäischen Gesprächsführung ist.

Außer uns fliegen noch sehr viele junge Familien nach Olbia. Mit sehr vielen Kindern. Mit sehr vielen lauten Kindern. Normalerweise brüste ich mich immer damit, dass ich gegen anstrengende Kinder immun bin, so lange es nicht meine eigenen sind und ich für die Beendigung der Lärmbelästigung verantwortlich bin. Auf dem heutigen Flug ist dies nicht ganz so. Die mitreisenden kleinen Kinder sind alle aufgedreht und aufgeregt, gleichzeitig aber auch müde und hungrig. Eine sehr ungünstige Kombination. Entsprechend turbulent geht es in dem Flieger zu. Malbücher fliegen durch die Luft, Stifte fallen zu Boden, es wird gegen Rückenlehnen getreten und in einer Tonlage gekrischen, dass ich befürchte, die Fensterscheiben bekommen Risse.

Selbstverständlich mache ich auf einer rationalen Ebene den Kindern keinerlei Vorwürfe, denn schließlich sind es ja Kinder. Auf einer emotionalen Ebene gehen sie mir aber ganz gehörig auf den Wecker und lassen den Wunsch nach Reisen mit dem Privat-Jet bei mir aufkommen. Alternativ könnte ich bei den Stewardessen Schokolade und Süßigkeiten für alle Kinder kaufen. Preislich würde das wahrscheinlich keinen großen Unterschied machen.

Während des Landeanflugs findet der kleine Junge hinter mir Gefallen daran, laut „Kacka“ zu rufen. Wieder und immer wieder und zum Leidwesen seiner Mutter mit steigender Lautstärke. Je häufiger er es sagt, umso mehr drückt er meine Gemütslage aus. Kind müsste man nochmal sein!

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Nachdem wir in Olbia gelandet sind und unsere Koffer eingesammelt haben, die glücklicherweise unbeschädigt sind und nicht aussehen, als habe eine Nashornherde eine Irish-Dance-Nummer auf ihnen aufgeführt, holen wir unseren Mietwagen ab. Es ist ein Renault Kadjar, ein Modell, von dessen Existenz ich noch nie gehört hatte. Die Dame von der Autovermietung weist uns mehrfach darauf hin, dass es sich um einen Diesel handelt. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass wir Benzin tanken und der Wagen ausgepumpt werden muss. Oder um uns ein schlechtes Gewissen zu machen, dass wir für die Verrußung Sardiniens verantwortlich sein werden. Man weiß es nicht.

Nach kurzer Suche auf dem Parkplatz finden wir unseren Wagen. Er ähnelt in Größe und Form einem Shuttlecraft aus Star Trek. Mit souveräner Virtuosität steuert die Frau das große Ding von dem engen Parkplatz ab. Im Gegensatz zu mir fährt die Frau gerne Auto und freut sich, wenn wir im Urlaub mal einen Mietwagen haben. Ich beschränke mich dann immer auf die Rolle des Beifahrers, der hilfreiche Tipps bezüglich Navigation, Verkehrsfluss und dem Fahrverhalten der anderen Verkehrsteilnehmer gibt. Wir sind quasi wie Walter Röhrl und Christian Geistdörfer, die in den 80er Jahren mehrmals die Rallye Monte Carlo gewannen. Allerdings gehe ich davon aus, dass Christian Geistdörfer besser Autokarten lesen kann als ich und keine Schwierigkeiten gehabt hätte, Walter Röhrl aus Olbia hinaus zu lotsen.

Als wir bereits auf der Schnellstraße unterwegs sind, fällt mir ein, dass ich mich nicht vorab über die landestypischen Gebräuche und Gesten im italienischen Straßenverkehr kundig gemacht habe. Das ist ganz ratsam, denn man möchte ja nicht einem Autofahrer freundlich per Handzeichen die Vorfahrt überlassen und ihm dabei unbeabsichtigt signalisieren, dass man Geschlechtsverkehr mit seiner Mutter hat.

Die Autofahrt verläuft aber trotz der engen kurvigen Straßen vollkommen unproblematisch. Entgegen jeglicher Klischees fahren die Italiener sehr gesittet, zurückhaltend und irritierend vorschriftsmäßig. So etwas kann das eigene vorurteilsbehaftete Weltbild stark ins Wanken bringen, wenn italienische Autofahrer sich an die Straßenverkehrsordnung halten. Wo soll das noch hinführen? Am Ende gibt es hier gar keine leckeren Nudelgerichte und Pizzen und das Eis schmeckt auch nicht. Da hätten wir auch gleich in Castrop-Rauxel Urlaub machen können.

Kurze Zeit später ist die Welt der Vorurteile und Stereotype aber wieder in Ordnung. Ungefähr auf der Höhe von Palau überholt uns mit großer Geschwindigkeit ein Fiat Punto in einer Überholverbotszone, in der Tempo 30 gilt, und stört sich nicht daran, dass uns gerade zwei andere Autos entgegenkommen. Nur durch scharfes Bremsen der Frau (Sie ist halt doch nicht Walter Röhrl, der wahrscheinlich durchgezogen hätte) und unter heftigem Schlingern schafft der Wagen es wieder auf die richtige Fahrbahn zu kommen. Von da an werden wir geschnitten, man fährt dich auf uns auf, überholt uns an unübersichtlichen Stellen und nimmt uns  mehrmals die Vorfahrt. Das ist das autofahrende Italien, wie wir es erwarten haben. Dann kann ich wenigstens davon ausgehen, dass wir hier doch schmackhafte Nudeln, vorzügliche Pizzen und köstliches Eis bekommen werden.

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Für die Übergabe der Schlüssel zu unserem Ferienappartement wurden wir noch vor Abreise per Mail instruiert, dass wir circa fünfzehn Kilometer vor Santa Teresa Gallura dem Vermieter eine SMS schreiben sollten, der wiederum einem gewissen Giovanni Bescheid geben würde. Besagter Giovanni nähme uns dann an der ersten Tankstelle im Ort in Empfang und brächte uns zur Wohnung, wo wir ihm das Bargeld aushändigen sollten. Das klingt alles sehr aufregend und fühlt sich an wie eine Mischung aus Lösegeldübergabe und Agententausch auf der Glienicker Brücke.

Ich frage mich allerdings, wie wir diesen Giovanni überhaupt erkennen sollen. Trägt er eine Zistrose im Knopfloch oder einen Corriere della Sera unter dem Arm? Man möchte das viele Geld ja nicht irgendeinem Wildfremden überreichen und ihm den Tag seines Lebens bescheren, während man selbst die nächsten zwei Wochen in der sardischen Wildnis wild campen muss.

Da nur ein einziger Mensch an der Tankstelle wartet, gehen wir davon aus, dass es sich um Giovanni handelt. Er entpuppt sich als altes Männlein, das uns mit einem klapprigen alten Piaggio-Wägelchen durch einige steile Serpentinen zur Ferienwohnung lotst.

Giovanni führt mich durch das Appartement, während die Frau versucht, einen geeigneten Parkplatz für unser Space-Shuttle zu finden. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen. Da sie nämlich etwas aus der Übung ist, was das Einparken eingeht, muss die Parklücke mindestens drei Mal so breit sein, wie das Auto. Mir obliegt es aber nicht, dies kritisch zu kommentieren, denn aufgrund meiner eigenen Einpark-Legasthenie benötige ich einen leeren Supermarktparkplatz, um ohne irgendetwas zu beschädigen, einzuparken.

Die Verständigung mit Giovanni ist für mich etwas herausfordernd, da er ausschließlich italienisch spricht. Dabei merke ich sehr schnell, dass sich ein großes Latinum auf dem Abiturzeugnis zwar sehr gut macht, es im Alltag aber vollkommen unnütz ist. Wenigstens kenne ich nach der Wohnungseinweisung die italienischen Wörter für Küche (Cucina), Schlafzimmer (camera da letto), Bad (bagno) und Müllentsorgungsplatz (posto per spazzatura). Das wird mir in den nächsten zwei Wochen sicherlich weiterhelfen.

Gute Nacht!

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Alle Teile des Sardinien-Tagebuchs finden sie hier.


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