Als ich nach der Rückkehr vom Morro noch ein Foto auf dem Hauptplatz von Santiago machte, sagte eine Stimme hinter mir: „Guter Fotograf.“ – auf Deutsch ! So kam ich mit Eliel ins Gespräch, der einige Jahre in der DDR gearbeitet und die Wende in Magdeburg erlebt hatte. Nachdem wir uns einige Zeit unterhalten hatten, lud er mich auf einen Drink ein. Keine leichte Aufgabe, denn die meisten Bars in der historischen Altstadt sind für Touristen gedacht, „und die Preise dort kann ich mir nicht leisten,“ sagt er. In die nächste Schwierigkeit bringe ich ihn, als ich ihm sage, dass ich keinen Alkohol trinke; denn die alkoholfreien Getränke sind auch ziemlich hochpreisig. Die Lösung lautet schließlich „Tomatensaft“. Ich erfahre, dass es in Santiago nur vier Eier pro Monat auf Lebensmittelkarte gibt, in Havanna dagegen acht. Auch gibt es in Santiago weniger öffentliche Busse, stattdessen bieten private Unternehmer einen Steh- oder Sitzplatz auf einem umgebauten LKW für 1 Peso an (3 Euro-Cent; in Havanna kostet der Bus aber nur 0,40 Peso; Foto unten). Und die alten amerikanischen Straßenschlitten, die in Havanna als Sammeltaxis dienen, fehlen ebenfalls. Stattdessen kann man für denselben Preis (10 Peso – 0,30 Euro) auf dem Rücksitz eines Motorradtaxis mitfahren. „Havanna ist Havanna, so sagen wir in Santiago.“ Er bezahlt die Rechnung. Ich muss ihm erst bestätigen, dass ich seinen Stolz nicht verletzen will, bevor er akzeptiert, dass ich ihm das Geld (40 Peso, 1,20 Euro) zurückgebe.
Unter den politischen Parolen an den Häuserwänden fällt mir immer wieder der Spruch auf, „Santiago ist Santiago“. Vermutlich ist gemeint, „… und nicht Havanna“.