Zunächst einmal waren wir froh, den Eiskammern des Hotels zu entkommen und die Strahlen der, wirklich warmen, Sonne zu genießen. Wir hatte uns nicht auf diese Temperaturen (zwischen 18-25°Celsius) eingerichtet und so habe ich mir einen Alternativ-Schuh gekauft. Nach dem vielen Sitzen war uns nach gehen und so lag ein Strandspaziergang nahe.
Von einem militärisch anmutenden Hotspot zum nächsten – offenkundig treibt die Fitnesswelle eigenartige Blüten. Gar zu amüsiert und doch befremdet waren wir beim weiteren Gang entlang des Muscle Beach. Aberhunderte, mehr oder weniger sportlich Aussehende unterzogen sich einer Art Zirkeltraining mit Drill Instructor. Lautstark wurden die Teilnehmenden zur Sau gemacht, um hernach ihre Füße noch tiefer in den Sand zu treten und sich noch ein paar Liegestütz abzuquälen. Bloß schnell weiter!
Venice Beach an sich hat uns nicht vom Hocker gehauen, kaum verlässt man die schick hergerichtete Strandstraße, liegen die Straßen fad, dreckig und grau da. Kein Glanz und Gloria. Nicht, dass wir den erwartet hätten aber der Gedanke von mehr Schein als Sein trat in dem Moment (nicht zum ersten Mal) auf. Schockiert hat uns die Vielzahl der Obdachlosen, nicht so sehr die Zahl an sich (es ist schockierend aber wir wissen, dass es Realität ist – wir kommen schließlich nicht vom Mond). Wir sind zu der Annahme gekommen, die Stadt lässt sich was einfallen, um den Anblick etwas “wohlgefälliger” zu gestalten.
Ein Kleinod fand sich doch noch in Venice – der Abbot Kinney Boulevard ist eine Straße voll mit kleinen Galerien, hübschen Lädchen für Papier, Kunstgewerbe und einigen einladenden Cafés und Restaurants.
So landeten wir im Intelligentsia und tranken köstlichen Espresso, genossen die Anwesenheit von sympathischen Mitmenschen und versöhnten uns ein wenig mit Venice.
Und ja, wir haben eine Tour durch die Stadt gemacht. Um unser beider Nerven zu schonen, nicht mit einem Mietwagen sondern mit einem Bus. Da ging’s hübsch durch Santa Monica, Brentwood, Downtown LA und dann nach Hollywood.
Ach Gottchen, wann wir aber auch immer unsere Kameras zücken sollten – da wohnt der und da die, in dem Haus starb… und dort sieht man oft… Brentwood war wirklich beschaulich und adrett, der Rest im wahrsten Sinne Traumfabrik, nicht unser Ding. Wir haben auch nicht das Hollywood-Sign fotografiert. Eigentlich war es mein Wunsch, im ehrwürdigen Chateau Marmont einen Cocktail schlürfen, das haben wir uns auch geschenkt, nachdem der Trubel in der City kein Ende zu nehmen schien.
Ich hatte permanent das Gefühl, die Stadt zippelt und zupft und zerrt an mir, ein Overload an Geräuschen, Menschen, Gerüchen – einfach zuviel. Nein, ich habe weder soziale Angst noch bin ich agoraphobisch – ich hatte nur den Wunsch, nach Hause zu kommen. In mein kleines Europa, in mein vertrautes Europa.
Und da scheint mich wer erhört zu haben, True Food Kitchen hat alles rausgerissen!
Das Essen überzeugte, sodass wir zweimal dort waren. Erfrischend herb-säuerlich war das Olivello-Sorbet. Nach einigen Erklärungen und Nachforschungen stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Art Sanddorn handelt – kam mir doch auch so vertraut vor, der Geschmack. Gutes Essen hilft mir immer wieder, mich gut zu fühlen, anzukommen und zu relaxen.
Und dann gab’s noch einen kurzen Abstecher zum Farmers’ Market von Santa Monica. Der ist gut besucht und bietet allenthalben Variation.
Alsbald hieß es Abschied nehmen. Eine beeindruckende, äußerst anstrengende Reise (den Jetlag haben wir nicht überwunden) neigte sich dem Ende. Die Food-Blogger-Welt ist eine freundliche, aufgeschlossene. Es spielt keine Rolle woher man kommt, es gibt einen gemeinsamen Geist, etwas, was stark verbindet – die Liebe zum Essen, zum Kochen und zum Geschichten erzählen.
Darüber hinaus habe ich gelernt, dass meine Wurzeln hier mächtig stark sind. Dabei ist es weniger, dass ich mich als Deutsche fühle – eher europäisch. Die Erkenntnis selbst war nicht so neu aber das Gefühl war ein unbekanntes, ein neues, ein wohltuendes – ich weiß, wohin ich gehöre.