Wir sind alle unterschiedlich, das merken schon die Kleinsten: Papa ist anders als Mama, die große Schwester unterscheidet sich von der kleinen. Die eine Cousine spricht eine andere Muttersprache, die Tante aus der anderen Verwandtschaft wieder eine andere.
Für Kinder sind diese Unterschiede normal und gehören zum Leben dazu. Genau so lange, bis jemand daherkommt und bewertet: Der ist anders, das ist ja nicht normal!
Seitdem so viele Menschen auf der Flucht sind und auch wir in Deutschland die Auswirkungen westlicher Politik außerhalb Europas spüren ist das Thema Rassismus und Diskriminierung aktueller denn je. Doch wie kann ich meine Kinder für das Thema sensibilisieren?
„Sanggo der Waisenjunge" - ein Buch über Diskriminierung
Taba Keutcha, der seit über 15 Jahren in Leipzig lebt, stammt aus Kamerun und war schockiert, als sein damals achtjähriger Sohn im Fußballverein so offen diskriminiert wurde. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, gründete er mit Freunden den Verein Equilibre International e.V, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Und zwar über die menschliche Vielfalt in unserer Gesellschaft und über die Ursachen und Wirkungen von Rassismus und Diskriminierung.
Der Illustrator Marco Scanga fertigte die Illustrationen zu „Sanggo der Waisenjunge" im Rahmen seines Abschlußexamens an der Akademie Leonardo in Hamburg an.
Inhalt von „Sanggo der Waisenjunge"
In einem kleinen afrikanischen Dorf namens Basu warten Herr und Frau Bulu seit langer Zeit sehnlichst auf ein Kind. Mitten in der Regenzeit wird endlich der Junge Sanggo geboren, dessen Name „Beschützer des Volkes" bedeutet.
Sanggo war ein kleiner, starker und beliebter Junge. Viele sahen ihn als Vorbild, doch nicht alle im Dorf gönnten ihm dieses Ansehen.
Als er mit elf Jahren zum Waisenkind wurde, hatte er das Glück bei seiner Großmutter leben zu können. Durch Klugheit und Geschick konnte er sie beide gut ernähren. Sein umsichtiges und weises Handeln mißfiel aber dem König des Dorfes: er war neidisch darauf, daß Sanggo so gut beim Volk ankam.
Schlimm wurde es für Sanggo, als seine Großmutter starb. Fortan war er nach uralter Tradition verflucht und nicht mehr im Dorf erwünscht. Waisenkinder galten als Unheilbringer und wurden in die Schlangengrube geworfen!
Doch Sanggo weiß sich zu helfen und mit Hilfe von Magie wird er König eines anderen Dorfes und sein Verhalten hilft nicht nur ihm selbst zu Ansehen, sondern auch anderen Waisen, denn am Ende wird die Ächtung der Waisenkinder abgeschafft.
Meine Meinung zum Buch
Dieses Mal zählt meine eigene Meinung wohl nicht so viel. Ich finde es toll, denn „Sanggo der Waisenjunge" geht sehr behutsam mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung um. Die Fantasiegeschichte hat etwas mystisches alleine durch den Schauplatz in Afrika. Einem Ort, der für Europäer voll von Geheimnissen ist.
Die feinen, teils märchenhaften Worte und Beschreibungen Taba Keutchas werden unterstützt von den ausdrucksstarken Illustrationen Scangas.
Was die Kinder über das Buch sagen
Zunächst habe ich der Siebenjährigen das Buch vorgelesen: sie fieberte und fühlte mit dem Waisenkind Sanggo mit, gruselte sich vor den bösen Menschen und der Schlangengrube und betrachtete lange und intensiv die Zeichnungen. Sie fragte mich, warum Menschen so böse zueinander sein können, wo doch jeder zwar anders sei, jeder aber auch seine Besonderheiten hätte.
Die Neunjährige las das Buch gerade während ich noch diesen Text schreibe und rief mir im Hinausgehen zu: „Wenn Du noch etwas zum Schreiben brauchst, dann schreib, daß das ein cooles Buch ist. Es geht darum, daß auch Fremde, wie halt hier Afrikaner, total normale Menschen sind und man erst mal innen reinschauen soll wie Leute so sind. Und sie nicht Diskimidingsbums. Du weißt schon."
Die Jüngste, gerade fünf geworden brachte die Geschichte auf ihren eigenen Punkt: „Gell Mama, alle Menschen sind hübsch. Wenn man ganz genau hinschaut. So innendrinnen."