Sand im (ge)Triebe

Ich fühle mich förmlich genötigt dazu, irgendwas mit Riccola und diesem dümmlichen Werbespruch abzulassen, aber nein, ich verwehre mich dem Durchschnitt. Deshalb kein Riccola, keine Witze auf Schwitzerdeutsch sondern einfach nur eine Kruzkritik zu Ein Sommersandtraum.

Bevor ich zuviele Worte verliere, solltet ihr euch erstmal den Trailer ansehen. Habt ihr den gesehen und wisst dann ungefähr, worauf man sich bei diesem Film einlassen muss, dann lest weiter. Die anderen…auch.

Ein Sommersandtraum, Film von unseren Nachbarn aus der Schweiz, ist ein herrliches Cremetörtchen unter den 08/15-Filmen in diesem Jahr. Die Idee ist sichtlich von Stoffen wie Kafkas Verwandlung oder beispielsweise Pinocchio inspiriert, kann aber dennoch auf originelle Weise überzeugen. Alllein der Gedanke, ein Mensch verliert Sand…und dies dann verpackt in einer Dramedy, also einer Mischung aus Drama und Komödie…wer kommt auf diesen Blödsinn?
Aber die Mischung gelingt und saugt euch förmlich in die skurile Geschichte um den Musikliebhaber Benno, der mehr als nur ein Arschloch ist, ständig nachts von seiner Nachbarin aus dem Schlaf geträllert wird und zu allem Übel auch noch Sand verliert, hinein.

Der Film ist lustig und weiß zu unterhalten, schafft aber im letzten Drittel dennoch den Spagat zum Dramatischen. Zwar verliert es sich am Ende ein klein wenig in den üblichen Filmklischees, aber der Gesamteindruck bleibt positiv. Die Charaktere sind trotz ihrer Macken sympathisch und mit 88 Minuten ist der Film fast schon eine Zwischenmahlzeit.
Interessant wird der Film denke ich für alle, die sich ein wenig mit Philosophie oder Traumthematiken auseinandersetzen. Dann wird das Sandverlieren mehr zu einer Metapher und offenbart noch tiefere Zugänge in die Handlung.
Ich bereue es nicht, den Film blind im Kino besucht zu haben.

PS: Interessanterweise heißt der Film in der Schweiz Sandmann. Hier in Deutschland heißt der Film dann plötzlich Ein Sommersandtraum. Da fällt es mir irgendwie schwer, diesen Schwachsinn zu bewerten…