San Pedro de Atacama : Nicht das Abenteuer sondern ein Ziel.

San Pedro de Atacama : Nicht das Abenteuer sondern ein Ziel.
San Pedro de Atacama : Nicht das Abenteuer sondern ein Ziel.

Wie schon einmal in dieser Rubrik erwähnt, habe ich es 
stets abgelehnt, meine Reisen als Abenteuer zu bezeichnen
Mir waren und sind Menschen, die die wüstesten Reiseabenteuer zu berichten wissen, kaum dass sie das Flughafengebäude verlassen haben, höchst suspekt.
Der Reisende sucht nicht das Abenteuer sondern sein Ziel.
Bisweilen findet er sich aber trotzdem in einer Lage, in die er eigentlich nicht kommen wollte und die nachträglich betrachtet durchaus etwas Abenteuerliches an sich hat.

In der ersten Hälfte der 90er Jahre hatte Chile zwar die Militärdiktatur bereits abgeschüttelt, der Schatten Pinochets, der als Heereschef erst 1998 zurück trat, lag aber noch auf dem Land. Während in den meisten Regionen des Landes der öffentliche (Bus-)verkehr verlässlich und dicht war, stellte sich in Antofagasta heraus, dass die Verbindungen durch die Atacamawüste weniger dicht waren und mehr Zeit in Anspruch nehmen würden, als geplant. Ein Mietauto schien hier die einzige Möglichkeit, nicht nur die Städte an der Küste (Iquique, Arica) und den Lago Chungará im Grenzgebiet zwischen Chile und Bolivien sondern auch die weit verstreuten Geoglifas (Bilder aus gelegten Steinen) in der Atacama, vor allem aber San Pedro de Atacama (http://de.wikipedia.org/wiki/San_Pedro_de_Atacama) zu erreichen. 
Detaillierte Straßenkarten ließen sich weder beim Vermieter noch in einem der Geschäfte Antofagastas auftreiben, jedoch schien das Unternehmen nicht allzu schwierig. Zuerst der Straße No 25 bis Calama folgen und dort auf die No 23. abbiegen, die ohnehin nur nach San Pedro führt. Mit der Strichzeichnung aus dem Lonely Planet Guide machten wir uns zu zweit in einem 1,1 Liter Daihatsu auf den Weg.
Während es anfangs (Bild) wirklich auf einer asphaltierten Straße nur gerade aus ging und ab, verlor sich der Straßenbelag irgendwann einmal und wir polterten auf einer Schotterpiste dahin, von der einen so lange Pfeile (Desvio) auf eine andere Piste umleiteten, bis völlig unklar war, ob man sich noch annähernd auf dem richtigen Weg befand. 

Die etwa 300 km schienen endlos. 

Furchen und Gruben in der Piste wurden immer tiefer und ab und an saß der kleine Wagen mit seiner Bodenplatte auf.
Zuerst orientierte der Sonnenstand über die ungefähre Richtung in der unser Ziel lag, aber es wurde später und später.
Andere Fahrzeuge waren hinter Calama nicht mehr zu sehen und der Zeiger der Tankuhr neigte sich immer mehr nach links.
Habe ich vergessen zu erwähnen, dass es natürlich keine Tankstellen auf der Strecke gibt?
Nie werde ich den Anblick (Bild) vergessen, der sich uns bot, als ich schon ganz fest hoffte, von der vor uns liegenden Anhöhe bereits San Pedro erkennen zu können.
Meiner Begleitung entfuhr ein verzweifeltes 
das darf aber nun nicht wahr sein“, 
als lediglich eine Art Sanddüne hinter der Anhöhe in das nächste Tal führte. 
Der Reiseführer beschreibt eine der dortigen Landschaften wirklich als „ 
Valle de Luna“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Valle_de_la_Luna_(Chile)) 
nur sollte man sich diesem eher mit einer Reisegruppe als auf eigene Faust mit einem Kleinstauto nähern.
Ach ja, und wenn die „Nachgeborenen“ nun etwas von GPS „schwätzen“, so was gab es damals für den zivilen Gebrauch nicht einmal in Österreich, geschweige denn im Nach-Pinochet-Chile.
Die wild blinkende Tankuhr versuchte ich schon seit vielen Kilometern zu negieren, die Tanknadel hatte ihre linke Begrenzung schon längst erreicht und klebte unbeweglich an der Skala, als ich schließlich von weitem eine Gruppe von Bäumen und kurz danach das Ortsschild von San Pedro erblickte.
Das letzte Bild schoss knapp vor dem endgültigen Sonnenuntergang bereits in San Pedro, als die Schafe in den Stall getrieben wurden.
Mich erinnert es noch immer an das wohlige (OK, meinetwegen „wollige“) Gefühl „an einem Ziel angekommen zu sein“.
Die Alternative, irgendwo abseits der Hauptstraße mit leerem Tank liegen geblieben zu sein, mochte ich mir damals und möchte ich mir heute gar nicht vorstellen.
Wenn man http://maps.google.com/maps?q=San+Pedro+de+Atacama&hl=de&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=48.77566,45.615234&t=h&hnear=San+Pedro+de+Atacama,+El+Loa+Province,+Regi%C3%B3n+de+Antofagasta,+Chile&z=8  Glauben schenkt, 
dürfte die Straße nun komplett asphaltiert sein, so dass die Fahrt heute weniger abenteuerlich verlaufen wäre. 
Sollte ich nochmals dort hin kommen, dann habe ich sicher ein GPS, vielleicht sogar einen Reservekanister dabei, sicher ist sicher, 
denn eigentlich will ich ja nur Ziele erreichen und keine Abenteuer erleben.


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