Samstags-Fete am Ognon

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Samstag 2. August 2014.  Von Villers-sur-Saulnot nach Villersexel.

In der alten Schmiede im Dörfchen Villers-sur-Saulnot gibt es ein schlichtes Frühstück. Die slowakischen Mitbewohner sind in aller Frühe aufgebrochen. Colette will gleich zu einer Einkaufsfahrt aufbrechen und bittet uns, den Schlüssel fürs Zimmer der Gîte einfach in den Vorraum zu legen, wo die Hunde schon aufpassen werden.

  

  

Bald nach Villers teilt sich der Weg: nach links geht der im Buch beschriebene: 24 km. Nach rechts eine neue Strecke: 23 km bis Villersexel. Im Hinblick auf eine schmerzhafte Blase gehe ich nach rechts und überquere gleich danach die neue TGV-Strecke. Über einen Bergrücken komme ich hinunter ins Dörfchen Saulnot.

  

Weiter nach Südwesten zieht sich der Weg ins verwunschen auf einem Felsrücken liegende Granges-le-Bourg. Schloßartige Häuser mit verspielten Türmchen, präsentable Tore und alte Mauern – doch nirgendwo ein Café oder eine Bar. Seltsam.

  

Heute gibt es offenbar relativ viel Asphalt. Der Weg führt mich durch einen herrlich grünen Wald nach Secenans. Auch hier: Kirche, Mairie, paar Häuser. Ein plätschernder Brunnen ist die einzige Flüssigkeit…
Nun geht es drei Kilometer kerzengeradeaus auf einer ehemaligen Römerstraße bis Vellechevreux. Die Blase schmerzt. Am Ortsende lege ich eine Pause ein, doch die Sitzbank am Bouleplatz steht in der prallen Sonne. Also weiter!

  

Ein Stück Straße führt an einem alten, verfallenen Hausgemäuer vorbei, das die Schlingpflanzen des Waldes schon weitgehend erobert haben. Rechts ab und ansteigend bietet sich ein herrlich schöner (Vogesen-)Blick und eine wunderbare Wolkenstimmung am Himmel. Der Weg führt nun durch eine breite, sonnige Waldschneise. Links und rechts haben sich Brombeeren bis an den Wegrand vorgearbeitet und präsentieren mir ihre schwarzglänzenden Früchte. Das ist zu verlockend: Nun wandert eine süße Beere nach der anderen in meinen Mund. Ein wahres Gedicht ist das! Und auf Dauer sogar ein vollwertiges Essen.
Mitten im Wald wäre ich beinahe in ein quer zum Weg verlaufendes Spinnennetz gerannt. Im letzten Moment kann ich stoppen und versuche mit der Makrofunktion den kleinen Zappelmann auf die Platte zu bannen.

  

  

  

  

Über Villargent führt der Weg wieder über die TGV-Trasse. Ich raste an der Brücke und will einen Blick auf einen vorbei rasenden Schnellzug abwarten. Da kommt Elsbeth, die die andere Wegvariante gewandert war.  Gemeinsam legen wir den Rest des Weges bis Villersexel zurück. Die Unterhaltung lenkt von den schmerzenden Füßen ab. Wir lassen die Altstadt von Villersexel links liegen und überqueren den Ognon-Fluss in Richtung Campingplatz. Die Gîte d’Etape ist Teil des Campingplatzes und wir bekommen schnell unsere Zimmer. Ein kühler Eistee löscht noch vor dem Duschen genussvoll den Durst.

  

Man hat uns vorgewarnt: Heute sei auf dem Camping ein großes Fest, da werde es laut. Doch das stört den müden Pilger ja keineswegs. Es gibt verschiedene Flammkuchen und andere Gerichte. Ich esse einen mit Munsterkäse drauf! Wir genehmigen uns einen Pinot gris dazu und sind froh, fürs Erste nicht mehr weiter wandern zu müssen. Ein Schausteller hat sich auf Kinder spezialisiert: In einem Wasserbecken, das ständig umgewälzt wird, schwimmen Plastik-Entchen und man soll mit einer Art Angel versuchen, sie aus dem Wasser zu fischen. Doch anscheinend will niemand sich dieses Spiel antun. Aus einer Musikbox säuselt stattdessen Evergreens wie “Live is life”, “Rivers of Babylon”, “Viva Espana” oder “Tornero” …

  

Alleine im Viererzimmer auf der Rückseite des Hauses höre ich nur das Rauschen des Flusses, das Fest ist weit weg…

    25,0 km      3,11 km/h    7:35     433 hm    560 hm     93 km.

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