Gestern war die Politik mal wieder auf dem Marktplatz unserer münsterländischen Kleinstadt vertreten – ein untrügliches Zeichen dafür, daß die nächste Wahl näher rückt. Am übernächsten Wochenende dürfen die Bürger entscheiden, und da will man mit Flyern und kleinen Giveaways den mündigen Bürger noch auf den letzten Metern beeinflussen.
Kugelschreiber – die modernen Glasperlen
Das erinnert mich irgendwie an Missionare, die auf Südseeinseln auftauchen und den Eingeborenen Glasperlen (und Tripper, Syphilis und Herpes) als „Geschenk“ mitbringen. Oder an diesen Griechen mit dem Holzpferdchen.
Ein ähnliches Danaergeschenk sind auch die Kugelschreiber von CDU und SPD – ich hab mir trotzdem schon am Vorwochenende einen von den Konservativen geholt. Als ich gestern Mittag aus Proporzgründen auch einen sozialdemokratischen Kuli abstauben wollte, kam ich leider zu spät. Politisch war der Marktplatz ab Mittag schon wieder wie ausgestorben.
Die Wettbewerber im Detail
Neben den Wahlergebnissen von 2009 (60 Prozent für Bürgermeister Richard Borgmann von der CDU) machen es die Stände schon deutlich: Es geht um Platzhirsch gegen Koalition. Das Piraten-Orange der CDU (als „Wirtschaftspartei“ natürlich in größter Nähe zur Sparkasse) will mir immer noch nicht einleuchten.
Die Grünen haben erst gar keinen eigenen Sonnenschirm aufgebaut, dafür steht aber ihr technologisch interessantes Wahlwerbefahrzeug (Fahrrad mit Kiste drauf) zum Unterstreichen der Partnerschaft der Wahlhelfer von Doris Krüger gegen den gemeinsamen schwarzen orangenen Gegner direkt neben dem Stand der Arbeiterverräter von der SPD.
Das ist so eine Art Spiessbürgerliche Koalition. Dazu gibt es auch noch eine dritte Koalitionspartei, die UWG. Die hatten aber wohl besseres zu tun bei dem guten Wetter.
Keine Zeit, keinen Kandidaten oder kein Interesse hatten offensichtlich auch die FDP, die AFD und last not least die Piraten – kein Wunder, denn alle drei Parteien haben sich irgendwie selbst zerlegt und sind nur noch eine Art Strandgut am Meer der Zeit…
Die Prognose im Milchmädchen-Dreisatz
- 2004 hatte der CDU-Kandidat noch 70,2%.
- 2009 waren es nur noch 59,8% für den CDU-Kandidaten – 10,4% verloren
- 2015 Prognose á la Milchmädchen: 59,8-10,4=49,4% für Borgmann
Das muss noch nicht die Wende sein, die uns einen neuen Bürgermeister oder genauer gesagt, eine Bürgermeisterin beschert, aber es wäre nach dieser Prognose theoretisch möglich!