SAM – Zwei Echte Brudis im Interview

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Wenn man bei Sam und Chelo von Brudis redet, dann meint man in diesem Fall so wirklich echte Brüder. Und so verwundert es nicht, dass ihr am Freitag erscheinendes Debütalbum den Titel TTB (Two True Brothers) trägt. Um mehr über die Jungs und ihre Musik zu erfahren, verabredeten wir uns ganz romantisch zum gemeinsamen Brunch und redeten über ihr neues Album, Disstracks und Sneaker.

Ende 2012 ging bei euch alles so richtig los, das Jahr darauf dann jede Menge Konzerte und Touren. Wie lief 2013 aus eurer Sicht, was waren eure Highlights?

SAM: Nachdem wir 2012 erstmal unseren Plattenvertrag bekamen, konnten wir noch die RAOP Tour mitmachen. 2013 hatten wir dann unsere eigenen Shows und Auftritte auf Festivals von denen wir sonst nur geträumt haben. Rock im Park, Splash!, HipHop Open… das war alles sehr verrückt für uns. Was Live Gigs angeht, war 2013 dann unser Jahr. Es war vor allem ein sehr schnelles Jahr. Erst jetzt checkt man eigentlich wie krass das war.

Wir haben euch auf dem Splash! gesehen und waren überrascht wie viele Leute da schon bei eurer Show standen.

SAM: Na gut, wir waren auch vor Kendrik Lamar dran. Aber wir hätten auch nicht gedacht, dass die Leute so hinter uns stehen. Da kommt halt so ein Ami-Act auf den alle warten und vorher zwei deutsche Lauchs, aber die waren alle voll am Start – das war richtig cool!

Dieses Jahr geht es dann direkt mit eurem Album TTB weiter. Wie seid ihr da rangegangen? Gab es ein Konzept oder habt ihr einfach Songs gemacht und die besten ausgewählt?

SAM: Also es war nicht so, dass wir gesagt haben so und so muss es klingen, in die Richtung soll es gehen. Das Mixtape war ja auch schon nicht so und wir wollten uns nicht zu sehr verändern. Das hätte wahrscheinlich auch nicht funktioniert. Deswegen haben wir einfach Lieder gemacht und irgendwie schafft man es dann doch einen roten Faden reinzubekommen. Aber im Prinzip war es wirklich so, dass man aufgenommen hat und dann die besten Songs ausgewählt hat.

Wie effektiv habt ihr denn da gearbeitet? Manch einer macht bis zu 50 Songs für ein Album. Wie viele Tracks habt ihr insgesamt aufgenommen?

SAM: Das waren etwa 20 bis 30. Aber es ist ja auch ganz gut, wenn man noch ein paar Tracks mehr am Start hat – zum Beispiel für Exclusives.

Inwiefern hat sich die Arbeit an neuer Musik mit einem Label im Rücken verändert?

SAM: Wie gesagt, zu den vorherigen Sachen hat sich da eben nichts verändert. Wir sind froh, dass wir das nicht mussten. Von aussen, also von Chimperator, kam nie „Ihr müsst das jetzt so machen!“. Wir hatten das Mixtape damals mit einem schlechten Mikro vor einer Matratze aufgenommen. Für das Album haben wir vom Label ein gutes Mikro bekommen und konnten damit alles zuhause aufnehmen. Das ist der einzige Unterschied.

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Und geht es soundtechnisch nochmal einen Schritt weiter?

SAM: Es geht auf jeden Fall weiter. Im Prinzip war ja immer im Hinterkopf „Das ist das erste Album“ und man will ja immer noch was geileres machen. Wir haben uns da schon weiter entwickelt. Tiefsinnigere Texte und krassere Beats. Trotzdem erkennt man aber natürlich noch das typische SAM Ding!

Habt ihr wieder alles selbst produziert?

SAM: Nein, haben wir nicht. Wir haben richtig schöne Beats zugeschickt bekommen, unter anderem auch von Shuko, der viele Tracks auf dem Album produziert hat und den wir auch in seinem Studio besucht haben um mit ihm zusammen das Intro zu machen. Selbst produziert haben wir auch, aber wir wollten nicht auf Beat-Nazi machen und nur unsere eigenen Sachen nehmen. Wenn man gemerkt hat, dass der Beat von jemand anderem besser passen würde, haben wir halt auf unseren verzichtet. Ausserdem ist es für uns natürlich geil, wenn Leute wie Beatzarre oder Shuko und alle anderen überhaupt an uns denken und uns ihre Beats schicken.

Arbeitet ihr eigentlich zusammen an euren Produktionen oder haltet ihr das strikt getrennt – der eine ist der MC und der andere DJ und Produzent?

SAM: Wir produzieren beide. Aber jetzt wirklich von Punkt Null aus, haben wir noch nie etwas zusammen produziert. Oft ist es so, dass man eine Skizze hat und dann kommt der andere dazu und gibt seine Ideen dazu. Also wir machen das getrennt, jeder in seinem eigenen Zimmer.

Das heisst ihr wohnt auch zusammen?

SAM: Ja genau.

Und da nervt man sich nicht gegenseitig, wenn man den ganzen Tag an Musik arbeitet und sich danach noch zuhause sieht?

SAM: Das läuft bei uns ganz gut. Wir sehen uns eigentlich zuhause nur zum essen oder wenn wir am Wochenende zusammen feiern, weil wir auch den gleichen Freundeskreis haben. Es ist nicht so dass wir in einem Raum aufeinander sitzen müssen.

Ihr habt auch den Song „Déja Vu“ auf dem Album, in dem es die Textzeile „… ich bin jetzt ein Rockstar“ gibt. Wird es schon anstrengend für euch auf die Strasse zu gehen?

SAM: Nein, das ist noch total entspannt. Kann schonmal sein, dass man jemandem ein Autogramm geben muss, z.B. der Kassiererin im Lidl für ihre Tochter. Belästigend oder nervend wurde es noch nie. Für uns ist das cool so.

 

Habt ihr selbst Erwartungen ans Album was den Erfolg angeht? In den Medien wird momentan ja alles an Chartplatzierungen gemessen…

SAM: Es spielt schon eine Rolle, wie du gerade gesagt hast, jeder misst dich an der Chartplatzierung. Also für die Aussenwelt spielt das natürlich eine größere Rolle. Für uns ist es halt auch interessant zu sehen wieviel wir verkaufen und ob wir uns nach dem Album endlich einen Ferrari leisten können oder weiter Ford Fiesta fahren. Wir rechnen aber nicht mit sowas wie bei Carlo, also dass das Debüt Album direkt durch die Decke geht.

Wie lange habt ihr insgesamt am Album geschraubt?

SAM: Also die Songs der Wir EP waren eigentlich schon fürs Album gedacht, aber die haben wir dann rausgepickt. Wir waren ja auch viel unterwegs und haben alles dazwischen aufnehmen müssen. Das hat dann schon so 1,5 Jahre gedauert. Auf Tour hatten wir zwar auch mal ein Midi-Keyboard und Laptop dabei, aber das haben wir dann doch nie hinbekommen. Da sind wir eher „Zuhause Musiker“.

Als einziges Feature ist Fabio Battista mit auf der Platte. Die meisten Leute werden ihn noch nicht kennen. Könnt ihr kurz erzählen wer er ist?

SAM: Das stimmt, den kennen wahrscheinlich die wenigsten. Fabio ist ein guter Freund von uns aus der Heimat. Seine Stimme flasht einen einfach jedes mal wieder. Wir haben es leider nie geschafft mal was zusammen zu machen, aber für das Album sagten wir, den müssen wir jetzt mit dabei haben. Als wir den Song aufgenommen haben, hat es direkt gepasst.

Wieso habt ihr euch eben nur für dieses eine Feature entschieden?

SAM: Irgendwie hatte sich da sonst nichts ergeben. Wir wollten eigentlich ein Samy Deluxe Feature machen, aber das hat leider nicht ganz hingehauen. Er hatte keine Zeit als wir Zeit hatten, wir hatten keine Zeit als er Zeit hatte. Vielleicht kommt das ja noch.

Aktuell gab es wieder vermehrt Anfeindungen unter deutschen Hip-Hop Künstlern. Verfolgt ihr was in der Szene so passiert?

SAM: Ja, da hat man schon ein Auge drauf. Wir waren aber gerade im Urlaub und in Tokio um das Hallo!? Video zu drehen und haben dann auch nicht alles mitbekommen. Aber bei sowas ist man dann auch irgendwann zu faul, das alles zu lesen.

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Ihr seid da ja auch eher aussen vor und macht mehr „Gute-Laune-Musik“. War Battlerap nie ein Thema für euch?

SAM: Das haben wir tatsächlich noch nie gemacht. Aber vielleicht disst uns ja jemand mal so krass weg, dass uns keine andere Möglichkeit mehr bleibt. Also Rappers: Wo bleibt ihr? Wir warten auf Disstracks.

Für Psaiko.Dino habt ihr zusammen mit Celo & Abdi einen Track gemacht. Wart ihr zusammen im Studio, hat das vom Vibe gut gepasst?

SAM: Wir haben uns im Studio getroffen und haben zuerstmal über den Song geredet und abgehangen. Also man hat sich gleich von Anfang an richtig gut verstanden. Zur gemeinsamen Aufnahme kam es dann aber doch nicht. Beide Seiten wussten, um das und das geht es und dann hat man zuhause aufgenommen. Im Studio haben wir einfach zuviel Scheiss zusammen gemacht und rumgehangen. Die einzelnen Parts gingen dann an Psaiko und der hat das alles zusammen gemixt.

Man kann aus eurer Musik auch so ein bißchen raushören, dass Style was wichtiges für euch ist. Seid ihr Mode- und Sneakerfreaks?

SAM: Sneakerfreaks kann man jetzt nicht sagen. Aber wir verfolgen ab und zu schon welche Releases anstehen. Wenn was cooles rauskommt versucht man auch mal nen Schuh zu bekommen. Vieles wird aber einfach zu sehr gehyped. Schuhe die jetzt nicht so stark limitiert sind, sind auch oft richtig geil… das sehen viele Leute falsch.

Mal zwei Tage vor einem Laden campen, wäre also nix für euch?

SAM: Ich glaub da würde man versuchen über Chimperator an den Schuh zu kommen (lachen). Nee, bei dem Puma Blaze of Glory x Sneaker Freaker hatte ich kurz mal daran gedacht, aber das war mir dann doch zu krass. Wenn man den Schuh nicht bekommt, ist das dann auch nicht so schlimm.

True Story und danke für eure Zeit Jungs!


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