#Salzburg zur Festspielzeit: ein Krisenbericht

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HOTEL EUROPA: Ausblick ins versiffte Waschbecken und auf die Festung

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Regisseur mordet Clavigo: so verschwommen wie die Aufführung sind auch diese Bilder aus dem Salzburger Landestheater.

1.Akt. Jetzt wird gründlich abgecasht!

Am Stichtag, Montag,10.August, bietet das Hotel Sacher, früher Österreichischer Hof, über das Hotelportal Expedia ein Einzelzimmer für 962.- Euro an. Was im Rahmen der fünf Sterne als Gegenwert geboten wird, konnte ich nicht eruieren. Das Hotel verfügt zwar über Suiten mit herrlichem Festungsblick, hat aber unzählige Zimmer zur verkehrsüberlasteten Schwarzstrasse hin.

Selbst ein von außen gesehen bemerkenswert unscheinbares 3-Sternehotel wie der Lasserhof ist zum Stichtag 10.August ausgebucht. Unvorstellbar, dass hier jemand den von den Hotelportalen Amoma.com und otel.com als Schnäppchen präsentierten Fantasiepreis von 1.431.- Euro bezahlt hat. So teuer verkauft sich nicht einmal das 5 Sterne-Hotel Goldener Hirsch, das zum Stichtag ein Einzelzimmer z. B. über booking.com für 578.- Euro anbietet. Dieses Hotel befindet sich in der Tag und Nacht stark frequentierten Getreidegasse, Ausblick auf das gegenüberliegende Haus oder zum Universitätsplatz hin, also keineswegs berauschend.

Auch das 4-Sterne-Austria Trend Hotel Europa, der Hochhausturm am Bahnhof, verlangt zum Stichtag für eine Nacht OHNE FRÜHSTÜCK stattliche 489.- Euro. Wer zu spät kommt, den bestrafen eben die Hoteliers. Ich habe bereits vor drei Wochen in diesem Hotel ein Einzelzimmer MIT FRÜHSTÜCK für 369,46 Euro FÜR DREI NÄCHTE gebucht.

Das HOTEL EUROPA: Zimmer 601 mit herrlichem Festungsblick. Siehe Foto. (Das hässliche Haus , das sich in den Blick schiebt, retuschiere ich im Geiste.) . Das Personal: ob beim Empfang, Haustechnik oder Zimmerservice sehr kompetent und angenehm freundlich. Da verschmerzt man doch glatt das leicht versiffte Waschbecken ( siehe Fotodokument), die auszutauschende Batterie in der Fernbedienung und das zu kurz gekochte Frühstücksei ( Dotter schwamm im Wasser)

2.Akt. Überforderte Gastronomie.

Zum Beispiel: der SALZACH GRILL im 5-Sterne-Hotel Sacher. Angemerkt sei, dass ich, schon seit Zeiten, wo das Hotel noch Österreichischer Hof hieß, zu den Stammgästen in diesem Lokal zählte. Hier wurden zu meinen Schauspiel-Zeiten am Landestheater Premieren gefeiert, nach dem Theater ließ sich auch später hier angenehm schmausen. (Nostalgie: ein Mittagsmenü kostete damals 50 Schilling, das konnte sich sogar ein armer Jungschauspieler hin und wieder leisten).

Dass das Hotel Sacher sich mittlerweile mit 5 Sternen schmückt, hat der Salzachgrill noch nicht mitbekommen. Stichtag: Montag, 10.August. Nach einer entsetzlich oberflächlichen Clavigo-Vorstellung ( siehe weiter unten) wollten wir zu zweit hier essen. Ja, ja, der Laden war voll, aber das ist doch kein Grund, dermaßen peinlich unsorgfältig mit Gästen umzugehen! Das Bier kam nach einer halben Stunde, gleich danach DAS PAPRIKASCHAUMSÜPPCHEN MIT EINLAGE (Preis:fast 10.-€). Die Suppenschüsselchen waren einmal mit eher wässriger Suppe und einmal zur Hälfte nur mit Schaum gefüllt, den Paprikageschmack sucht mein Gaumen heute noch. Nachdem die Suppe ohne Widerworte runtergewürgt war, kamen die dazu bestellten Semmeln, keineswegs knackig, sondern a bisserl aufgebäht, es bröselte sich halt so dahin. Wenigstens hatten wir daran zu kauen, denn innerhalb einer geschlagenen Stunde wurden die Gäste an den Tischen rundum verköstigt, die von uns bestellten Hauptgerichte, Eierschwammerl und Kaiserschmarren blieben Wunschgedanke. Der Abend endete also so wie die Clavigo-Aufführung, im Desaster. Wir haben also 30.- Euro bezahlt, wobei wir noch reklamieren mussten, dass das Bier zweimal verrechnet wurde. (Vermerkt sei hier natürlich, dass der Geschäftsführer sich entschuldigt hat. Dennoch: das Leben ist zu kurz, um im Salzachgrill während der Festspielzeit nochmals essen zu wollen).

3.Akt. CLAVIGO ALS PUBLIKUMSVERARSCHE. Hinter mir müssen Studentinnen der Schauspielklasse des Mozarteums mit Freikarten gesessen haben. Sie jauchzten über die dümmsten Albernheiten, die sich der Regisseur Stephan Kimmig für seine Vergewaltigung von Goethes CLAVIGO einfallen hat lassen. Mit dieser Aufführung verkaufen die Salzburger Festspiele ihr Publikum für völlig bescheuert. Als berüchtigtes work in progress innerhalb der SZENE-Tanztheater-Darbietungen mag das noch durchgehen. Da sind ein Regisseur und seine outrierende Darstellerschar, die die feindliche Übernahme des Zuschauers planen, indem sie ihm Kasperletheater bieten und Goethe vorenthalten. Und weil wir ja alle weder Zeitung lesen noch TV-Nachrichten sehen, müssen wir uns in einem Break, der der moralischen Erbauung dient, über den Hunger in der Welt belehren lassen. (Die Mozarteum-Studentin in der Reihe hinter mir war notgedrungen beeindruckt und zischte einem flüchtenden Zuschauer "Arschloch" hinterher. Was uns für die Karriere der jungen Dame das Schönste befürchten lässt).

Die ganze multimediale Aufbereitung mit den auf Ballonseide projizierten Video-Einspielungen gehört zum Schnickschnack, wie es zur Zeit an den Stadttheatern für progressiv gehalten wird. Das Schauspiel bei den Festspielen schafft sich hiermit ab. Merke: blind im Vorhinein sollte man sich keine Tickets besorgen. Auf die Qualität mancher Aufführungen ist kein Verlass mehr. (Das Ballett , das früher sogar Martha Graham und John Neumeier aufgeboten hat, haben sie schon längst um die Ecke gebracht.)

(Bitte lesen Sie auch die Beiträge unter den Stichworten JEDERMANN und SALZBURG MON AMOUR in diesem Blog).


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