#Salzburg mon amour: Im Herbst

#Salzburg mon amour: Im Herbst

GEORG TRAKL

Musik im Mirabell

Ein Brunnen singt. Die Wolken stehn

Im klaren Blau, die weißen, zarten.

Bedächtig stille Menschen gehn

Am Abend durch den alten Garten.

Der Ahnen Marmor ist ergraut.

Ein Vogelzug streift in die Weiten.

Ein Faun mit toten Augen schaut

Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.

Das Laub fällt rot vom alten Baum

Und kreist herein durchs offne Fenster.

Ein Feuerschein glüht auf im Raum

Und malet trübe Angstgespenster.

Ein weißer Fremdling tritt ins Haus.

Ein Hund stürzt durch verfallene Gänge.

Die Magd löscht eine Lampe aus,

Das Ohr hört nachts Sonatenklänge.

(Ursprünglich trug das 1909 entstandene Gedicht den Titel "Farbiger Herbst. TRAKL überarbeitete 1912 für den Band "Gedichte" die letzte Strophe und änderte den Titel in "Musik im Mirabell.)


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