Die von Ärzten immer wieder den Patientinnen und Patienten eingebläute Mahnung, mit Salz äusserst sparsam umzugehen, wird wohl baldnicht mehr wie bisher zu hören sein.
In letzter Zeit verlautete schon mehrfach von Wisssenschaftlern, dass anscheinend der Salzbedarf und damit die gesundheitlich schädliche oder unbedenkliche Menge für Menschen sehr unterschiedlich sein könnte.
Ein Team um Prof. Dr. Jens Titze für Elektrolyt- und Kreislaufforschung am Uni-Klinikum Erlangen, hat nun die simulierte Weltraumreise der deutsch-russischen Mars500-Mission unter anderem dazu genutzt, endlich einmal Salzaufnahme und -ausscheidung einer Gruppe exakt, über einen Zeitraum von 105 und dann 205 aufeinanderfolgenden Tagen, festzustellen.
Zu diesem Ansatz kam man, weil bei den üblichen Diagnoseverfahren sich meist Werte ergeben, die von den Ärzten angezweifelt werden. Denn der im Urin gemessene Salzgehalt entspricht meist nicht den Angaben der Patienten über die mit Nahrung und Getränken aufgenommene Salzmenge.
Bei der Kontrollgruppe enthielt der Speiseplan eine bekannte Menge Speisesalz. Der Zeitraum des Tests ermöglichte überdies eine kontinuierliche Diagnose über längere Zeit und ergab, dass die Menge der Salzaufnahme mit der Nahrung und die Ausscheidung im Urin tatsächlich nicht übereinstimmen.
Dieses verblüffende Ergebnis veranlasste die Wissenschaftler ein Forschungsprogramm zur Ermittlung des Salzhaushaltes im menschlichen Körper zu starten.
Dabei stellte man grundsätzlich fest, dass der Salzgehalt des Körpers eine verhältnismässig grosse Variabilität aufweist, die zum Teil auf das Zusammenspiel von Salz und Hormonen, vor allem mit Cortisol beruht. So spiegelt das Cortisol den Natriumgehalt direkt wider. Auch Erkenntnisse zwischen anderen Hormonen und dem Salzgehalt erstaunten die Forscher.
Besonders interessant war die Erkenntnis, dass die Niere, die bisher als „Superregulator“ im Salz-Stofffwechsel galt, diese Position verlieren könnte. Denn offensichtlich reguliert nicht nur die Niere die Versorgung, hierum kümmern sich – quasi in eigener Verantwortung – alle durchbluteten Körperregionen. Es fanden sich sogar Gewebe, Haut und Muskeln, die Methoden entwickelt haben, sich die speziell benötigte Menge an Salz autonom zu sichern.
Dabei richten sie sich nicht nach der momentanen Salzzufuhr, Anforderung oder den Bedürfnissen, sondern wirken als Speicher und bevorraten einen gewissen Salzvorrat offenbar über Monate.
Für Experten sind diese Erkenntnisse umfassend neu und stellen alles für den Salzstoffwechsel im menschlichen Körper bisher geltende Wissen in Frage. Eine jetzt beginnende gezielte medizinische Forschung an menschlichen Probanden wird auf jeden Fall neuen Empfehlungen für die Vewendung von Salz für Patientinnen, Patienten und alle Verbraucher führen.