15. August 1947. Schlag Mitternacht wird Indien unabhängig. Gleichzeitig werden in einem Krankenhaus in Bombay zwei Jungen geboren, deren Leben tief mit der Geschichte ihres Landes verwurzelt ist: Saleem und Shiva. Einer der Sohn eines Geschäftsmanns, der andere hat einen Straßenmusikers zum Vater. Saleem mit der großen Nase, Shiva mit den großen Knien. Doch kurz nach der Geburt vertauscht eine gutmütige Krankenschwester die beiden Kinder...
Die Geschichte wird rückblickend von Saleem Sinai erzählt, als er kurz vor seinem Tod steht. Dafür geht er zurück bis in das Jahr 1915 zu seinem Großvater Adaam Aziz und hangelt an den Familienereignissen hoch: Die Hochzeit seiner Großeltern, der Jugend seiner Mutter, wie sie seinen Vater kennen lernte bis schließlich Saleems eigens Schicksal erzählt wird. Wie er in Bombay aufwuchs und wie erst bei einem Unfall in der Schule, durch den Saleem ein Stück seines Fingers verliert, durch die Blutgruppen herauskommt, dass er nicht der Sohn seiner Eltern sein kann.
Außerdem berichtet Saleem vom seine besondere Gabe. Alle 1001 Mädchen und Jungen, die zur Mitternacht geboren wurden, verfügen nämlich über übersinnliche Fähigkeiten. Ein Kind kann das Geschlecht wechseln, eines durch die Zeit reisen und Shiva kann mit seinen großen Knien hervorragend kämpfen. Saleem, der um Schlag Mitternacht geboren wurde, hat allerdings die höchste Gabe erhalten: er kann die Gedanken der Menschen lesen. Auf diesem Weg tritt mit den anderen Mitternachtskindern in Verbindung und hält sogar ganz Konferenzen mit allen in seinem Kopf ab. Gemeinsam wollen sie einen Weg zu einem friedlichen Indien finden – doch selbst in ihrer Gruppe können sie die Unterschiede zwischen Moslems und Hindus nicht überwinden….
Puh, ich glaube, dass ihr schon beim Lesen der Zusammenfassung merkt, wie viele Themen Salman Rushdie in seinem Bestseller aufgreift: Indische Geschichte und Politik, ein Hauch Fantasy, Religionswissenschaft, Familienstory, Anlehnung an den Bildungsroman und auch Mythen spielen eine große Rolle. Am treffendsten hat es wohl die Frankfurter Rundschau ausgedrückt: "Salman Rushdies Mitternachtskinder ist das indische Pendant zu Gabriel Garcia Marquez‘ Hundert Jahre Einsamkeit." Und genauso erging es mir auch beim Lesen. Bei beiden Büchern fand ich es streckenweise sehr anstrengend der Handlung aufmerksam zu folgen, da ständig abgeschweift wird oder die Zeitebenen durch die häufigen Vor- und Rückblicke vermischt werden. Und zugegebener Maßen sind meine Kenntnisse über die indische Geschichte auch nicht wirklich tiefgründig. In dieser Hinsicht kann man auf jeden Fall eine Menge lernen, aber es macht das Lesen teilweise auch sehr schwer. Mein Fazit lautet daher: Mitternachtskinder ist vor allem für anspruchsvolle Leser, die sich auch gern durch zähe Passagen beißen!
Jetzt bin ich natürlich auch sehr gespannt auf den Film. Ich wollte aber unbedingt das Buch gelesen haben, bevor ich ihn mir anschaue. Habe mich beim Lesen schon immer gefragt, wie sie diese ganzen Details umsetzen wollen. Eine Filmkritik folgt also irgendwann bestimmt :)
Liebe Grüße
Catherine