Salander und Blomkvist sind wieder da! – Verschwörung

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Verschwörung

David Lagercrantz

nach Stieg Larsson

Heyne, 2015

978-3453269620

22,99 €

Amazon

Millennium Reihenfolge:

Verblendung

Verdammnis

Vergebung

Computerspionage, geklaute Daten und ein kleiner Junge mittendrin: Kurz bevor Frans Balder ermordet wird, sieht sein Sohn den Mörder. Er ist Autist und spricht nicht. Mikael hatte schon lange keine gute Story mehr, Millennium bereitet ihm Problem, bis er mit Frans Balder telefonieren soll … 

Die Kulisse ist vertraut geblieben. Nur die Behörden kommen dazu und diese sitzen in langweiligen Büros. Aber es gibt auch wieder eine Menge Blut zu sehen und wunderschöne Menschen. 

Als es hieß: Stieg Larsson ist tot – starb für mich auch Lisbeth Salander. Sie ist seine Schöpfung, sie ist die Figur, warum ich seine drei Millennium Bände liebte und zweimal las. Sie ist es auch, die mich zum vierten Band greifen lässt, denn wer will nicht wissen, wie es in ihrem Leben weiter geht? 

David Lagercratz hat sich Mühe gegeben, da besteht kein Zweifel. Er hat auch nicht versucht, so wie Larsson zu sein. Dann wäre das ganze Experiment gescheitert. Der Autor hat eine gute Basis, zwar weiß ich nicht, was Larsson sich ausgedacht hatte und wie es in seinem Kopf weiterging, aber ich glaube im Lesen zu merken, dass die Salander Geschichte mit all ihrer Rache und ihrer Vergangenheit aus dem Kopf von Larsson stammt. 

Hinter dieser Salander steckt eine Idee: die Idee einer starken, getriebenen, intelligenten und irgendwie auch verletzlichen Frau. Der Leser erwartet bei ihr nie Tränen und Mitleid, aber immer Scharfsinn, gebündelte und verdiente Rache. Soviel erst einmal zu Lisbeth. 

Der Thriller selbst konnte für mich keinen Sog erschaffen. Ich habe lange gebraucht, um ihn zu Ende zu lesen. Die Idee des autistischen Augusts hat mir sehr gut gefallen. Ich war gespannt wie Salander ins Spiel passt und ob Mikael und sie noch einmal aufeinander treffen. Leider gab der Roman nicht viel Entwicklungspotenzial für die beiden und ihre Freundschaft her. Er verwickelt sich in Kleinigkeiten, die stumpf herunter gebetet werden. Die Recherche wurde gemacht, wirkt aber viel stumpfsinnig und aufklärerischer als bei Larsson. Larsson vermittelt Fakten und Wissen, Lagercrantz spult alles nur ab und lässt es stehen. 

Der Junge mit der Begabung kommt mir fast etwas zu kurz. Die Zeitschrift hat Probleme, Mikael eine Muse mehr und ärger mit Erika. Die Stadt ist ein Sumpf von Korruption, ach und ich vergaß es geht um stattliche Überwachnungsbehörden und Maßnahmen. Für mich persönlich eindeutig zu viel. Es passt zwar mit Salanders Hackerkarriere zusammen, aber es wirkt nicht rund. Zwar geht es um neue Technologien, Wirtschaftsspionage, die NSA und noch etwas viel größerem, aber am Ende will es für mich einfach nicht zusammenpassen. Auch der krasse Gegensatz: Kriminalität vom Schreibtisch aus, die sich dann in einfache dumpfe Gewalt umwandelt, passte für mich nur Ansatzweise. 

Ich will das Buch selbst nicht schlecht machen. Aber wer die anderen Bände gelesen hat, weiß wie Mikael, Salander und Co. früher agiert haben und miteinander umgegangen sind, wird merken, dass es anders ist. Ich spüre weniger liebe zum Detail und zu den Protagonisten, die wahrscheinlich wirklich nur der Erschaffer spüren kann. 

Passend mit Spotlack gibt es einen Drachen ;) Schade ist, dass ich die alten Bände im Regal stehen habe und  dieses nun so gar nicht dazu passt. Damit muss ich wohl leben. 

Nach langem Überlegen vergebe ich 3 Bücherpunkte. All die Kritik macht sichtbar, dass es mir nicht gefallen hat. Trotzdem steckt Arbeit in diesem Werk und guter Wille, um Charaktere nicht sterben zu lassen und den erst ihrer Geschichte erzählen zu wollen.