“In wenigen Tagen wird Sakineh Ashtiani voraussichtlich sterben”, schreibt Ahadi, derzufolge Ashtiani unter Schmerzen leide, „da sie mehrmals ausgepeitscht wurde”. Ihres Wissens nach dürfe die Todeskandidatin von niemandem besucht werden. Ihr Sohn und der Verteidiger Javid Kian seien verhaftet worden, weil sie mit Medien in Kontakt standen und Interviews gaben.
Unterdessen hat eine konservative iranische Zeitung das Steinigungsurteil gegen Sakineh Mohammadi Ashtiani in Frage gestellt. Der Züricher Tages-Anzeiger wertet dies schon als eine Spaltung des Mullah-Regimes. „Lücke zwischen Strafprozessen und der Scharia“, lautet die Schlagzeile des Berichts in der Zeitung „Alef“, die den Religionsführer Ayatollah Khamenei unterstützt und dem Präsidenten Ahmadinedschad kritisch gegenüber steht.
Der Richter habe unzureichende Kenntnisse der Scharia, welche Verzeihung vorsehe und vier Zeugen verlange, um jemanden wegen Ehebruchs verurteilen zu können. „Die Geschichte Ashtianis ist von den Amerikanern, den Engländern und den Zionisten aufgeblasen worden“, heißt es in dem Artikel eines Kader-Klerikers. „Aber was haben wir dagegen getan? Nichts!“
Eine ganz andere Linie vertritt der stellvertretende iranische Außenminister. Hassan Ghashghavi erklärte, von Studenten auf Berichte über heimliche Massenhinrichtungen im Vakilabad Gefängnis im Nordosten Irans angesprochen: „Wir leben in einem islamischen Land und wir führen die Urteile des Korans aus, auch wenn Hunderttausend hingerichtet werden müssen.“
Dass auch in dieser Angelegenheit die Kräfte um Ahmadinedschad mit denen um Khamenei aneinander geraten, ist gewiss ein Verdienst der internationalen Solidarität mit Sakineh Mohammadi Aschtiani. Ob es ein Zeichen, dass ihr „Fall das Regime entzweit“, lässt sich kaum beurteilen. Sicher ist nur, dass Frau Aschtiani sich nicht in Sicherheit befindet, sondern in einer Todeszelle. Der Kampf um ihr Schicksal ist noch nicht entschieden.