PS3
Es wird Zeit die Welt vor bösen Außerirdischen zu retten und wer könnte das besser, als der Präsident der Vereinigten Staaten? Doch dieses Staatsoberhaupt ist niemand geringerer als der Anführer der Saints.
Nachdem sie Amerika praktisch im Sturm erobert haben und das weiße Haus in einen Partybunker verwandelt haben, nebenbei auch gleich die Probleme des Landes tilgen, sehen sich die Saints diesmal mit einer noch größeren Bedrohung konfrontiert. Gerade als der Präsident eine Rede halten will, greifen sie unbarmherzig an. Doch unser Held wäre nicht der, der er ist, wenn er sich einfach irgendwo verkriechen würde und Armeen in den Kampf schickt, nein, er packt die Sache gleich selbst an und geht in den Angriff über. So leicht lässt sich dieser Präsident nicht aus dem Amt vertreiben.
Wie für die Saints Row-Reihe üblich, wird auch beim neuen Teil gleich eines ersichtlich: Diesem Spiel ist niemand heilig und es nimmt nichts ernst, am wenigsten sich selbst. Herrlich übertrieben und absurd komisch, schießt man sich durch die erste Mission und rettet so nebenbei mal die Welt vor einem Atomangriff, bevor es dann erst gegen die Invasoren zur Sache geht. Während die GTA-Reihe früher für genau jene schon beinahe ins Parodistische übertriebene Mischung aus Action und Humor bekannt war, mittlerweile aber immer mehr die realistischere (jedoch nicht humorlose) Schiene fährt, geht Saints Row genau den anderen Weg und wird immer skurriler.
Auf positive Art, wohlgemerkt, denn Saints Row IV versteht sich einmalig darauf seinen respektlosen Sinn für Humor in ein actiongeladenes Abenteuer zu verpacken und das ganze in einem Open-World Setting anzusiedeln. Für Unterhaltung ist jedenfalls zu genüge gesorgt. Andererseits ist auch der neue Teil kein Spiel ohne Makel. Der Figureneditor, zwar überaus umfangreich und mit genug Möglichkeiten ausgestattet seinen Charakter von cool über hübsch bis hin zu grotesk zu erstellen, ist andererseits auch Unausgewogen gestaltet. Denn während man seine Augen, Nasen und Ohren beliebig verstellen, vergrößern, verschieben, verunstalten kann, gibt es diesen Umfang an gestalterischen Freiheiten nicht in allen körperlichen Aspekten.
Darüber hinaus hapert es auch manchmal an den Figurenanimationen und die Grafik ist zwar durchaus ansehnlich, haut einem aber auch nicht die Augen raus. Man hätte hier also durchaus etwas mehr herausholen können, es hätte dem Spiel nicht geschadet. Das Gameplay hingegen ist über weite Teile gelungen. Es erlernt sich leicht und man hat sich schnell daran gewöhnt. Auffallend ist außerdem, dass sich die Steuerung der Autos stark an GTA IV orientiert, was an sich nicht schlecht ist, aber auch nicht unbedingt das beste Vorbild für das Handling der Boliden darstellt.
Doch ist dieser Punkt ohne weiteres zu vernachlässigen. Denn sobald man in Saints Row IV seine Superkräfte erlangt hat, was nicht lange nach dem Start der Handlung der Fall ist, kann man ohnehin getrost auf konventionelle Fahrzeuge verzichten. Von Haus zu Haus zu springen oder durch die Luft zu fliegen macht sowieso mehr Spaß, als mit einem Auto zu fahren. Für weitaus mehr Frust kann das Spiel bei Trophäensammlern sorgen. Da kommt es schon mal vor, dass es einen Sprung von 100 gesammelten Items auf über 1000 springt. Das kann selbst den ambitioniertesten Sammler frustrieren. Stellt sich nur die Frage, ob das ein ironischer Seitenhieb des Spiels ist und daher zu seinem übertriebenen Charakter passt, in der Art: Wenn schon sammeln, dann aber richtig. Oder ob es nicht doch schlichtweg nervend ist.
Am meisten überzeugt Saints Row IV jedoch erneut durch seinen hohen Anteil an Action, der enorm großen Freiheit des Spielers, sich durch die Welt zu bewegen und wie man sich darin verhält, und natürlich die immens lustigen Einfälle, die durchaus oft Referenzen auf die Pop-Kultur aufweisen. Oft kommt beim Spielen das Gefühl auf, dass sich die Macher keinerlei Grenzen in den Möglichkeiten und der Skurrilität der Geschichte und des Games setzen wollten. Von daher könnte das Motto von Saints Row IV beinahe lauten: Aliens vs. President with Superpowers? Why the fuck not!
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 23.08.2013, www.saintsrow.com
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Über den Autor
Marco Rauch Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.