Unser Rundgang durch Saint-Ursanne ist wegen der sommerlichen Hitze und vorheriger Wanderung entlang des Doubs zwar etwas verkürzt ausgefallen, ich möchte euch aber die Informationen des örtlichen Tourismus Büros über die Orte, die wir gesehen und fotografiert haben, nicht vorenthalten.
In einer kleinen Broschüre, in der auch Rundgänge in Délemont und Porrentruy vorgeschlagen werden, sind die einzelnen Sehenswürdigkeiten kurz beschrieben.
Der komplette Rundgang in Saint-Ursanne soll etwa 1 Stunde dauern und man sollte auch etwas Zeit für einen Kaffee einplanen.
Wir wären gerne noch im Hotel Demi-Lune eingekehrt – das ist das mit den roten Sonnenschirmen am Doubs, direkt neben der Nepomukbrücke – das hatte aber an diesem Tag geschlossen.
Pont Saint-Jean Népomucène in Saint-Ursanne
Saint-Ursanne liegt am Doubs, am Fuß einer felsigen Krete, auf der eine Burgruine thront. Das Städtchen konnte sich seinen aussergewöhnlichen mittelalterlichen Charakter bis heute bewahren.
Im Zentrum sind die Stiftskirche und das dazugehörige Kloster aus dem 12. und 13. Jahrhundert die markantesten Bauten, die übrigen Häuser stammen zum größten Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Bis heute bilden die drei Stadttore die einzigen Zugänge zur Altstadt. In einem davon, der Porte Saint-Pierre, können Besucher die aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stammende Turmuhr «La Berbatte» besichtigen.
Während Jahrhunderten blieb das Stadtgebiet auf das alte Zentrum beschränkt, erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auch ausserhalb der Stadtmauern gebaut.
Im Süden der Stadt entstanden damals am Flussufer Industriebauten und Arbeiterhäuser.
Im Jahr 2019 wird die Stadt die 1400 Jahre seit dem Tod ihres Gründers feiern.
Blick auf Saint-Ursanne von Süden kommend
Arbeiterhäuser aus dem 20. Jhd.
Der alte Ortskern wird gerade weitreichend renoviert und aufgehübscht – man will wohl erreichen, dass zur Feier in 2019 alles tip-top aussieht.
Deshalb hat es in vielen Bereichen Baustellen, das Kopfsteinpflaster wird neu verlegt und einige der Brunnen sind gar nicht zu sehen, weil sie andernorts saniert werden.
Platz vor der Stiftskirche
Die Stiftskirche
Die Stiftskirche wurde Ende des 12. Jahrhunderts nach burgundischem Vorbild erbaut.
Die Architektur zeigt den Übergang von der Spätromanik zu den Anfängen der Gotik. Der Bau des Chors, der Apsis und der Krypta war vor 1210 beendet.
Im 14. Jahrhundert wurde das Innere stark verändert und Probst Jean-Frédéric de Grandvillers ließ zwischen 1660 und 1702 bedeutende Dekorationsarbeiten im barocken Stil ausführen.
Die Krypta wurde für den Sarkophag mit den Überresten des heiligen Ursicinus errichtet, die Gebeine befanden sich bis 1323 dort. Heute werden sie unter dem Hochaltar der Stiftskirche konserviert.
Südportal der Stiftskirche
Tor ohne Datum, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Halbrundes Tympanum mit Abbildung von Christus auf einem Thron sitzend. Zu seiner Rechten der heilige Ursicinus, betend, und zu seiner Linken sein Engel, der ein symbolisches Spruchband hält.
Auf den Kapitellen der Säulen sind die vier Evangelisten, Monster, Meerjungfrauen und ein Wolf zu sehen, die zur Schule gehen.
die Gewölbe sind reich verziert mit Perlen, Bändern, Pflanzen und Zahnfriesen. In der rechten Nische steht eine Statue des heiligen Ursicinus und in der linken eine Madonna mit Kind.
Porte Saint-Paul
Die 1296 erstmals urkundlich erwähnte Porte Saint-Paul befindet sich westlich der Stiftskirche. 1664 wurde das Stadttor wieder aufgebaut und ist seither für sein sehr hohes Krüppelwalmdach bekannt. An der Außenseite sind die Wappen der Stadt und des Fürstbischofs Johann Konrad von Roggenbach angebracht. In einer 1711 geschaffenen Nische stand die Statue des heiligen Ursicinus.
Ordenshaus und ehemalige Erzdiakonie
Das Ordenshaus und die ehemalige Erzdiakonie bestehen aus zwei Hausteilen.
Der eine, wahrscheinlich von Ende des 15. Jahrhunderts, grenzt ans Kloster und weist gotische Fenster sowie einenTreppenturm auf. Der andere Teil verfügt über einen rechteckigen Erker zur Straße hin und ist äußerst dekorativ. Das ehemalige Waschhaus im Innenhof aus dem 17. Jahrhundert ist zum Hof hin offen.
Porte Saint-Pierre
Das Stadttor wurde 1522 auf den Fundamenten eines älteren Tors wieder aufgebaut, 1665 umgebaut und 1949 restauriert. Sein hohes Dach ist von vieleckigen Mansardenfenstern durchbrochen. An der Außenseite sind die Wappen der Stadt und des Fürstbischofs Konrad von Roggenbach angebracht. Das Tor beherbergt die Turmuhr «La Berbatte», eine Konstruktion des Uhrmachermeisters François Keyser aus dem Jahr 1713.
Maurermeister Brunet baute die vierbogige Steinbrücke 1728 nach den Plänen von Anwalt Humbert (2016 renoviert). Sie ersetzte eine Holzbücke aus den 1670er Jahren. In der Mitte der Brüstung thront die Statue von Johannes von Nepomuk aus rotem Basler Sandstein, die Jean Münch von Münchenstein den St. Ursannern 1731 geschenkt hat. Heute steht dort die Kopie von 1973 des jurassischen Künstlers Laurent Boillat, das Original wird im Lapidarmuseum gezeigt.
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Die wichtigsten geschichtlichen EckdatenEnde 6. Jahrhundert
Der heilige Ursicinus, ein irischer Mönch und Gefährte des heiligen Kulumban, lässt sich an den Ufern des Doubs nieder.623 bis 635
Der heilige Wandregisel gründet eine erste Klostergemeinschaft.1095 bis 1119
Die Gemeinschaft wird in ein Chorherrenstift umgewandelt.1139
Der Bischof von Basel kauft das Städtchen, das um die Stiftskirche herum entstanden ist.1210
Der Bischof von Basel kauft das Kloster.1425
Die Stadt wird von den Grafen von Thierstein während des Konflikts zwischen dem Bischof und Thiebaud, dem Gutsherrn von Neuenburg und Blamont, belagert und erobert.1634 bis 1638
Saint-Ursanne wird während des Dreißigjährigen Kriegs stark beschädigt.1815
Gemäß dem Entscheid des Wiener Kongresses fällt das alte Bistum Basel an den Kanton Bern. Saint-Ursanne wird der Vogtei Pruntrut zugeschlagen.1979
Nach der nationalen Abstimmung von 1978 wird der Kanton Jura gegründet.
Schlagwörter: Avanti Reisen, Fotografie, Geschichte, Jura, Nepomukbrücke, Reisen, Saint-Ursanne, Schweiz, Stadtrundgang, Steinbrücke, Stiftskirche, Wandern
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