sag’ Bescheid, wenn du mich brauchst …

diesen Satz habt ihr sicher auch schon gehört. Vielleicht auch selbst schon – ohne es vielleicht auch so zu meinen – dahergesagt. Weil man im Moment so froh und dankbar war, dass einem in der Not geholfen wurde. Und man möchte sich revanchieren mit: sag’ auch du Bescheid, wenn du mich brauchst…

ja und was passiert, wenn man nun wirklich auf dieses Angebot zurückgreift? Weil man diesen Satz ernst nahm und bei dem Menschen anfragt hat der ihn gesagt hat?

sag’ Bescheid, wenn du mich brauchst …

Was ich jedem wünsche… dass so ein ‘sag Bescheid’ wirklich von Herzen kommt oder kam. Dass man auf diese Hilfe/ Unterstützung wirklich zurückgreifen darf. Dass man sich ohne schlechtes Gefühl bei dem Menschen melden darf und sagen kann: du, es wär’ jetzt soweit, kannst du mir mal helfen?

Es geht da ja sicher nicht um Sachwerte oder sonstige materiellen Bitten. Nein, das sicher nicht. Es sind vielmehr die kleinen Dinge des Alltags, die so hilflos machen können. Vielleicht ein Umzug, oder man braucht jemand mit Auto für einen Transport und trotzdem…
wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, dass er dann weiter geschickt wurde? Sicher auch nicht wenige. Mit dem lapidaren Satz: ach ich hab gerade so wenig Zeit, ruf doch die oder den mal an, vielleicht kann er/ sie dir weiterhelfen.
Und man spürt so deutlich die ‘Unehrlichkeit’ und das ‘keine Lust’ hinter diesen Worten…
Da fühlt man sich dann doch etwas komisch. Fast ist einem peinlich, weil man angefragt hat. Als ob man einen grossen Fehler begangen hätte, so ist das ungute Gefühl. Dabei hat man doch nur dieses ‘sag Bescheid’ ernst genommen und braucht nun ebenfalls Unterstützung.

sag’ Bescheid, wenn du mich brauchst …

Einer Freundin ist das neulich tatsächlich so passiert. Sie war in einer äußerst unglücklichen Situation und hat diesen gedankenlos daher gesagten Satz tatsächlich für bare Münze genommen. In ihrem Fall hörte sie: du kannst mich ruhig anrufen, wenn du Hilfe brauchst. Ja, und die brauchte sie nun wirklich.
Was war? Abgelehnt und weitergeschickt. Der Schlüsselsatz: beim nächsten Mal kannst du auch gleich die oder jene Person anrufen, ich bin immer so beschäftigt… pffftt, das saß! Tut weh das zu hören!

So und nun? Enttäuscht und frustriert war sie und ihr erster Gedanke war: sollte diese Person bei mir anrufen und mich meinerseits mal wieder um Hilfe bitten – ganz bestimmt kommt nichts mehr von meiner Seite!
Aber wäre das denn richtig? Wie sollte man sich verhalten wenn der Fall geschieht? Im ersten Moment denkt man sicher: na toll, du hast mich damals so hängenlassen, jetzt revanchiere ich mich und handle genau so. Das ist menschlich.

Aber genauso gleichgültig und vergesslich sein? Nein! Und vielmals nein! Wenn man Gleiches mit Gleichem zurückgibt, befriedigt man nur seine negativen Emotionen. Aber wäre das so in Ordnung? Ich denke nicht. Auch wenn man sich mächtig geärgert hatte und sehr verletzt war.

Der Hilferuf war vielleicht im falschen Moment zur falschen Zeit. Wir sind ja nicht immer gleich gelaunt und ausgeglichen. Vielleicht war es einfach nur dieser Zufall, damit man mal darüber nachdenkt – was würde ich denn tun – wenn…

sag’ Bescheid, wenn du mich brauchst …

ich habe entschieden: sollte ich das erleben, ich helfe und vergesse was war. Denn auch zu mir kann ja tatsächlich im falschen Moment eine Bitte kommen und ich habe gerade dann absolut keine Zeit, selbst wenn ich wirklich gerne helfen wollte…
Fotos: © Dagmar Hiller


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