Safadi Werbellinsee Triathlon: Kleine Katastrophen & große Worte – Teil II

Auch wenn alles etwas hektisch und mit Tücken begann, konnte ich die erste Disziplin der Mitteldistanz, das Schwimmen, im Rahmen des Safadi Werbellinsee Triathlons, tatsächlich mit einer für mich ziemlich guten Zeit absolvieren. Während alle nur so über die Rad- und Laufstrecke flogen, jagten mich Kilometer für Kilometer die Gedanken auf meinem Renner. Komplett leer im Kopf, aber mit bis dahin willigen Beinen ging ich abschließend auch auf die Laufstrecke. 

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Beim Wechsel vom Schwimmen aufs Rad geht es super schnell. Sieht man mal von der Strecke ab, die bis zum Wechselgarten zurückgelegt werden musste. Nur Söckchen und Radschuh an, Forerunner an Handgelenk, Edge gestartet, Helm und Brille auf und schon zerre ich meinen Renner über die glitschige Wiese und durch den Sandübergang zum Asphalt.

Safadi Werbellinsee Triathlon: Kleine Katastrophen & große Worte – Teil II
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Safadi Werbellinsee Triathlon: Kleine Katastrophen & große Worte – Teil II
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Natürlich habe ich mich vorher schlau gemacht. Es käme mir ja nicht in den Sinn, mich einfach so auf eine Strecke einzulassen. Laut Veranstalter soll es sich um eine anspruchsvolle Runde von 45km handeln, die man zwei Mal abzufahren hat. Am Ende soll es die berüchtigten Rolling Hills geben. Aber irgendwie wurde in all den Berichten vergessen zu erwähnen, dass man bis dahin auch schon die ein oder andere Höhe zu überwinden hat. 

Die Runde ist sehr abwechslungsreich, dennoch jagen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. Meine erste Mitteldistanz letztes Jahr war das Einsamste, was ich je erlebt habe. Mittlerweile scheint mein Geist das mit Labyrinthen aus Gedanken kompensieren zu wollen.

Jede einzelne Abfahrt trete ich was das Zeug hält. Immer Kette rechts, um möglichst viel Schwung zur nächsten Höhe mitnehmen zu können. Aber auch ‘hügelan’ versuche ich nicht nachzulassen. Ich rase die Landstraße am Werbellinsee entlang. Hin und wieder sehe ich ihn klar hinter den Bäumen aufblitzen. Ab und an kommt die Sonne heraus und wärmt meinen Rücken. Sekunden der Freude. Ansonsten friere ich. Erst merke ich gar nicht wie sehr. Der Triathlonanzug scheint niemals trocken werden zu wollen. Meine Hände und Arme fühlen sich taub an. Die Beinmuskeln wollen nicht warm werden. Hin und wieder frischt der Wind auf. In der zweiten Runde weht er uns noch stärker entgegen. Glück haben nun wieder die Schnellen, die fast im Ziel sind.

Die Kälte spüre ich in meinen Bronchien, die langsam aber sicher immer weiter zumachen. Mein Asthmaspray erledigt hier und da seinen Dienst, auch wenn ich merke, dass es bald nicht mehr wirklich helfen wird.

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Über die Nordspitze des Sees führt uns eine enge Passage mit Überholverbot. Volle Konzentration ist gefragt. Beide Fahrspuren verlaufen auf einer Fahrbahnseite, nur durch kleine Hütchen voneinander getrennt. Aber es rollt. Lenker unter greifen und durchmanövrieren. Der arme Triathlet, der mir am Hinterrad klebt. Ich bremse ihn aus. Kurz vor uns die Rocker der Biker Union, die mit ihren schweren Maschinen die Strecke absichern. Sie fahren wahlweise die Kampfrichter spazieren oder mimen das Führungsfahrzeug.

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Taucher tauchen am Straßenrand auf – sie machen sich für den See bereit. Sehen aus, als würden sie ins Eismeer wollen. Der Werbellinsee muss tief sein, wenn sie so dick angezogen sind. In der Nähe des Wassers ein großes Camp. Was mache ich hier eigentlich? Mit Freunden am Lagerfeuer sitzen und Gemüse grillen? So unterschiedlich können die Sonntagsbeschäftigungen aussehen!

Ich merke nach 35km, dass ich immer noch nichts gegessen und getrunken habe. Die am Morgen so gut begonnene Strategie mit einem Energieriegel und Grüntee die Schwimmgeister zu wecken und jede Stunde etwas zu essen und zu trinken, scheint hinfällig. Ich habe keinen Durst, keinen Hunger. Ich argumentiere hin und her, aber diese Lustlosigkeit ist erschütternd. Das gute Engelchen gewinnt! Ich suche mir eine schöne Lichtung mit Sonne und beginne mein erstes Picknick. Ich trinke meine Grüntee-Mate-Mischung und knabbere den ersten Riegel. Gleiches Spiel nach weiteren 45 und 90 Minuten. Wieder auf der richtigen Spur, auch wenn alles nur aus reiner Vernunft geschieht. Zum Glück spüre ich die Energie. Mein Körper stürzt sich darauf.

Kurz vor dem Wendepunkt: 3km Asphalt, der aussieht, als hätte sich ein Kind mit Schüppchen ein wenig im Straßenbau versucht. Grobe Struktur, an allen Ecken und Enden geflickt, Schlaglöcher, in denen ein Rad versinken kann. Die Organisatoren haben ihre Hausaufgaben gemacht und alles schön bunt besprüht. Gut, dass ich bei der ersten Runde so ziemlich allein und verlassen, die ersten Erfahrungen damit sammeln konnte. Während der zweiten mit all den Teilnehmern der olympischen Distanz wäre das sicher deutlich unentspannter gewesen. Ich blicke ungläubig auf mein Edge. Dieser Wendepunkt muss doch nun endlich mal kommen! Stattdessen lese ich auf der Straße: Ironwill. Sehr witzig! Immerhin ein Lichtblick – ich brauche zumindest nie das kleine Kettenblatt. Dafür jammern auch dankend die Oberschenkel unentwegt. Schleichtempo, Wende, Antreten.

Wenige Kilometer nach Passieren des Wendepunktes sehe ich den THW Besenwagen! Soweit hinten bin ich? Ok, es geben noch einige Fahrer und Fahrerinnen nach mir ihr Bestes, aber so weit hinten bin ich? Schon wird mir zugerufen, ob ich Bummelletzte werden möchte. Naja, also genau genommen, strenge ich mich gerade wirklich wahnsinnig an, möchte ich entgegnen. Stattdessen sabbere ich irgendein Wirrwarr, während mir immer wieder die Luft ausgeht. Der Rückweg fällt ein kleinwenig leichter. Der Wendepunkt, der uns zur zweiten Runde bringt, war voll mit den Teilnehmern der OD, die auch die Radstrecke stürmten. Ich muss anhalten und warten, bis sich eine kleine Lücke auftut.

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Am Verpflegungspunkt werden Flaschen gereicht, aber zum Glück besteht mein Kampf noch mit meinem Tee, der scheinbar nicht weniger werden möchte. Diese Kälte! Ich kann froh sein. Einige Flasche sehen nicht sonderlich appetitlich aus; als hätte man sie aufgesammelt und neu befüllt… Also weiter geht es im Eiltempo. Gleiches Spiel, neue Runde, die natürlich noch um einiges anstrengender wird. Trotzdem möchte ich nicht nachlassen. Laufen kann ja ich. Das wird schon. Als weiter die Muskeln gequält, die sich etwas wärmer anfühlen. Vielleicht haben sie aber auch einfach aufgegeben, sich zu wehren.

Der Kampfrichter schaut mich kritisch an! Wieso? Ich habe nichts getan! Naja, vielleicht bin ich etwas zu langsam gefahren! Aber niemals im Windschatten. Bei wem auch? Kaum einer in meiner Nähe. Die hundert Teilnehmer der Mitteldistanz verteilen sich auf der gesamten Landstraße.

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Kurz vor dem Wechsel einige Kurven, bergab, dann schon Abspringen und ab über das Fußballfeld. Wenn ich mich richtig entsinne, zählten beide Wechsel zur Radzeit. Wenn ich genauer darüber nachdenke, waren es vielleicht um die zehn Minuten, die Dank zweimaliger Umrundung des Feldes zusammengekommen sein müssten. An meiner kleinen Umkleide habe ich gefühlt nur Sekunden verbracht. Aber der Weg vom Schwimmen, den Strand und die Wiese bis zum Feld entlang, dann quer über das Feld zu meinem Rad war schon beachtlich. Erinnert mich irgendwie an den BerlinMan. Ich bin davon ausgegangen, dass die Strecke nach dem Radfahren kürzer sein würde und wir direkt von der Einfahrt des Wechselgartens zu unseren Laufsachen abbiegen dürfen. Fehlanzeige. Ich muss mit meinem Rad das Feld erneut umrunden. In meinem Kopf rattert es. Zahlen über Zahlen. Wie ist jetzt die Zwischenzeit? Gar nicht so schlecht und auch im Nachhinein betrachtet immer noch gut. Mit meiner 03:03:53 kann ich so für 90km also durchaus zufrieden sein. Über diese Strecke muss ich erst einmal mit einem guten 30er Schnitt kommen. Haken mit Bleistift dran.

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Beim Laufen wurde vermutlich mein neuer Maximalpuls definiert. Natürlich war ich auch für das Rundenlaufen vollends präpariert. Schließlich kann ich auf den wunderschönen Marienfelder Alpen auf einer 2,5 km langen Laufstrecke meinen Geist auf zahllose Runden einschwören. Auch ein wenig Traillaufen ist drin, wann man dies möchte. Was mich aber am Werbellinsee erwartete verbuche ich mal fernab von Gut und Böse. 

Hätte ich gewusst, wie hart sich nun auch das Laufen gestalten würde, hätte ich mir einige Gedanken aufgehoben. So war mein Kopf einfach leer. Irgendwie auch mal angenehm. Erinnert mich an Yoga! Tatsächlich aber nahezu genauso aufreibend, als würde man sich mit all seinem innerlichen Toben selbst zermürben. Zermürben war mit Sicherheit das richtige Wort. Sie wollten uns weichkochen. Ganz sicher. Anders lässt sich die Streckenänderung nicht erklären. Dennoch hatte ich an nichts Schlimmes gedacht, als ich im Vorfeld von der verlängerten Laufstrecke erfuhr. Auf diese brachten uns zahlreiche Stufen, die uns zunächst hoch in den Wald der Europäischen Jugenderholungs- und Begegnungsstätte und dann hinunter zum Werbellinsee führten.

An sich war auch die Laufstrecke kurzweilig. Zwei Runden ist eine Anzahl, die man leicht überschauen kann und selbst unter totaler Erschöpfung werde ich mich dabei wohl kaum verzählen. Anders hätte es vermutlich bei der ursprünglich geplanten Route ausgesehen. Bei vier Runden muss man erst einmal den Überblick wahren.

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Es ging wieder am schön schimmernden See entlang. Man konnte bis auf den Grund schauen. Bereits die ersten Meter machten es deutlich. Hier befinden wir uns nicht in einer schön angelegten Freizeitanlage wie im Süden Berlins. Das hier ist Wald. Nun vielleicht nicht Wildnis, aber Wald mit all seinen Vorzügen und Nachteilen. Es war schattig. Wieder einmal. Teilweise frisch. Zum Glück aber deutlich weniger kühl als auf dem Rad. Ja, ich komme hin und wieder ins Schwitzen. Endlich. Mir war so kalt auf dem Rad.

Kaum, dass ich darüber nachdenken kann, dass mir die Führende schon entgegen kommt, erklimme ich den sagenumwobenen Heartbreak-Hill. Gar nicht so schlecht. Ich wusste ja, dass ich diesen Hügel nur zwei Mal erstürmen muss. Diesen! Nur zwei Mal. Von all den anderen war in der Streckenbeschreibung keine Rede. Es hieß nur bergig, aber so? Dennoch lief ich komplett ins Blaue. Ich hatte keine Ahnung!

Der Regen am Vortag und der schattige Wald sorgten für rutschige Passagen. Schmale Pfade schlängelten sich durch das Grün. Manchmal so dicht bewachsen, dass man nicht überholen konnte. Ja, auch auf dieser für mich unglaublich anspruchsvollen Strecke konnte ich so einige überholen. Einige derjenigen, die die Mitteldistanz absolvierten. Eine Vielzahl von denen, die die olympische Distanz ins Ziel bringen wollten. Wenn es nicht hoch und runter ging – meine Knie kreischten schon in der ersten Runde – schlugen wir Haken.

An markanten Punkten mit Weggabelungen war die Strecke entweder durch Helfer oder durch entsprechende Bänder abgesperrt. Anders hätte ich den Weg auch wohl kaum gefunden. Die Schorfheide hat das Potenzial für tagelanges Verirren. Ab und an rutscht mir tatsächlich noch eine 4:30er Pace raus. Einfach so. Ja, ich habe mich teilweise an die Strecke gewöhnt und manchmal ging es ja auch tatsächlich mal einige Meter über flache, gerade Wege. Zum Glück kommen mir da die bekannten Gesichter entgegen. So bin ich wenigstens in der Lage, etwas zu sagen. Wir grüßen uns, weiter geht’s. Kurzer Boxenstopp. Mein Magen. Die Kälte. Also dann eben danach weiter.

Die Erschöpfung nahm mit jedem Meter zu. Jeder Hügel wurde unten mit hochgezogener Augenbraue begutachtet. Ich schnaufe mich hoch. Andere gehen. Ich ziehe mein Asthmaspray. Die feuchte Luft im Wald macht nicht nur mich ganz verrückt. Ich keuche mit einer Teilnehmerin der kürzeren Distanz um die Wette. Sie ist zehn Jahre älter, hat auch Asthma. Wir zweifeln beide daran, es ins Ziel zu schaffen. Sprüh, sprüh, sprüh.

Kurz vor ihrem Ziel biege ich ab Richtung zweite Runde. Meine Beine fühlen sich an, als wäre ich schon 30km unterwegs gewesen. Ich kann mittlerweile mit den Zuschauern um die Wette rasseln. Nur dass ich keine Rassel habe. Ich war so erschöpft und innerlich wütend, dass ich mein Ersatzgel meiner Begleitung entnervt zuwarf. Sie total verwirrt, wie? Nicht essen, nicht trinken? Noch ein Wort… Zum Glück bin ich schon am Wendepunkt, lasse es piepen. Wer so innerlich schimpfen kann, kann auch laufen! Also ab.

Langsam Hügel hinauf, langsam Hügel hinab. Ja, man kann durchaus einen 7er Schnitt laufen. Wie genau das funktioniert, weiß ich auch nicht. Aber ich mache es gerade. Hätte man mich angestupst, ich wäre vermutlich mitten auf dem Weg liegengeblieben. Hätte ich es doch irgendwie aus einem mir nicht erfindlichen Grund wieder hochgeschafft, hätte ich nicht mehr gewusst, wo ich hätte langlaufen müssen. Ich wäre sicher im Wald verschollen.

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Ich kann nicht sagen, dass die Zeit nicht schnell verging. Sie raste förmlich dahin. Aber die Kilometer wurden nicht mehr auf meinem Forerunner. Schon einmal geträumt, dass man beim Laufen nicht voran kommt? Dass man im Sand Berge hinauflaufen möchte? Wunderbar. Willkommen beim Werbellinsee Triathlon. Aber, auch langsam Laufen will geübt werden und deshalb verbuche ich die 01:57:01 als langsamen aber durchweg anstrengenden Trainingslauf! Man kann ja nicht immer schnell. Obwohl sich meine Muskeln anfühlen, als wäre ich gerade einen Marathon im Höchsttempo gelaufen. Ach schlimmer! Trotzdem reicht es insgesamt für Altersklassen Platz 2 und Gesamtrang 84 (bei den Damen Platz 8).

Ähnlich dem Post-Marathon-Blues gibt es bei mir nun auch ganz offiziell den Post-Triathlon-Blues, der sich aufgrund der 05:43:11 zu einem ausgewachsenen Kater entwickelt hat!

Ich sage ja immer gern, dass so eine Triathlon Mitteldistanz nicht so anstrengend ist wie ein Marathon. Selbst, wenn ich knapp zwei Stunden mehr unterwegs bin, wirkt die Abwechslung der Bewegung auf Körper und Geist sehr ausgleichend. Dieses Mal war aber die körperliche Erfahrung erstmals der ähnlich, wie ich sie vom Marathon her kenne. Der abschließende Halbmarathon hier wäre an sich ohne das Schwimmen und Radfahren vorher schon eine ziemliche Herausforderung gewesen. Da hätte ich mich sicher nicht für angemeldet. Viel zu anstrengend!

Aus der Ferne betrachtet, amüsiert es mich. Denn schimpfend, geradezu fauchend war ich auf der Laufstrecke unterwegs. Würde ich es wieder machen? Hätte mir diese Frage jemand nach dem Zieleinlauf gestellt, ich hätte ihn geschüttelt und gefragt, ob er nicht gesehen hat, wie ich mich gequält habe. Jetzt? Ich weiß es nicht. Es ist ja schließlich eine Herausforderung. …und was machen Triathleten bei Herausforderungen?*

Wieder einmal ein Erlebnis, das man so mal mitgemacht haben muss! Meine komplette Auswertung kann man hier begutachten.

Eiswuerfelimschuh Triathlon Werbellin Werbellinsee Safadi Swim Bike Run (199)

PS. Leider habe ich vor Erschöpfung meinen Lieblings-Teebecher von Contigo auf den Weiten des Fußballfeldes vergessen. Sollte ihn jemand gesehen haben, würde ich mich und sicher auch er sehr darüber freuen, wenn er den Weg zu mir findet.

*Sie annehmen!


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