Mensch Leute! Die Chrissy ist weg, könnts ihr euch des vorstelln? Neben ihr haben mittlerweile alle Mädels, die sich am 1. September 2010 ans andere Ende der Welt aufgemacht haben (ich weiss auch nicht genau, weshalb halb Deutschland beschlossen hat gerade dann wegzufliegen) das Land verlassen gen Heimat. Die immer gleiche Frage: Sach mal, hast du dich eingentlich verändert?
Auch wenn es für mich noch länger nicht nach Hause geht (Nein! Das eigentlich große Reisen beginnt in Bälde!) will ich meine Gedanken dazu heute ein bisschen schweifen lassen.
Ich mag immer noch Fotografie, Quentin Tarantino, Indie Rock und Weizen. Ebenso wie Picknicken im Sommer und Skifahren im Winter. Fahrradfahren und Fair Trade.
Aber da gehts schon los, ich muss zugeben, dass ich mit all meiner Geldknappheit leider schon länger nichts mehr ethisch Vertretbares gekauft habe. Meistens hole ich mir meine Klamotten aus Second Hand Läden, was in meinen Augen besser ist, ich trage zwar ein Shirt, welches von einem Kind in Taiwan genäht wurde, aber ich trage eins, welches andernfalls vielleicht nutzlos im Müll gelandet wäre.
Es ist bitter, aber mein Idealismus leidet seitdem ich aus meinem kuscheligen Alltag gerissen bin. Ich habe gefühlte fünfhundertsiebzig Mal beschlossen ab jetzt kein Fleisch mehr zu essen und trotzdem erwische ich mich bei Subways ein Pizza 6 inch bestellen. Oder Ham oder Meatball. Argh!
Auch bleiben die sonst geliebten Bio Produkte oft zu Gunsten von Homebrands im Supermarktregal liegen. Lasst mich hoffen, dass ich wieder besser werde sobald ich mein Geld nicht mehr dazu brauche die Umwelt mit Flügen zu verpesten.
Das traurigste aller Geständnisse ist hiermit also gestanden. Reisen macht faul und ignorant!
Hoffentlich nicht, faul bin ich im Moment nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben arbeite ich Vollzeit und verdiene den größten Teil meines Geldes selbst um damit nicht Kino und Bier sondern in der Hauptsache Miete und Mittagessen zu bezahlen. Das ist schon irgendwie komisch. Und vielleicht hat mein Papa doch ein bisschen recht und ich sollte bei der Wahl meines Berufs wenigstens im zweiten Gedanken die Bezahlung bedenken. Im sick of having no money. Und Splitshiften und Wochenendschichten und früh Aufstehen und sieben Tage die Woche arbeiten. Werd ich halt doch Lehrer? Nee, so schlimm stehts um mich doch noch nicht.
Im Grunde ist aber doch alles beim Alten geblieben, man tut, denke ich, einfach mehr Dinge, die man wirklich gerne tut und hängt mit Leuten rum, die man wirklich gerne mag.
Zuhause bin ich manchmal schon ein Lemming und folge der Gruppe und finde die Leute, die die Gruppe nett findet sympathisch. (Das ist hoffentlich nichts schlechtes sondern in den meisten Fällen sozial)
Vor allem wenn du alleine reist ist aber niemand mehr da, der dir die Entscheidung, ob du jemanden sympathisch findest oder nicht abnimmt.
Mein very best Melbourne friend heisst James, ist 30 Jahre, mental health nurse, Drum n Bass DJ und trägt Klamotten wie Patrick Haffner, sagt die Chrissy. Lieber Patrick Haffner, falls du das hier liest, ich hab überhaupt nichts gegen deine Klamotten, im Gegenteil, einer meiner besten Freunde trägt Ähnliche, aber Vintage ist sooooo much cooler. Manchmal finde ich mich schrecklich oberflächlich. Aber das wird glaube ich besser. Mit dem Reisen, meine ich.
Vor ca. drei Monaten fragte ich Chris, ob er sich vorstellen könnte ein girlfriend aus einem anderem Land zu haben und wir überlegten lange. Jetzt wohne ich zusammen mit einem Engel Gabriel aus Kanada und weil ich fünf Jahre meines Lebens Latein gelernt habe, habe ich keine Ahnung von seiner Muttersprache.
Sprache… Ja, das mit dem Englisch läuft jetzt natürlich besser. Mein Deutsch ist nicht mehr ganz so schön, aber das wird schon wieder. Mir kommt auch noch in den Sinn: Ich weiss noch, als ich meine Tante um Hilfe bat den Wisch für die Ceramtec wegen der Ferienarbeit auszufüllen.
Die Tax mache in Australien jetzt allein, und ehrlich gesagt ist das gar kein Drama.
Aber zurück zu Liebe und so:
Was ist mit den Daheimgebliebenen? Nicht mal mehr eine Woche und ich werde an mir halten müssen, um David Schmidt nicht tot zu knuddeln. Die Liebe wächst für die schon immer Geliebten. Alle anderen… Do you really give a shit?