Breacher (Arnold Schwarzenegger) und sein DEA-Einsatzteam in “Sabotage” von Regisseur David Ayer
Seit Arnold Schwarzenegger, einst Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien, aus dem Schauspiel-Ruhestand zurückgekehrt ist, sucht er wieder seinen Platz im Actionkino. An vergangene Zeiten, an die glorreichen 1980er Jahre, in denen die heutigen Expendables die wertvollsten Genrevertreter waren, wird er wohl nicht mehr anknüpfen können. Das mag einmal an Schwarzenegger selbst liegen, der sich immerhin auch schon in den Mit-60ern befindet, aber auch an den Drehbüchern, die einfach kaum noch Cheesy-Material wie Phantom Kommando oder Red Heat bereit halten. Gerade ein Filmemacher wie David Ayer, der sehr starke Arbeiten wie Training Day (Drehbuch) und End of Watch (Regie & Drehbuch) abgeliefert hat, zeigt dass es im Actionfilm immer noch heiß hergehen kann und das auch ein Arnold Schwarzenegger durchaus noch seine Qualitäten besitzt. War nun also The Last Stand die Rückkehr des Österreichers in das Business und Escape Plan sein Gastspiel für Sylvester Stallone, so ist Sabotage sein Neuzeit-Glanzstück, mit dem er seiner Filmkarriere nicht nur neues Leben einhaucht, sondern auch eine neue Ausrichtung verpasst.
Die Handlung ist dabei ebenso simpel wie in seinen bisherigen Action-Streifen, wird aber durch die gekonnte Inszenierung durch Regisseur Ayer interessant gehalten. Schwarzenegger spielt John ‚Breacher‘ Wharton, den Anführer eine Elite-Einheit der US Anti-Drogen-Behörde, der DEA. Sein Team (Sam Worthington, Mireille Enos, Terrence Howard, Joe Manganiello, Josh Holloway, Max Martini, Kevin Vance) wird in Ermittlungen gegen die gefährlichsten Drogenkartelle der Welt eingesetzt. Bei einem dieser Einsätze, versucht Whartons Team jedoch, sich selbst ein kleines Taschengeld abzuzweigen. Die Aufwandsentschädigung verschwindet jedoch, bevor untereinander geteilt werden kann. Als dann nach und nach Mitglieder des DEA-Trupps ausgeschaltet werden, bricht die Loyalität und das Vertrauen auseinander.
Schwarzenegger und Olivia Williams sind nicht unbedingt die besten Freunde, ihre Zusammenarbeit funktioniert dennoch einwandfrei
Arnold Schwarzenegger mal in einer Rolle zu sehen, in der seine Figur nicht unbedingt Herr der Lage ist, ist eine ganz neue Seh-Erfahrung. Und allein dafür muss man Regisseur David Ayer lieben. Gemeinsam mit Skip Woods für das Drehbuch verantwortlich, hat er dem österreichischen Schauspieler nach seiner langen Karriere noch einmal eine neue Facette abgewinnen können. Nachdem Schwarzeneggers Karriere scheinbar nur noch aus Selbstreflexion bestand, kann man sich mit Sabotage nun vorstellen, dass dieser Mann noch einen Platz in der Actionfilmwelt verdient hat. So wutentbrannt er in seinen bisherigen Filmen um sich schlug, wenn eine Situation ihn überforderte, wenn er Bösewichte ausschalten wollte, wenn er sich aus misslichen Lagen befreien musste, so überraschend ist es ihn jetzt auch einmal leiden zu sehen. Wenn er als ‚Breacher‘ immer und immer wieder das Video anschaut, auf dem seine Ehefrau von Auftragskillern gefoltert und schlussendlich ermordet wird, Schwarzenegger so da sitzt, Tränen kullern, er schlucken muss um die Bilder zu verarbeiten, dann sieht man ihn vielleicht zum ersten Mal dramatisch schauspielern.
So weichgebügelt zeigte David Ayer auch seine Helden am Ende von End of Watch, trotzdem schaffte er es in seinem 2012er Cop-Drama ebenso wie in Sabotage, knallharte Actiongefechte in die Handlung einzuarbeiten. Oftmals sehen diese dann enorm lebensecht aus, da Ayer ein Befürworter der Handkamera ist. Seine Stärke tritt genau hier zutage, da er sich als einer der wenigen Regisseure offenbart, die es schaffen, dieses Gewackel so übersichtlich zu filmen, das man sich mehr mittendrin als hinausgeworfen fühlt. Und so bekommt Arnie hier neben seinen kleinen schwachen Momenten natürlich auch wieder genügend Gelegenheit, Zigarre paffend die großen Kaliber in den Händen zu halten und dem Film somit doch noch ein wenig Arnold-Flair mitzugeben.
Olivia Williams will wissen, wer die DEA-Agenten umbringt
Man kann es dem Drehbuch als Schwäche mitgeben, dass es an einer Stelle scheinbar keinen Ausweg mehr weiß und einen “Problem Solver” auftauchen lässt, der die Handlung konstruiert weiterführt. Aber dann ist da auch das Rätselraten, was denn nun mit dem DEA-Team vor sich geht, wer da wen hintergeht, ob nicht die Oberen, die ‚Breacher‘ und Co. scheinbar auch los werden wollen, für den Sabotageakt verantwortlich gemacht werden können. Erst kurz vor Ende dämmert es den beteiligten Personen, darunter auch eine stark spielende Olivia Williams, die als Ermittlern der Mordkommission zeitweise ein Cop-Duo mit Schwarzenegger bildet, eine Zusammenarbeit, die überraschend harmonisch und unterhaltend verläuft. Es muss aber auch klar sein, dass jeder Arnold-Actionfilm ein Männerfilm ist, so dass auch die weiblichen Figuren (Olivia Williams und Mireille Enos) eher ein männliches Verhalten an den Tag legen.
Sabotage legt sich selbst in die „solide“-Schublade. Ein guter Film für David Ayer, kein Titel der in der Filmografie von Arnold Schwarzenegger hervorstechen wird. Dennoch ist es schön, Arnie mal wieder so zu sehen, dass es Spaß macht die Action zu genießen die er abliefert. Endlich ist nicht mehr jeder zweite Satz eine Referenz aus seinen bisherigen Filmen, endlich gibt es mal wieder einen ernstzunehmenden Arnold Schwarzenegger zu sehen.
”Sabotage„
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2014
Länge: ca. 109 Minuten
Regie: David Ayer
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Sam Worthington, Olivia Williams, Mireille Enos, Terrence Howard, Joe Manganiello, Josh Holloway, Harold Perrineau, Martin Donovan, Max Martini, Kevin Vance, Gary Grubbs
Kinostart: 10. April 2014
Im Netz: sabotage-derfilm.de
Bilder © Splendid/Sony