In der Gunst Hitchcocks hat es "Sabotage" (nicht zu verwechseln mit dem thematisch überwiegend kongruenten "Saboteure") nicht weit gebracht, "unordentlich", "geschludert" sei er, der Film. Eine, wie man den Worten Hitchcocks im Truffaut-Interview latent herauszuhören meint, gesichtslose Sylvia Sidney bevölkere dieses Werk zusätzlich. Allerdings geht Hitchcock mit seiner Hauptdarstellerin, die Frau eines zwielichtigen Kinobesitzers (er mag kein angebranntes Kraut und besitzt irre Auge: Oskar Homolka), hart ins Gericht. Denn weniger sie als die bräsige Gesamtkonstruktion des Drehbuchs, das ihr, zusammen mit einem verdeckten Polizeiermittler (John Loder), eine nie schlüssig fabulierte, naive Romanze andichtet, die in einem für alle Akteure aufgesetzt zufriedenstellenden Schauwertende kulminiert (vgl. "Der Fremde im Zug"), beschädigt "Sabotage". Als origineller Geheimtipp firmiert der Film nur bedingt. Spürbar fleißig versucht Hitchcock die schlaffe Geschichte konspirativer Spionageverschwörung im Hinterzimmer per Stummfilmsprache formalistisch zu verschnörkeln – der ausgestreckte Suspense eines Kindes mit der Bombe unterm Arm (eingeschlossen ein vergnüglicher Abstecher zum Schönheitsguru) und der substanziellere Thrill, als sich Sylvia Verloc (Sidney) entschließt, während des aufgetischten Essens einen ehelichen Verzweiflungsmord zu begehen, signalisieren Hitchcocks Alleinstellung, Althergebrachtes stets anders zu machen als andere. Vogelkäfige, Cartoons, offene Fenster: Dank kleiner ironischer Bonmots am Rande mag manch' einer dennoch die spitzfindig breitgestreute Detailverliebtheit des Films würdigen.
5 | 10