Sabbatical: Planung von rechts her

Von Lesyi

Nach zehn Jahren in meinem jetzigen Job, steht ein Wechsel bevor, und vor der neuen Aufgabe habe ich das Privileg einer sechsmonatigen Auszeit, einem Sabbatical. Schon früh habe ich damit begonnen, Ideen für diese Zeit zu notieren. Die Liste wurde länger und länger, und bald wurde deutlich: das alles passt niemals in die vorhandene Zeit — besonders auch deshalb, weil durch Sitzungen und andere fixe Termine die Anzahl wirklich frei verfügbarer Tage dahinschwand wie Schnee in der Frühjahrssonne. Es machte sich in mir ein Gefühlsmix aus Frustration, Ärger und Überforderung breit.

Bis mir eines Tages beim Joggen der Befreiungsschlag in Form einer simplen Idee kam, die ich in anderen Zusammenhängen “propagiere und praktiziere”. Ich nenne sie “von rechts her planen”: Bei zeitlichen Plänen stellt man den Zeitverlauf (jedenfalls in den mir bekannten Systemen) ja von links nach rechts dar: ganz rechts steht das Endresultat; die Massnahmen, die dazu führen sollen, tragen von links nach rechts zum gewünschten Ergebnis. — Während die Umsetzung des Plans also von links nach rechts geht, sollte man bei der Planung genau umgekehrt vorgehen, d.h. rechts beginnen: Man definiert zuerst, was man als Resultat denn sehen möchte und überlegt anschliessend, mit welchen Massnahmen dies am besten zu erreichen ist. “Planung von rechts” eben…
Wenn man sich das so überlegt, dann ist es völlig logisch. Aber sehr oft wird doch anders geplant: man sieht, was man alles machen könnte (und hat dabei so viele so tolle Ideen), und irgendwie wird das ja schon zu einer guten Sache werden, wenn die einzelnen Dinge in sich ja alle soo cool sind…

Genauso machte ich es mit meinem Sabbatical, bis ich vom Joggen heimkam und mich (duschte und mich) fragte: Wie will ich am Ende dieser Zeit über mein Sabbatical denken? Wie will ich mich dann fühlen? Was soll sich ergeben haben? Die Antworten kamen relativ rasch und waren ziemlich simpel (sind zurzeit aber noch nicht publizierbar…). Ich fragte mich auch: Wie möchte wohl Gott am Ende dieser Zeit darüber denken…?
Dann fragte ich mich für verschiedene Aspekte meines Lebens, welchen “Beitrag” sie zu diesem Resultat beisteuern könnten: Meine Umgebung (Wohnung), mein Körper (Gesundheite etc.), mein Verstand (mind), meine Seele & Emotionen, meine Spiritualität (Beziehung zum dreieinen Gott).

Und siehe da: Einiges meiner ursprünglichen Liste fand logisch und natürlich seinen Platz; anderes konnte relativ schmerzlos gestrichen werden, weil ich erkannte, dass es keinen wirklichen Beitrag zu dem leistete, was mir wichtig ist.

Es ist mir natürlich bewusst, dass dieses Vorgehen überhaupt nicht originell ist. Das Gleiche will z.B. die berühmte Frage, wie man am Ende seines Lebens über sein Leben nachdenken möchte.
Dieser Ansatz bietet sich für viele verschiedene Lebensbereiche an: bevorstehende Ferien, ein Treffen mit Freunden, ein Vortrag, eine Predigt, eine Schulstunde, bis hin zum Leben als Ganzes. Planen von rechts her schafft Klarheit und hilft, Unnötiges und Überflüssiges getrost beiseite zu lassen.

Ob du damit auch schon Erfahrung gesammelt hast? Oder ob sich dies für eine bevorstehende Sache anbieten würde?

Grafik: Watterson, http://calvinandhobbes.wikia.com/wiki/Sabbatical