Sa sdarówje!

Freitag. Der schönste Tag der Woche (wie man am Rhein sagt :-) )!

Einerseits: Was, schon wieder eine Woche rum? Andererseits, puh.

Wir hatten in Schweden einen Workshop "unter uns". Sozusagen zur Begradigung all der Missverständnisse um unsere Plattform, um die Vorgehensweisen, um Rollenspiele. Früher hätte ich gesagt: "einheitliche Sicht" auf die "Prozesse" und "Aufgaben".

Sa sdarówje!

Vor allem aber: Besser kennen lernen. Endlich kennen sich alle ein bisschen besser und hören auf, einander beeindrucken und sich absichern zu wollen. Aber hey: Wir sind ja alle erst vor ein paar Monaten zusammen gekommen. Und haben schon etwas erreicht. Aber man muss bedenken, dass das Zusammenwachsen so vieler Leute aus fast allen Kontinenten Zeit braucht.

Interessant dann auch die Abendgespräche. WIe gut verstehen sich Russen mit Ukrainern wirklich? Inder mit Pakistani, Mexikaner mit US-Amerikanern? Gut, wir sind unter Entwicklern, Nerds. Und Du kannst alle sofort mit einer Spielkonsole mehr begeistertn als mit einem Themenabend über Politik.

Aber alle Verhalten sich eher so, wie es m. E. auch nur geht: An der Oberfläche bleiben. Hier und da eine Anspielung. Aber dann: Nasdarowje!

Ein ukrainischer Kollege ist in der Stadt aufgewachsen, die früher Trägerraketen und Flugzeugträger für die Sowjetarmee gebaut hat. Es sei eine Zeit gewesen, in der Forscher 10x so viel verdienten, wie Direktoren im Verwaltungsapparat. Deshalb habe auch er diese Richtung einschlagen wollen. Dann aber, nach der Auflösung der UdSSR seien alle Guten sofort abgehauen. Und die Firmen mussten wegen Fachkräftemangel schließen. Deshalb wurde das alles nach China verkauft...

Ich erzählte ihm vom Stahlguss an der Ruhr, der auch nach China verkauft wurde. Und er hob sein Glas und sagte "Sa sdarówje".

Tja, und auch bei Volvo kennt man den chinesischen Weg ja inzwischen besser als man je wollte.. Es ist kein Zufall, dass wir keine Chinesen in unserem Projekt haben.

An solche Abende werde ich mich später erinnern. Die Erlebnisse der Privatleute sind doch anders als die veröffentlichten Meinungen. Und wieder einmal denke ich an „DIe Welt von gestern", die Weltbühne usw. Bevor alles zusammenbrach glaubten sie sich auf einem niemals endenden Fortschrittspfad.

Die Russen verstehen an Angela Merkel nicht, warum sie die Schleusen geöffnet hat. Sie kennen die tschetschenischen Terroristen. Eine russische Kollegin wollte sogar partout weg aus Dänemark, weil sie es dort nicht mehr ausgehalten habe, wie „die da" die Stadt verwahrlosen.

Und während wir in einer Wikinger Kellerbar so sprechen predigt mein heimischer Präsident den Chemnitzern seine Moral. Und wie die tagesschau schreibt: Er winkte, aber keiner reagierte. Warum wohl..?

Warum fährt er nach Chemnitz und nicht nach Freiburg? Wo sich sogar die „linksautonoment Betreiber des Clubs White Rabbit" über das aufdringliche Verhalten der Flüchtlinge beschwert haben" (FAZ(. Ich frage mich: Beschwert? Bei wem denn (diese Nazis..)?

Diese Zeit bietet Stoff für etliche Essays, Romane, Blogposts. Man braucht nur einen Rückzugsort, an dem man zur Besinnung kommen kann.

Ich bin einen Tag eher als die Kollegen zurück gereist. Ich habe mir gedacht, den Freitag nutze ich. Alle außer Haus und ich kann in aller Ruhe meine Planung aktualisieren. Keiner, der zur Tür reinplatzt und eine tiefe Frage hat. Es könnte der schönste Tag der Woche werden :-)


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