Dies ist bestimmt keine vollständige Liste, aber das, was mir aufgefallen und noch im Gedächtnis geblieben ist. Gewiss, es müssen nicht immer alle Rätsel gelöst werden, aber wenn man bedenkt, welches Fazit am Ende übrig geblieben ist, so ist es doch sehr ärgerlich, hier ganz offensichtlich an der Nase herumgeführt zu werden mit irgendwelchen Häppchen. Ich weiß, das liebt Abrams, aber genau deswegen ist er zwar ein Ausnahmeregisseur (weswegen ich ihn schätze und nahezu alle seine Filme anschaue), aber leider trotzdem kein guter. Er hat einige Filme (zuletzt Star Trek 2) ganz ordentlich aus solchen Gründen vergurkt. Und hier erkennt man ganz deutlich, dass er kein Literat ist, da hilft auch kein Co-Autor. So etwas als „interaktiv“ zu präsentieren, wenn am Ende eine dünne Geschichte übrig bleibt und der Rest in die Irre führt, ist nicht mal ein gutes Spiel. Weder als Game, noch als Geocaching. Quest oder Heldenreise kann man das erst recht nicht nennen. Es ist ein bisschen was von allem. Und das ist schlichtweg Murks. So viel Potential steckt drin, so viele gute Ideen im Ansatz, und dann nichts weiter, weil man sich verzettelt und eigentlich nicht mehr weiterweiß. Abrams verteidigt ja seinen Standpunkt, offene Lösungen zu haben (in irgendeiner Sendung im Internet zu finden, finde ich grad nicht), interessiert mich nicht. Dass er es erklärt, macht wie gesagt den Witz nicht besser. Ich bin und bleibe klassischer Leser und erwarte Qualität bei so einer aufwendigen Sache. So, nun habe ich hoffentlich auch noch die Letzten vertrieben, die nicht wissen, was SPOILER heißt, und nur noch diejenigen sind übrig, die die Story bereits kennen.
– Jen und Eric nehmen an, dass VMS zunächst mit dem 19-Jährigen Straka, der sich von der Brücke gestürzt hat, identisch ist und dann letztendlich daraus das Kollektiv „Straka“ wurde, das wiederum der Loge „S“ entspricht, in 1. Generation. (Straka/VMS blieb geheim, um das Kind zu schützen – vor wem auch immer) Die folgenden Generationen sind natürlich nur noch „S“. Soweit, so klar. Ende hierzu …
– Beide Seiten benutzen das kalligraphische „S“, was sehr praktisch ist, da es somit willkürlich eingesetzt werden kann und keine sonderliche Bedeutung mehr hat. Soweit, so doof. Ende hierzu …
– Eric wird auf den geheimen Kanalgängen zur Uni verfolgt und findet dort „S“ vor. Wird nicht geklärt, wer das war?? Paranoia?
– Jen erlebt mehrere Anschläge (auch auf Elternhaus/Scheune), wird nicht geklärt, wer das war?? Paranoia?
– Serin = ? -> Geldgeber? = ?
– Arp = ?
– Bouchard = ?
– Desjardins „Mord“ = ?
– Affe = ???? Ja, sicher, der Affe ist ein Trickster und sehr bedeutsam in der Mythologie, aber … ich komm einfach nicht drauf, wozu er dient …
– Die Obsidianstücke = ? Sogar die ganze Insel. Dient als Erkennungszeichen, Waffe … aber keinerlei Handlungsrelevanz. Kommen nie wieder zum Zuge. Ob man sie nun hat oder nicht, völlig wurscht, es zeitigt keine Auswirkungen (außer in der Hinsicht, dass Moody und Eric anscheinend die nächste Generation „S“ bilden sollen, zusammen mit ??), sondern ist auch wieder nur ein bildliches Symbol. Kein Artefakt!
– Codes = ?????????????????????????????????????????????
Man kann sich natürlich mit den Codes spielen, was ich aber nicht getan habe, da sie völlig irrelevant sind und nur Ablenkung. Selbst wenn wir beispielsweise wissen, wer „Agent X“ nun wirklich war, wird derjenige nie wieder erwähnt bzw. hat keinerlei Handlungsrelevanz. Vor allem: Alle „S“ bzw. deren Gegner der 1. Generation (und auch die meisten der 2., wenn nicht alle) sind TOT. Was bezweckt FXC mit den Codes – an wen und gegen wen und wen warnt sie?! Es handelt sich auch um „Liebescodes“, an VMS gerichtet – nur, der ist, selbst wenn er Havanna überlebt hat, schon rein aus Altersgründen TOT. Als reines interaktives Spielchen ist das absolut daneben, da nicht zielführend. Bei jedem PC-Game kommt man weiter, bei jeder Schnitzeljagd. Also wozu? Spielen um des Spielens willen? Thriller und/oder Krimi ohne Aufklärung? Doof.
Und noch ein paar Kleinigkeiten …
– Warum es „Das Schiff des Theseus“ heißt bzw. „Die Schiffe des Theseus“ heißt? Jaajaaa mythologischer Bezug, aber erklärt ihn mir doch bitte. Der Schiffstyp, die Schebecke, ist beliebt bei Piraten gewesen, weil sie so schnell war; das Piratenmotiv kommt auch im Roman- wie Rahmen- wie Fußnotentext immer wieder vor. Gut! Und? Relevanz?
– Die zugenähten Münder der Matrosen werden ad absurdum geführt, als Sola meint, das wäre zwar Tradition, kann man aber auch einfach bleiben lassen. Also wozu dann erst? In der Fantasy würde so etwas gar nicht funktionieren und das demontiert den eigentlich streckenweise recht guten Romantext.
– Wo ist Mahlstrom abgeblieben? Es ist dasselbe Schiff mit denselben Matrosen.
– Thema Archäologie: Höhlenmenschen K = ? / – Höhlenmalereien K = ? / – Wölfe/Werwölfe = ? Mordsmäßig aufgebauscht, aber leider ohne weitere Relevanz.
Zum Abschluss muss ich noch einmal auf das Büchlein zurückkommen, das ich parallel gelesen hatte – denn das ist schon irgendwie krass. Ich hab zu irgendeinem Kapitel erwähnt, dass ich von Cees Noteboom „Die folgende Geschichte“ lese, und was daran tatsächlich krass ist, es ist eine mythologische Reise, mit dem Schiff, mit einer Art Loge, und einem mysteriösen X, und das auch noch in Brasilien. Da finden sich gewisse Parallelen; kann kompletter Zufall sein, war aber vielleicht – da Abrams sich ja sehr auf Skandinavien konzentriert – ein Ideenanreiz, was auch immer. Notebooms Roman kommt allerdings vollständig ohne Firlefanz aus und ist prickelnd mysteriös und rätselhaft. Auf dem Cover (und das war, bevor ich „S“ in Händen hatte) ist eine Figur, die ein Mensch ist, aber sehr starke Ähnlichkeit mit einem Äffchen hat. Ich setze es hier mal hinzu und beende damit meine Ausführungen und fröne jetzt meiner persönlichen Paranoia.