Das Dorf Bedretto, das ich vom Gegenhang sah. Hübsch, oder?
Mein Zmittag in All'Acqua.
Gestern morgen um fünf dachte ich, es würde ein häuslicher Tag werden, Kolumne schreiben, ein bisschen lesen, vielleicht einen Couscous kochen. Um zehn vor sechs schoss die Wanderlust ein. Ich zog mich an, warf ein paar Sachen in den Rucksack, fuhr nach Zürich und weiter nach Airolo. Um neun wanderte ich dort los ins Bedrettotal auf dem Sentiero Basso, dem Talweg. Es wurden vier gute Wanderstunden, ich sah schöne Hangdörfer, ging auf breiten Forstwegen und schmalen Waldpfaden, traf einen Tessiner Pfadfinder um die 40, der eine Wanderung für seine Jungpfadis rekognoszierte. Wir gingen eine Zeitlang zusammen und meisterten vereint einen wilden Gebirgsbach, der im Vorjahr den Steg weggespült hatte. Hernach hatte ich nasse Füsse. In All'Acqua ass ich im Restaurant an der Nufenenstrasse, der Himmel war grau, aber es regnete nicht. Der Ossobuco mit Polenta haute mich nicht um, doch das Lokal war gemütlich, ich blieb zwei Stunden und fand das Tiramisù dann doch sehr gut. Hernach zog ich einen Kilometer auf der Passstrasse hinab nach Cioss Prato, der obersten Haltstelle des Bedrettotal-Busses, und schaute zwei Holländerinnen zu, die vor der Skibuvette parkierten; ihre Männer kamen angeradelt, sie fotografierten wie wild, reichten den Männern Wasser und Schoggiriegel. Begleitfahrzeug für Radler spielen: Meine Ferien wären das nicht. Schliesslich kam der Kleinbus, ich fuhr heimwärts und bin froh, meine Bildungslücke geschlossen zu haben, ich war nämlich bis anhin nie im Bedrettotal gewesen. Im Zug das Urnerland hinab kalauerte ich vor mich hin: I ha s Bedretto jetz betrete.