„1989“
(Pax Am)
Von allen vorangegangenen Versuchen, komplette Alben anderer Künstler neu einzuspielen (und derer gab es nicht wenige, denkt man an Beck vs. Velvet Underground, die Dirty Projectors vs. Black Flag, Camper Van Beethoven vs. Fleetwood Mac und natürlich die irren Aufführungen der Flaming Lips), von allen Versuchen also ist der von Ryan Adams der vielleicht ungewöhnlichste. Zum einen hätte man Berührungspunkte zwischen dem oft genialen, aber zuweilen recht schwierigen Slacker und der Prinzessin Lillifee des Glamourpops nicht unbedingt vermutet, zum anderen ist der unbestrittene Erfolg von Taylor Swifts „1989“ noch ein ganz frischer – das Risiko, sich daran die Hände zu verbrennen und sich lächerlich zu machen, war also kein geringes. Umso erstaunlicher das Ergebnis. Swifts überdrehten Hochglanzsound derart radikal auf den verschlurften Americana-/ Countrysound herunterzubrechen, meistenteils zu reduzieren, gelingt Adams nachgerade meisterhaft und dass dabei der sich schon länger abzeichnenden ‚Springsteenisierung‘ des Songwriters ein paar neue Takte hinzugefügt werden, ist keineswegs störend.
Adams‘ Reduktion und Neufassung, das müssen wohl auch all jene zähnefletschend anerkennen, die das Original-Album bislang ignoriert oder mit der Beißzange angefasst haben, konnte natürlich nur gelingen, weil die meisten Songs in sich stimmig sind und im Kern eine kaum zu leugnende Qualität aufweisen – Melodik, Dramaturgie, Tempi, passt alles, wird nur leider allzu oft überladen und in grellem Quietschbunt präsentiert. Adams dagegen verschafft den Stücken eine eher besinnliche, melancholische Grundstimmung oder rockt sie wie bei „Style“ geradewegs Richtung Hell’s Kitchen. Dass ihm „Bad Blood“ und „Shake It Off“ so entspannt wie charmant von der Hand gehen, nötigt einem schon gehörig Respekt ab, viel mehr aber erstaunt, dass gerade die unscheinbaren Kandidaten des Albums bei Adams eine Aufwertung erfahren. „Out Of The Woods“, „Clear“ und „Wildest Dreams“ bekommen in dieser teilweise doch deutlich abgespeckten Form die nötige Luft zum Atmen und – wenn Adams wie bei „Blank Space“ die Tonart häufiger von Dur zu Moll tauscht – einen ganz eigenen, gefühlvolleren Glanz – und das, obwohl der Mann die Texte bewusst unberührt gelassen hat.
Eine rundum gelungene Sache möchte man also meinen. Selbst Taylor Swift hat im Vorfeld und ebenso nach Erscheinen oft genug betont, wie sehr sie Adams‘ Arbeit schätzt und mit dem für sie wohl doch recht ungewohnten Klang ihrer Stücke zufrieden ist. Daran kann man nur noch einen persönlichen Dank als PS anschließen: Für jemanden, der inständig hofft, dass die eigenen Töchter doch jetzt und zukünftig die musikalische Vorerziehung des Vaters zu schätzen lernen, ist diese Platte nichts anderes als ein großes Glück, weil sie doch zwei grundverschiedene Welten miteinander verbinden kann. Zwar sollte man sich schnellstens von der Illusion lösen, die geduldigen Hinweise im Stile der School Of Rock würden mit demütigem Dank quittiert – auf Erstaunen, vielleicht sogar die eine oder andere interessierte Nachfrage darf man beim Nachwuchs aber schon hoffen. Insofern ist „1989“ in dieser Fassung nicht nur ein ein kleines Wunder, sondern auch ein mögliches Stück Generationenkitt und vertonte Familienzusammenführung. http://paxamrecords.com/