Ryan Adams
„Prisoner“
(Blue Note)
Was soll bei diesem Mann eigentlich schon schiefgehen? Ryan Adams hat eine große Zahl bemerkenswerter Platten, ob solo oder gemeinsam mit diversen Begleitbands, eingespielt, er hat sich nur wenige mittelmäßige geleistet und ist damit gescheitert. Am Metal verbrannte er sich die Finger, der Versuch aber, ein komplettes Album von Pop-Barbie Taylor Swift zu covern, ist ihm dagegen erstaunlich stimmig gelungen. Selbst der Zwist mit dem Namensvetter ist vom Tisch, mittlerweile können Bryan und Ryan wohl herzlich darüber lachen, das Artwork der letzten Studioarbeit (2014) spricht genauso dafür wie der Umstand, daß der „Summer Of ‘69“ auf Konzerten nicht mehr länger Grund für einen Rauswurf ist – der Song gehört mittlerweile zum Repertoire.
Aus dem einstigen enfant terrible scheint also ein umgänglicher, tiefgründiger Künstler geworden zu sein, dessen Gedanken, wen wunderts, mehr und mehr um die Grundsätzlichkeiten des Lebens kreisen. Bestes Beispiel sein aktuelles Werk, ausschließliches Thema hier: Die Liebe. Weil jedoch Umgänglichkeit nicht bedeutet, daß Adams zum blauäugigen Schwärmer mutiert ist, klingt seine Platte entsprechend traurig, singt er nicht von der glücklichen, sondern der zurückgewiesenen, enttäuschten, unerwiderten Liebe. Sie macht ihn zum Gefangenen, Getriebenen, zum Einsamen, zeigt ihn verletzlich, voller Leidenschaften und Sehnsüchte. Für Adams ist die Liebe, das hat er gerade einer Zeitung verraten, ein unangreifbares Weltengesetz, gegen das sich zur Wehr zu setzen nur auf einen Irrweg führen kann. Wer die Liebe nicht anerkennt, wählt den Hass, so simpel ist seine Rechnung. Ohne Schmerz allerdings ist sie nicht zu bekommen, nur diejenigen also, deren Herzen schon einmal gebrochen wurden, wissen, was sie vermissen, nur sie kennen das höchste Gut, nach dem es zu streben gilt. Und natürlich nimmt sich Adams, Bluesmusiker durch und durch, der dunklen Seite des Verlangens an, dafür hat er die Melodien, die Akkorde und nicht zuletzt seine kratzige, leicht vernuschelte Stimme: „As the fire burns around us in the dark, one part is the world and one's my heart („Doomsday“).
Schöne Lieder sind da zu hören, krachige wie der Einstieg „Do You Still Love Me?“, perlende Hooks wie beim Titelstück oder „Outbound Train“. Ein Name, auch das ist klar, darf hier natürlich nicht fehlen: Zusammen mit Adam Granduciel (The War On Drugs) arbeitet der sich der Mann aus Jacksonville ja hörbar an der legitimen Nachfolge von Bruce Springsteen ab. Auch wenn er das wahrscheinlich stolzeshalber nie zugeben würde, ein Song wie „Shiver And Shake“ ist so bossy wie kaum ein anderer von ihm – weil Springsteen selbst in den letzten Jahren nochmals an Kontur, an Schärfe gewonnen hat, ist das heute, anders als noch in vergangenen Dekaden, eher Ansporn als billiges Kompliment. Adams kann mittlerweile beides, den klassischen Rocksong, der nicht platt und todgeritten klingt, genauso wie die anrührenden Balladen. Und weil die wirklich Guten mit zunehmendem Alter und wachsender Erfahrung in diesem Metier immer besser werden, muß einem um Ryan Adams nicht bange sein – er ist auf dem besten Weg. http://paxamrecords.com/
„Prisoner“
(Blue Note)
Was soll bei diesem Mann eigentlich schon schiefgehen? Ryan Adams hat eine große Zahl bemerkenswerter Platten, ob solo oder gemeinsam mit diversen Begleitbands, eingespielt, er hat sich nur wenige mittelmäßige geleistet und ist damit gescheitert. Am Metal verbrannte er sich die Finger, der Versuch aber, ein komplettes Album von Pop-Barbie Taylor Swift zu covern, ist ihm dagegen erstaunlich stimmig gelungen. Selbst der Zwist mit dem Namensvetter ist vom Tisch, mittlerweile können Bryan und Ryan wohl herzlich darüber lachen, das Artwork der letzten Studioarbeit (2014) spricht genauso dafür wie der Umstand, daß der „Summer Of ‘69“ auf Konzerten nicht mehr länger Grund für einen Rauswurf ist – der Song gehört mittlerweile zum Repertoire.
Aus dem einstigen enfant terrible scheint also ein umgänglicher, tiefgründiger Künstler geworden zu sein, dessen Gedanken, wen wunderts, mehr und mehr um die Grundsätzlichkeiten des Lebens kreisen. Bestes Beispiel sein aktuelles Werk, ausschließliches Thema hier: Die Liebe. Weil jedoch Umgänglichkeit nicht bedeutet, daß Adams zum blauäugigen Schwärmer mutiert ist, klingt seine Platte entsprechend traurig, singt er nicht von der glücklichen, sondern der zurückgewiesenen, enttäuschten, unerwiderten Liebe. Sie macht ihn zum Gefangenen, Getriebenen, zum Einsamen, zeigt ihn verletzlich, voller Leidenschaften und Sehnsüchte. Für Adams ist die Liebe, das hat er gerade einer Zeitung verraten, ein unangreifbares Weltengesetz, gegen das sich zur Wehr zu setzen nur auf einen Irrweg führen kann. Wer die Liebe nicht anerkennt, wählt den Hass, so simpel ist seine Rechnung. Ohne Schmerz allerdings ist sie nicht zu bekommen, nur diejenigen also, deren Herzen schon einmal gebrochen wurden, wissen, was sie vermissen, nur sie kennen das höchste Gut, nach dem es zu streben gilt. Und natürlich nimmt sich Adams, Bluesmusiker durch und durch, der dunklen Seite des Verlangens an, dafür hat er die Melodien, die Akkorde und nicht zuletzt seine kratzige, leicht vernuschelte Stimme: „As the fire burns around us in the dark, one part is the world and one's my heart („Doomsday“).
Schöne Lieder sind da zu hören, krachige wie der Einstieg „Do You Still Love Me?“, perlende Hooks wie beim Titelstück oder „Outbound Train“. Ein Name, auch das ist klar, darf hier natürlich nicht fehlen: Zusammen mit Adam Granduciel (The War On Drugs) arbeitet der sich der Mann aus Jacksonville ja hörbar an der legitimen Nachfolge von Bruce Springsteen ab. Auch wenn er das wahrscheinlich stolzeshalber nie zugeben würde, ein Song wie „Shiver And Shake“ ist so bossy wie kaum ein anderer von ihm – weil Springsteen selbst in den letzten Jahren nochmals an Kontur, an Schärfe gewonnen hat, ist das heute, anders als noch in vergangenen Dekaden, eher Ansporn als billiges Kompliment. Adams kann mittlerweile beides, den klassischen Rocksong, der nicht platt und todgeritten klingt, genauso wie die anrührenden Balladen. Und weil die wirklich Guten mit zunehmendem Alter und wachsender Erfahrung in diesem Metier immer besser werden, muß einem um Ryan Adams nicht bange sein – er ist auf dem besten Weg. http://paxamrecords.com/