Ab Donnerstag läuft A United Kingdom in den Kinos. Die Filmbiografie über Ruth Williams und Seretse Khama ist weit mehr als eine Liebesschnulze...
Copyright: Alamode FilmEine weiße Frau und ein schwarzer Mann lieben sich - und alle hassen die beiden dafür. So weit, so alltäglich. Denn dass Familien etwas gegen eine solche amouröse Bindung haben, kommt 1947 noch häufig vor. Wenn sich aber auch zwei Regierungen in das Liebesleben von jungen Menschen einmischen, wird's spannend. Vor allem dann, wenn die eine Familie an der Regierung ist. Das ist dann der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. "A United Kingdom" läuft ab Donnerstag in den Kinos - eine Vorschau:
Copyright: Alamode FilmSeretse Khama (gespielt von David Oyelowo) ist der kommende König des afrikanischen Bechuanalands (heute: Botswana), einer Quasi-Kolonie des Britischen Empires. In London hat Seretse das vielgestaltige englische Weltreich kennengelernt: Er studiert Recht, übt sich im Boxen und tanzt Jazz. Dabei verliebt er sich in Ruth Williams (Rosamund Pike), eine brave englische Bürgertochter. Damit ist das Drama eröffnet. Der Vater von Ruth will keinen schwarzen Schwiegersohn, Königssohn hin oder her. Ende der 1940er Jahre boomt die Apartheid: die zwangsweise Tennung von Schwarz und Weiß. Und die Vertrauten von Seretse können es auch nicht fassen: eine weiße Königin mitten in Afrika? Dass dann auch noch die britische Kolonialverwaltung versucht, mit Druck und Drohungen die Eheschließung zu verhindern, bindet Ruth und Seretse nur noch enger aneinander. Dabei stehen die echten Herausforderungen noch aus: Wie wird Seretses traditioneller Stamm auf die fremde Frau reagieren? Wie soll Seretse den Konflikt mit seinem Onkel bestehen, der strikt gegen die Verbindung ist? Und wie soll eine Liebesbeziehung dem Diktat des weltumspannenden englischen Empires widerstehen? "A United Kingdom" basiert auf einer wahren Geschichte - und das ist grandios umgesetzt.
Denn der Film ist keine abendfüllende Berieselung. Die Zuschauer sind gefragt. Hier wird nichts künstlich aufgebauscht oder dramatisiert. Es ist ja auch in der Sache dramatisch genug. Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache überzeugend, wenn es um die Beziehung geht. Man nimmt beiden ihre intime Beziehung ab. Die gemeinsamen, ruhigen und vertrauten Momente sind die stärksten Szenen des Films, der auch durch ansprechende Farben und eine souveräne Kameraführung besticht. Weniger stark sind die nach außen gerichteten Emotionen: Die pathetischen Reden - es gibt einige - wirken irgendwie aufgesetzt - zumindest im Vergleich zum innigen und zarten Miteinander der Eheleute Khama. Dafür zeigt der Film, wie sich die Charakterstärke und der Faktor Persönlichkeit zweier Menschen von völlig verschiedenem biografischen Hintergrund verbinden und gemeinsam dem ebenfalls anschaulich abgebildeten Zeitgeist der Apartheid entgegenstellen. Genau deshalb ist der er Film sehenswert und es ist sogar eher angenehm, dass dabei auf emotionale Überfrachtung verzichtet wird.