Ein Artikel, der zeigen soll, dass das Tyrannei-Imperium eben an zahlreichen Fronten auf der Verliererstraße ist, ohne das uns dies erkennbar wird
von Asad Ismi (Artikel am 1. Mai 2010 im “The CCPA Monitor” erschienen) Übersetzung K. Huber
Während der Westen Tausende von Zivilisten in Afghanistan und Pakistan tötet und beide Länder verwüstet, erwerben Russland, China und Iran die entscheidenden Energievorkommen von Zentralasien und des Gebietes des Kaspischen Meeres ohne einen Schuss abzugeben.
Einer der Hauptgründe für die durch die USA angeführte Invasion und Besetzung von Afghanistan war der Bau einer Pipeline durch das Land, die Erdgas von Turkmenistan nach Indien und Pakistan leiten sollte. Kanada und die anderen 44 an der Besetzung Afghanistans teilnehmenden westlichen Länder unterstützen dieses US-Ziel, indem sie Washingtons militärischer Position in dem Land den Rücken stärken.
In Turkmenistan, welches an Afghanistan grenzt, lagern die viertgrößten Erdgasreserven der Welt. In Verhandlungen mit der später abgesetzten Taliban-Regierung haben die USA während eines Jahrzehnts versucht, die Pipeline errichten zu können. Zwei Monate nach dem Scheitern dieser Verhandlungen brachte Washington die Taliban zu Fall, als es im Oktober 2001 in Afghanistan einfiel.Seitdem haben die USA Indien, Pakistan, Turkmenistan und Afghanistan dazu überredet, ein den Bau der Pipeline zum Ziel habendes Abkommen zu unterzeichnen, aber der Krieg in Afghanistan und das Unvermögen der USA, die Taliban zu besiegen, haben die derzeitigen Arbeiten an diesem Projekt blockiert. Die Besetzung Afghanistans und die Pipeline-Pläne sind ein Teil der Strategie Washingtons, die Kontrolle über die Energievorkommen von Zentralasien und des Gebiets des Kaspischen Meeres zu bekommen und sie von Russland, China und dem Iran wegzuleiten.
Wie Richard Boucher, Assistent des US-Außenministers für Süd- und Zentralasiatische Angelegenheiten, im September 2007 feststellte :
“Eines unserer Ziele ist es, Afghanistan zu stabilisieren, damit es ein Leiter und eine Drehscheibe zwischen Süd- und Zentralasien werden kann, damit Energie nach dem Süden fließen kann … und damit die Länder Zentralasiens nicht mehr länger zwischen den enormen Kräften Chinas und Russlands eingeklemmt sind, sondern damit sie Durchgänge zum Süden wie auch zum Norden, Osten und Westen haben.”
Aber wie der indische Diplomat M.K. Bhadrakumar in einem Artikel für die “Asia Times” ausführte:
“Die Pipeline-Diplomatie in der kaspischen Region von Seiten der Vereinigten Staaten, welche darauf abzielte, Russland zu umgehen, China hinauszudrängen und den Iran zu isolieren, ist gescheitert.”
Kürzlich haben die turkmenisch-afghanischen Pipeline-Pläne der USA etwas erlitten, was sich als ein tödlicher Schlag erweist.
Mit der am 6. Januar [2010, Adü] stattgefundenen Einweihung der Dauletabad-Sarakhs-Khangiran-Pipeline (DSK), welche Irans nördliche kaspische Zone mit Turkmenistan verbindet, hat Turkmenistan seinen gesamten Gasexport China, Russland und Iran überlassen.
Wie Bhadrakumar erklärt, “hat Turkmenistan kein dringendes Bedürfnis für die Pipelines, die die Vereinigten Staaten und die Europäische Union vorgeschlagen haben”.
Die Übergabe der DSK-Pipeline wie auch die Inbetriebnahme einer anderen zwischen China und Turkmenistan im Dezember 2009 hat “die Energiekarte von Eurasien und der Kaspischen Region praktisch neu gezeichnet”, behauptet er.
“Wir sind Zeuge eines neuen Modells von Energiekooperation auf regionaler Ebene, welches auf Big Oil (private westliche multinationale Ölgesellschaften) verzichtet. Russland übernimmt traditionellerweise die Führung. China und Iran folgen dem Beispiel. Russland, Iran und Turkmenistan verfügen jeweils über die größten, zweitgrößten und viertgrößten Erdgasreserven der Welt. Und China wird der Konsument par excellence in diesem Jahrhundert sein. Die Sache ist von tiefgreifender Konsequenz für die globalen Strategien der USA.”
Bhadrakumar hat für Indien an diplomatischen Posten in der Sowjetunion, Usbekistan, Afghanistan und Pakistan gedient.
Russland und Turkmenistan sind außerdem übereingekommen, eine ost-west verlaufende Pipeline zu bauen, die alle letzteren Gasfelder zu einem Netzwerk verbinden soll, damit die nach Russland, Iran und China führenden Pipelines von irgendeinem der Felder Gas aufnehmen können.
Drei Wochen vor der Eröffnung der DSK-Pipeline weihten China und Turkmenistan eine wichtige Gaspipeline zwischen den beiden Ländern ein.
Die Präsidenten von China, Turkmenistan, Kasachstan und Usbekistan wohnten am 14. Dezember 2009 der Eröffnungszeremonie der 1833 Kilometer langen Pipeline bei. Die Pipeline wird Erdgas vom Saman-Depe-Feld in Ostturkmenistan durch Kasachstan und Usbekistan nach der chinesischen Provinz Xinjiang transportieren, von wo es nach 14 chinesichen Provinzen und Städten weitergeleitet wird. Bis 2012 wird die Pipeline 40 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr liefern; das sind mehr als die Hälfte von Chinas heutigem Gasverbrauch.
Der chinesische Präsident Hu Jintao beschrieb die Pipeline als “eine weitere Plattform für Kollaboration und Kooperation” zwischen China und Zentralasien. Als Belohnung für den Zugang zum zentralsiatischen Gas baut China Infrastrukturen und gibt an die Republiken der Region günstige Kredite.
Gemäß John Chan, der für die “World Socialist Website” schreibt:
“Beijings weiteres Ziel ist es, dazu beizutragen, daß die Region ihren eigenen politischen und strategischen Orbit findet.”
Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymukhammedov verkündete, daß die Pipeline “nicht nur einen kommerziellen und ökonomischen Wert” hat. Er ist auch politisch” und wird “ein Hauptfaktor zur Sicherheit in Asien” werden.
Usbekistans Präsident Islam Karimov fügte bei:
“Durch seine weise und weitsichtige Politik ist China einer der Hauptgaranten für die globale Sicherheit geworden.”
Chan fügt bei:
“Die Eröffnung einer wichtigen, von Turkmenistan herführenden chinesischen Pipeline verändert die zentralasiatische Energiegleichung.“
Die “Financial Times” kommentierte letzte Woche, daß die Pipeline ‘den Plänen der Europäischen Union, turkmenische Lieferungen für die geplante Nabucco-Pipeline zu gewinnen, einen Schlag verabreicht’.”
Diese Pipeline ist der Versuch der USA und der EU, Russlands dominierende Rolle als Hauptenergielieferant für Europa zu brechen. Nabucco hängt hauptsächlich davon ab, Gas aus Aserbeidschan und Turkmenistan zu bekommen. Nun will aber Russland seine Bezüge von aserbeidschanischem Gas verdoppeln, und Iran ist auch Verbraucher von diesem Gas geworden, was die Lieferungen für Nabucco noch zusätzlich verkleinert.
Im Dezember 2009 unterzeichnete Aserbeidschan ein Abkommen zur Lieferung von Gas an den Iran durch die 1400 Kilometer lange Kazi-Magomed-Astara-Pipeline. Russlands Nordsstrom- und Südstrom-Pipelines (für letztere ist der Baubeginn im Frühling 2010) werden Nord- und Südeuropa mit Gas versorgen, was Moskaus Vorherrschaft über die Energieversorgung Europas weiterhin sichert.
Wie Bhadrakumar unterstreicht, zeigt die DSK-Pipeline, daß die Anstrengungen der USA, den Iran zu dämoniseren, zu isolieren und zu terrorisieren, jämmerlich versagt haben.
In offener Herausforderung der US-Politik ist Präsident Berdymukhammedov geschäftig dabei “eine neue wirtschaftliche Achse” mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad zu schaffen, welchen er als einen wertvollen Partner betrachtet.
Die Machtdemonstration Washingtons und des Westens in Afghanistan hat es ebenso verfehlt, Berdymukhammedov zu beeindrucken, der nun alles Erdgas seines Landes an Russland, China und den Iran liefert.
Diese Länder sind nicht dauernd mit imperialistischen militärischen Besetzungen anderer Nationen beschäftigt.
Alles, was sie taten, war, einen anständigen wirtschaftlichen Handel vorzuschlagen. Und so, während der Westen Tausende von Zivilisten in Afghanistan und Pakistan tötet und beide Länder verwüstet, erwerben Russland, China und der Iran die wichtigen Energievorkommen in Zentralasien und in der kaspischen Region ohne einen Schuss abzugeben.
Die russische Vorherrschaft in Zentralasien wurde durch den Umsturz der Pro-USA-Regierung in Kirgistan und seine Ersetzung durch ein Pro-Moskau-Regime noch verstärkt. Die neue Regierung teilte Washington mit, daß es die Flugzeugbasis Manas nicht mehr benutzen könne, welche der Hauptumladeplatz für den amerikanischen Nachschub nach Afghanistan ist.
Im Lichte solch wichtiger Niederlagen des Westens in der Energiefrage muss die weiterhin durchgezogene Besetzung Afghanistans durch 46 westliche Länder ein anderes Ziel haben.
Wenn ihr militärisches Unternehmen hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt wäre – wenn sie einfach einen besseren Zugang zu den zentralasiatischen Bodenschätzen wollten – warum haben sie den Ländern der Region nicht akzeptable Preise dafür angeboten, wie es Russland, China und der Iran tun?
Die Antwort liegt vielleicht in der denkwürdigen Bemerkung des großen palästinensischen Intellektuellen Edward Said:
“Im Zentrum der westlichen Konzepts liegt der Imperialismus.”
Der Westen ist nicht dadurch reich geworden, daß er den an Bodenschätzen reichen Ländern faire und für beide Seiten dienliche wirtschaftliche Abmachungen angeboten hat.
Er ist dadurch reich geworden, indem er die Länder des Südens durch 500 Jahre Genozid und Plünderung durch Kolonismus, Neokolonismus und die endlosen Kriege, die diese aggressiven Handlungen mit sich bringen, unterwarf.
Die USA und ihre Verbündeten scheinen nicht zu realisieren, daß das dunkle Zeitalter des “Macht-geht-vor-Recht”-Imperialismus nun zu einem Ende gelangt.
Russland, China, Indien und der Iran sind nicht Länder, die durch Ausbreitung militärischer Aggression in benachbarten Nationen unterworfen werden können.
Die fortlaufende, sinnlose Besetzung Afghanistans spiegelt das Versagen der politischen und militärischen Strategen des Westens wieder, sich dieser neuen geopolitischen Realität zu stellen.
Was für eine mögliche Bedrohung könnte ein finanziell und politisch angeschlagener Westen – eine Koalition, die noch nicht einmal die Taliban nach neun Jahren schlagen kann – für die über Nuklearwaffen verfügenden Länder Russland, China und Indien darstellen?
Länder wie diese sind geschäftig daran, eine postimperiale Ära zu schaffen, in der Aggression und Besetzung nicht erwünscht sind, um sich notwendige Bodenschätze zu beschaffen.
Sie lassen den dekadenten Westen im Staub der Geschichte zurück.
(Asad Ismi ist der Korrespondent für internationale Angelegenheiten von The CCPA Monitor. Er hat viel über Afghanistan geschrieben und ist der Autor der in Kürze erscheinenden Radiodokumentation The Latin American Revolution (Die lateinamerikanische Revolution). Seine Publikationen finden sich unter www.asadismi.ws ). Dieser Artikel erschien am 1. Mai 2010 auf der CCPA-Website.
Weitere Informationen: http://www.rawa.org/temp/runews/2010/05/22/russia-china-iran-defeat-u-s-in-the-pipeline-wars.html#ixzz1Bhoxfn8hwww.rawa.org/temp/runews/2010/05/22/russia-china-iran-defeat-u-s-in-the-pipeline-wars.html