Russisch Roulette für Fischhasser: Irisches Sodabrot

Von Antje Radcke @ARadcke

Irisches Sodabrot ist eindeutig mein Favorit unter den hefelosen Broten. Hefelose Brote habe ich schätzen gelernt, als ich wegen einer (anscheinend wohl temporären) Histamin-Intoleranz auf Hefe komplett verzichtet habe. Das Irische Sodabrot aber mochte ich schon vorher sehr gern. In unseren Irland-Urlauben war es - nebst Chester und Rotwein - unser liebstes Abendbrot zwischen den Wir-essen-im-Restaurant-Abenden.
Das heißt: Es war mein liebstes Abendbrot. Das Vergnügen auf Seiten des besten Urlaubspartners der Welt war getrübt durch den stets merkwürdig fischigen Geruch und Geschmack des Brots - denn der beste Urlaubspartner der Welt hasst Fisch und alles, was auch nur ansatzweise nach Fisch riecht und schmeckt (getrocknete und dann gekochte Shiitake zum Beispiel). Aufgrund der jeweiligen Zutatenliste der Brote war nicht zu erkennen, was die Ursache des Beigeschmacks sein könnte. Irgendwann beschlosss ich, das Brot einmal selber zu backen. So konnte ich ja sicher sein, dass nichts an vesteckten Zutaten ins Brot kommt und demzufolge auch nichts nach Fisch schmecken kann.
Weit gefehlt. Das erste selbstgebackene Sodabrot roch und schmeckte nach Fisch. Und weil der beste Urlaubspartner der Welt auch sonst eine Hauptrolle in meinem Leben spielt, war das Vergnügen des selbstgebackenen Brots wieder nur auf meiner Seite uneingeschränkt.
Ich war komplett ratlos. Der Versuch, im Internet eine Lösung zu finden, war vergebens. Bis auf eine Dame bei chefkoch.de, die das Brot ohne weitere Spezifizierung ähbähhh fand, schien niemand sonst dieses Phänomen zu bemerken bzw. sich davon gestört zu fühlen. Von nun an backte (buk) ich das Brot zwar trotzdem regelmäßig aber eher für mich allein. Und dabei stellte ich Erstaunliches fest: Manchmal schmeckte es gar nicht nach Fisch, manchmal war nur ein Hauch von Meeresgetier zu erahnen und manchmal roch es wie auf einem Krabbenkutter. Großes Rätsel.
Einmal glaubte ich, die Lösung gefunden zu haben: Ein Brot, dem ich aus Versehen einen Teelöffel Zucker (der da eigentlich nicht reingehört) beigemischt hatte, schmeckte auch dem Fischhasser uneingeschränkt. Aber beim nächsten Versuch (diesmal mit absichtlichem Zucker) wars wieder vorbei mit dem Glück. Das aktuelle Brot (siehe Fotos) - nach einem supereinfachen neu entdeckten Rezept für Puristen gebacken - schmeckte wieder neutral ohne merkwürdige Nebengeschmäcker. So gebe ich es nun auf, der Sache weiter auf den Grund zu gehen (da muss wohl mal ein/e Chemiker/in ran) und spiele weiter Russisch Roulette. Für den Fall der Fälle muss dann eben immer zusätzlich anderes Brot vorhanden sein.
Irisches Sodabrot

Zutaten (alles bio)
  • 200 g Dinkel, fein gemahlen
  • 150 g Weizen, fein gemahlen
  • 100 g Hafer, fein gemaheln
  • 3 g Salz (gut 1/2 Tl.)
  • 4 g Natron (3/4 Tl.)
  • ca. 350 ml Buttermilch
Zubereitung
  1. Backofen auf 230°C vorheizen.
  2. Mehl mit Salz und Natron vermischen, Buttermilch mit einer Gabel grob einarbeiten.
  3. Teigmasse auf die Arbeitsfläche schütten und gut (aber kurz) durchkneten. Der Teig sollte gerade so fest sein, dass er sich ohne zu kleben zu einer Kugel formen lässt, die Kugel aber - auf die Arbeitsplatte gelegt - von allein flacher wird.
  4. Die Teigkugel auf ein gefettetes Backblech oder in eine runde gefettete und bemehlte Ton-/Brotbackform setzen (ich bevorzuge die Form, da bei mir frei auf dem Blech drapierte Brotteigkugeln die Angewohnheit haben, zu einem Fladenbrot zu mutieren). Teig kreuzweise mit einem sehr scharfen Messer ca. 1,5 - 2 cm einschneiden (ich schnitt etwa 2 cm tief und fand die Einschnitte beim fertigen Brot etwas zu heftig, allerdings war die Konsistenz des Brots trotzdem perfekt - nix bröckelte oder bröselte beim Schneiden, die Scheiben blieben allesamt intakt).
  5. Brot auf der untersten Schiene in den Backofen schieben, 15 min bei 230°C backen. Hitze auf 200°C reduzieren, weitere 30 min backen.
  6. Brot auf einem Rost auskühlen lassen.
Guten Appetit!