Rush – Alles für den Sieg

Erstellt am 2. Oktober 2013 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Kino

Veröffentlicht am 2. Oktober 2013 | von Wolfgang Bruckner

Rush – Alles für den Sieg Wolfgang Bruckner

Wertung

Summary: Beeindruckende Bilder, das Flair der Siebzigerjahre, sehr extrem gezeichnete Hauptcharaktere, ein Muss für Formel1-Fans

3.5

Drama

Rush – Alles für den Sieg widmet sich einem Krimi der Sporthistorie: dem Kampf um die Formel1-Weltmeisterschaft 1976 zwischen Niki Lauder und dem Briten James Hunt. Regisseur Ron Howard konzentriert sich dabei primär auf die charakterliche Differenzierung der beiden Hauptfiguren.

Ein apokalyptischer Himmel hängt über dem Nürburgring, Augen in Großaufnahmen schielen skeptisch in die Höhe. Das ganze sonst so rege Formel1-Treiben wirkt angespannt, war es wirklich die richtige Entscheidung hier ein Rennen zu starten? Rush – Alles für den Sieg deutet seinen dramatischen Höhepunkt gleich zu Beginn an, bevor er die sportliche Geschichte der beiden Hauptakteure eben jener Weltmeisterschaft 1976 nachverfolgt: des rationalen Ungustls Niki Lauda (Daniel Brühl) und des britischen Lebemanns James Hunt (Chris Hemsworth). Im Zentrum steht die ewige Rivalität der beiden unterschiedlichen Charaktere; ihre Wege in die Formel1 und der unerbittliche Wettkampf um die Weltmeisterschaft.

Durch sein Äußerliches schon vor seinem verheerenden Brandunfall Spott ausgesetzt, wird Niki Lauda meist nur „die Ratte“ genannt. Er wirkt kalt, wahnsinnig rational, ordnet alles dem Erfolg unter und überlässt nichts dem Zufall. Jeder noch so kleine Baustein zum Weltmeistertitel wird akribisch analysiert und kalkuliert. Für Partys oder die schönen Seiten des Lebens hat er keinen Sinn, er geht früh ins Bett und denkt immer schon an das nächste Rennen. Auch wenn Daniel Brühls Wienerisch im ersten Moment irritiert, gewöhnt man sich relativ schnell daran und erkennt schließlich tatsächlich Ähnlichkeiten zu Niki Laudas Sprachstil, aber auch zu seinem ganzen Gestus und Gehabe. Brühl spielt sehr souverän und fällt nie aus der Rolle. Und irgendwie macht es den realen Niki Lauder etwas sympathischer, dass er dieser doch eher negativen Charakterisierung seiner Person zustimmte und in Interviews Daniel Brühls schauspielerische Leistung mit den höchsten Worten lobte.

Laudas Rivale, James Hunt, erfüllt dagegen alle Klischees eines Rennfahrers (in den 70igern). Lange Haare, gut gebaut, ein Frauenheld und Draufgänger. Hunt lässt keine Party aus, genießt jeden Erfolg ohne an die Zukunft zu denken, er ist ein Momentsmensch, sucht sich ständig auszuschöpfen. Gründe für seinen Charakter, psychologische Tiefe sucht man vergeblich. Lediglich der ständige Drang Hunts, sich vor wichtigen Rennen zu Übergeben, lässt Brüche und unverarbeitete Konflikte erahnen. Prinzipiell hat man das Gefühl, dass Ron Howard James Hunt in seiner Darstellung doch sehr hoch stilisiert, alles Banale und Normale von seinem Charakter fernhält, ihn entmenschlicht. So werden konsequenterweise auch Schrullen und menschliche Eigenheiten des historischen James Hunt, wie etwa seine fanatische Liebe zu Kanarienvögel nur sehr am Rande, und eher als netter Witz, behandelt.

Kontrovers, vor allem weil sie sich so nie zugetragen hat, ist jene Szene im Film, in welcher Hunt einen Journalisten verprügelt und ihm mit einem Diktiergerät die Zähne ausschlägt. Der Journalist, welcher zuvor den von seinem Unfall entstellten Niki Lauda mit pietätlosen Fragen genervt hat, soll dadurch diesem nun gleichgesetzt werden. Diese Szene ist nicht nur unhistorisch, sie passt auch irgendwie nicht zu dem Rest des Films und wirkt wie ein hilfloser Versuch Howards, ein Band zwischen den beiden Rennfahrern zu imaginieren, welches er durch ein Betonen der extremen Gegensätzlichkeiten der Beiden bereits zerstört hat.

Der Film versprüht das Flair der 70iger Jahre bildtechnisch auf ganzer Linie und lässt ahnen, was die Formula1 einmal war: eine Bühne für Draufgänger und Rebellen, immer am Limit. Das faszinierende, ihre Popularität und abgöttische Verehrung verdanken die Formel1-Piloten genau dieser ständigen, bewussten Konfrontation mit dem Tod, diesem Trotzen, dieser Gleichgültigkeit gegen das Leben, nur um jenes dadurch umso intensiver zu spüren. Das hat heldenhafte und romantische Züge. Rush – Alles für den Sieg zeigt all das, was den Mythos Formel1 ausmacht und am Leben hält und ohne dem sie nur ein langweiliges Im-Kreis-Fahren wäre.

Regie: Ron Howard, Drehbuch: Peter Morgan
Darsteller: Daniel Brühl, Chris Hemsworth, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara
Laufzeit: 123 Minuten, Kinostart: 03.10.2013, 
www.rush-film.de

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Wolfgang Bruckner