Achim und ich sind leidenschaftliche Läufer und alte Wettkampfhasen. Nach der Geburt unserer Tochter im letzten Jahr ist bei mir das Training allerdings massiv zurückgegangen. Zwischen Job, Kind, Haushalt, Dorfschul-Sanierung und Rohkost-Projekt war in den letzten Monaten kaum Zeit für Training gewesen. Trotzdem wollte ich an den Start gehen, hegte aber keine großen Hoffnungen auf eine gute Zeit. Als dann auch noch am Tag des Wettkampfes meine GPS-Uhr ihren Geist aufgab, war für mich endgültig klar, dass dies ein reiner Spaßlauf werden würde.
Am Morgen des Wettkampfes fühlte ich mich toll. Ich genoss die typische Wettkampfstimmung bei strahlendem Sonnenschein. Bevor es an den Start ging liefen wir uns ein bisschen warm und parkten unsere Tochter bei den Großeltern. Am Start angekommen blieb gerade noch Zeit für den obligatorischen Schnürsenkel-Test und dann fiel auch schon der Starschuss. Und los!
Die ersten Kilometer fühlten sich wie fliegen an und ich dachte: „Verdammt, das gibt bestimmt einen Einbruch“. Trotzdem hielt ich das Tempo. Ich hatte keine Ahnung wie hoch mein Tempo war, bemerkte aber irgendwann, dass um mich herum fast nur Männer liefen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ich so langsam nicht sein konnte. Die erste Runde war knapp unter 25 Minuten geschafft und ich war über die gute Zeit überrascht. Die Energie floss in mir und ich konnte mein Tempo auch weiterhin souverän halten. Auch, wenn die letzten Kilometer zäh wurden, so kam der befürchtete Einbruch nicht. Als ich in die Zielgerade einlief, ging mein Blick zur Zeitanzeige: Ich war noch unter 50 Minuten. Das musste ich jetzt schaffen. Ich zog an und finishte mit einer Endzeit von 49:31 Minuten. Ich war total begeistert und nachdem ich mir schnaufend meine Medaille abholte, konnte ich nicht an mich halten: „Geil!“ kam es aus mir heraus.
Und was ist die Moral aus der Geschicht? Eigentlich dachte ich, bereits von der Rohkost überzeugt zu sein. Nach diesem Lauf bin ich es nun endgültig. Denn diese Energie, diese Power unter den widrigen Trainingsbedingungen (ich war in der Woche selbst nur ein einziges Mal gelaufen, die Wochen davor brachte ich es maximal auf drei Einheiten!!), hätte ich mit normaler Vollwert-Kost niemals gehabt. So wurde ich zweite in meiner Altersklasse und kam als 15. Frau ins Ziel. Nun bin ich mir sicher, dass ich auch meine Bestzeiten bald wieder erreichen kann! Und wenn mir irgendjemand noch mal erzählt, Rohkost sei Esoterik, dann werde ich ihm diese Geschichte erzählen.