Im Kunstunterricht in der Schule war ich nie die Beste – Kreativität war da, keine Frage, doch bei der Pinselführung und dem Anmischen der Farben haperte es dann ein wenig. Nichtsdestotrotz habe ich nie die Freude am Herumkritzeln und Zeichnen verloren, denn erstens geht es – wie bei so vielem – um den Spaß an der Tätigkeit, und zweitens ist man später doch stolz, was man da fabriziert hat; auch wenn es kein Picasso ist. Ganz ähnlich ist es beim Laufen: Mit jedem Schritt erschaffen wir etwas in unserem Körper und auch in unserer Seele. Wir kreieren eine neue Stärke in uns, formen uns, bringen unsere Augen zum Strahlen. Wir eröffnen uns selbst neue Horizonte, erkunden unbekannte Wege und erleben Stimmungsschwankungen, wie sie sonst nur ein emotional tiefschürfender Film in so kurzer Zeit aus uns hervorlocken kann. Während jedem Lauf malen wir unser ganz eigenes Bild. Wir entscheiden, ob es fröhlich wird, nachdenklich, fordernd, aufbrausend, traurig, euphorisch oder voller Liebe – wir sind die Künstler, die das Laufen zur schönsten Kunst der welt machen.