Hannover (apotheker-kammer) -– Die Proteste der niedersächsischen Apotheker halten
an. Nach dem landesweiten Protesttag am 27. September 2012 wenden sich
die Apotheker nun direkt an den Bundesminister für Gesundheit. Apotheker
aus ganz Niedersachsen haben symbolisch ihren Kittel an Daniel Bahr
geschickt. „Jede Woche schließen in Deutschland sechs Apotheken, weil
die finanziellen Mittel fehlen. Sechs Apothekeninhaber müssen jede Woche
ihren Kittel ausziehen. Diese Entwicklung muss jetzt aufgehalten
werden! Wir wollen unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen, aber den
Apotheken werden die wirtschaftlichen Grundlagen entzogen“, hieß es in
dem beiliegenden Brief der Apotheker.
Vor dem Deutschen
Apothekertag (11. bis 13. Oktober) möchten die Apotheker den
Bundesminister für Gesundheit noch einmal dafür sensibilisieren, dass
die Honorarerhöhung um 25 Cent pro rezeptpflichtigem Arzneimittel sowie
die Anpassung der Nacht- und Notdienstvergütung nicht ausreichen, um die
finanziellen Lücken der letzten Jahre auszugleichen. Es handelt sich um
die erste Honoraranpassung seit 2004. Doch eine Erhöhung von drei
Prozent für neun Jahre steht einer Inflation von 14,4 Prozent und
gestiegenen Lohn- und Personalkosten von 29 Prozent gegenüber. „Wir
fordern eine adäquate Honorierung insbesondere bei der Herstellung von
individuellen Rezepturen für Patienten sowie bei der Versorgung mit
Betäubungsmitteln“, so Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer
Niedersachsen.
Besondere Gefahr für die flächendeckende
Arzneimittelversorgung besteht in ländlichen Regionen. Aufgrund des
demographischen Wandels und der schlechteren Infrastruktur treffen
Apothekenschließungen insbesondere alte Menschen. Sie benötigen eine
Apotheke in ihrem nahen persönlichen Umfeld, die jederzeit für sie da
sein kann. Senioren haben oftmals große Probleme bei der Einnahme oder
Anwendung von Arzneimitteln und kämpfen mit Wechselwirkungen. Apotheker
bringen die Arzneimittel im Bedarfsfall bis ans Bett, besorgen
Pflegebedürftigen ihre notwendigen Hilfsmittel, erklären Diabetikern,
wie der Insulinpen funktioniert, zeigen arthritischen Senioren, wie sie
sich selber Augentropfen geben können und stellen für Allergiker Kapseln
und Säfte her, wenn sie Fertigarzneimittel nicht vertragen. Auf diese
Dienstleistungen sind Patienten jeden Tag angewiesen. Mit ihrer
„Kittelaktion“ wollen die Apotheker die Bundesregierung noch einmal auf
ihre wichtige Funktion aufmerksam machen.
In den 2.045
niedersächsischen Apotheken werden jeden Tag rund 400.000 Patienten
versorgt. Rund 17.000 Apothekeninhaber und angestellte Apotheker,
Pharmazeutisch-technische Assistenten, Pharmazeutisch-kaufmännische
Angestellte sowie Auszubildende und Boten sind jeden Tag in
Niedersachsen für Patienten im Einsatz.
Der Apothekerkammer
Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein
fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den
selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung
der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein
vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches
Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer
Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie und Toxikologie. Nach
drei Staatsexamina erhält er eine Approbation. Nur mit dieser
staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Der
Apotheker fertigt individuelle Rezepturen an, erklärt die korrekte
Einnahme von Medikamenten, warnt vor Wechselwirkungen und garantiert
diese Versorgung auch im Nacht- und Notdienst.