„RTJ2“
(Mass Appeal)
Kein Album von Kanye West am Start – es könnte also sein, dass es dieses Jahr in punkto best male hiphop act etwas spannender zugeht als letztes, als es noch hieß: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“ Neben den Philly-Rappern The Roots („…And Then You Shoot Your Cousin“) und den kürzlich gekürten Mercury-Prizeträgern Young Fathers aus Schottland („Dead“) sollten in der Endabrechung vor allem Jamie Meline und Michael Render ganz vorn liegen, besser bekannt als El-P und Killer Mike und unter dem Pseudonym Run The Jewels. Im Juni 2013 konnten die beiden mit ihrem selbstbetitelten Debüt schon einen Achtungserfolg markieren, die Fortsetzung „RTJ2“ setzt noch einen drauf und dürfte beiden, obschon in der Szene als feste Größen etabliert, über die Grenzen des Genres hinaus Aufmerksamkeit verschaffen. War der Erstling noch von dunklem Drone und größtenteils puritischer Instrumentierung dominiert, wo sich ein aufgekratzter Track wie „Get It“ eher als Ausnahme hervortat, so kann „RTJ2“ mit vielen solcher Glanzlichter aufmachen. Schon „Oh My Darling Don’t Cry“ und „Blockbuster Night, Part 1“ hämmern unnachgiebig und fett durch die Membranen, bevor mit „Close Your Eyes (And Count To Fuck)“ und Unterstützung von Rage-Against-The-Machine-Frontmann Zack De La Rocha endgültig die Post abgeht – die Beats auf dem Album sind noch härter, die Rhymes noch schneller und die Loops verteufelter denn je. Dabei pressen die zwei keineswegs pro Song ein Tempo und einen Stil in die Rillen, es wird nach Herzenslust beschleunigt oder gebremst, manchmal sogar – wie beim famosen „Early“ in mehrfachen Abstufungen. Auch die Synths werden nicht vergessen und quirlen nicht nur das nächste Schwergewicht „Lie, Cheat, Steal“ kräftig durcheinander. Ein ganz und gar großartiges Album. Und selbst wenn der Wu-Tang Clan in ein paar Tagen wie erwartet Beachtliches bringt, bleiben Run The Jewels ganz vorn dabei. http://www.runthejewels.net/