Rumo, der junge Wolpertinger aus "Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär", macht sich selbstständig und geht seinen eignen Weg durch den gefährlichen Kontinent Zamonien. Er folgt dem Silbernen Faden, einer Geruchsspur, die nur er wittern kann und an deren Ende Rumo das Glück vermutet. Auf seiner abenteuerlichen Reise durch zwei höchst unterschiedliche Welten begegnet er Teufelszyklopen und Mondlichtschatten, den Kupfernen Kerlen und den Toten Yetis. Rumo lernt das Kämpfen, die Liebe, die Freundschaft und das Böse kennen, es verschlägt ihn in den geheimnisvollen Nurnenwald, in die legendären Untenwelt und in das Theater der Schönen Tode; er erfährt von den Unvorhandenen Winzlingen, von den Belagerungen der Lindwurmfeste, von Professor Dr. Abdul Nachtigaller und seinem Schubladenorakel - und Rumo findet endlich zu Rala, die ihm die Wunder im Dunkeln zeigt.
WER BRAUCHT EINEN ROTEN FADEN, WENN ES EINEN SILBERNEN GIBT?
"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen", sagt Professor Dr. Abdul Nachtigaller (und der hat sieben Gehirne und muss es wissen!). Manche Bücher (besonders die zamonischer Art) müssen in der kalten Jahreszeit gelesen werden - sage ich (auch wenn ich nur ein Gehirn habe, aber dessen bin ich mir trotzdem sicher!). Die Bücher von Walter Moers gehören für mich in diese Kategorie, allein schon des Genres wegen. Epische Fantasy voller Abenteuer und Reisen, Kämpfe und Geschichten - genau das ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln", gepaart mit einer ordentlichen Prise Humor, viel Kreativität und Liebe zum Detail. Nachdem ich jahrelang (vergebens) versucht habe, an eine gebundene Ausgabe von "Rumo & die Wunder im Dunkeln" zu kommen (die zu unfassbaren Preise gebraucht verkauft wurden), hat sich der Knaus Verlag glücklicherweise dazu entschieden, das Buch neu aufzulegen. "Rumo & die Wunder im Dunkeln" ist eine Abenteuer- und, ja, auch eine Liebesgeschichte und erzählt die rasante, blutige und spannende Geschichte des Wolpertingers Rumo, der auf seinem Weg, dem silbernen Faden nach, Zamonien erkundet und seine wahre Liebe findet. Dabei gibt es mehr als einmal ordentlich auf die Zwölf und Moers beweist einmal mehr seinen genialen Humor und seine scheinbar grenzenlose Phantasie, die mich immer wieder zu beeindrucken weiß.
Walter Moers schafft es dabei immer wieder, den Leser zu überraschen und mit neuen, kreativen Ideen aufzuwaten, die schlichtweg einmalig und unvergleichlich sind. All die verschiedenen Wesen, Geschichten und Hintergründe sind derart zahlreich und faszinierend, dass man sich in dieser Welt verlieren könnte - wäre all das nicht zusätzlich noch so herrlich absurd und skurril. Während Rumo seinem silbernen Faden folgt, ist es für den Leser der sprichwörtliche rote Faden, der sich bis zum Ende durch das Buch zieht und hier und da schon vorsichtig andeutet, in welche Richtung die Geschichte gehen wird. So strukturiert wie sich das anhört, ist es allerdings nicht, denn Walter Moers gerät gerne einmal vom roten Faden ab und erzählt Hintergrundgeschichten und Nebenstränge, die den Leser teils auf Grund ihrer Länge in den Wahnsinn treiben oder ihn schlichtweg erheitern. Eines geht auf der langen und abenteuerlichen Reise Rumos nämlich niemals verloren: der Humor, der immer wieder entweder absolut platt oder wunderbar subtil eingebaut wird.
GENIALER HUMOR, VIELFÄLTIGE GESCHICHTE IN TYPISCHER MOERS-MANIER
Protagonist Rumo ist dabei eher schweigsamerer Natur - das Reden übernehmen auf den knapp siebenhundert Seiten eher andere Figuren -, doch das macht Rumo nur umso sympathischer, der die Weiten Zamoniens so naiv und unverbraucht durchquert, dass man ihn einfach gern haben muss. Rumo ist mehr Wolpertinger der Taten, denn Kämpfen ist eins seiner großen Talente und auch dies ist eine Konstante, die sich bis zum Ende durch das Buch zieht: gekämpft wird viel und im großen Stil, teils mit sehr blutigen und brutalen Umschreibungen, teils überaus skurril und voller verrückter Kreaturen und Wesen. Für Leser mit schwachen Nerven ist diese Geschichte daher in vielerlei Hinsicht eher nichts. Ich für meinen Teil habe zwar ungewöhnlich lange an Rumos Abenteuer gelesen, jedoch habe ich die Geschichte und alles, was damit zusammenhängt, sehr genossen. Einige längere Einschübe musste ich über mich ergehen lassen, doch insgesamt habe ich genau das bekommen, was ich erwartet habe: eine spannende, witzige, geniale, wundervoll illustrierte und speziell-skurrile Geschichte, die unvergleichlich ist und von dem unverwechselbaren Moers-Charakter geprägt ist.
Wer Walter Moers Bücher liebt, wird "Rumo & die Wunder im Dunkeln" vermutlich längst gelesen haben - wer das Buch noch vor sich hat, sollte das schleunigst nachholen, denn mit diesem wunderbaren Abenteuer wird es garantiert nicht langweilig!