Ein Volk lässt sich leichter emotionalisieren, wenn man ihm vermeintliche, das eigene Land schädigende Ausländer präsentieren kann. Egal, ob das in Großbritannien, der Schweiz oder Deutschland passiert, man suhlt sich im Glück, einen Sündenbock gefunden zu haben, der von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenkt. So auch in Rumänien. Zur Zeit läuft da eine Geschichte, die eigentlich zu Recht den Titel "Viel Lärm um nichts" tragen könnte.
Auf Facebook wurde ein Übeltäter in Form eines Schotten ausfindig gemacht, der Jagdreisen für den Herbst nach Rumänien zum Abschuss von Braunbären für 4.500 Euro anbot. Ein Bild war auch dabei, auf dem ein Mann lachend hinter einem totgeschossenen Bären posierte. Eine Frau in Temesvar hatte diesen Facebook-Eintrag mitbekommen und eine Welle der nationalen Empörung gegen den Schotten organisiert. Sie schrieb dem Schotten eine E-Mail, in der sie ihn anflehte: "Bitte, morde nicht unsere Bären. Warum machst du so etwas? Ist das das Einzige, was dir Freude macht im Leben?". Sie erhielt vom Schotten postwendend eine Antwort: "Klar wir werden alle Bären töten, alle Vögel des Donaudeltas, alle Bergvögel, alle Wildschweine und alle Hirsche. Ihr seid ein billiges Land, mit billig zu habenden Führern, mit korrupten Politiker und das verdient ihr auch". Danach war Feuer unter dem Dach!
Der arme Schotte wusste wohl nicht wie ihm geschah. Von der Zeitung "Adevarul" kontaktiert, erklärte er: "Wir organisieren keine Jagden in Rumänien, das Foto stammt aus Alaska. Die Menschen bei euch haben alles erfunden, inklusive der Mail, die ich jener Frau geschrieben haben soll. Ich habe nie geschrieben, dass ihr ein billiges Land seid, mit schlechten Führer undsoweiter. Alles ist ein Missverständnis, aber wenn ich ehrlich sein will, finde ich das recht lustig". Anschließend hat er sein Facebook-Konto aufgelöst, weil ihm die aus Rumänien schwappende Welle der Empörung doch zu viel war.
Auf Facebook hatte der Aufschrei "Rettet unsere Braunbären" ein Ziel: "Jetzt kommen die Ausländer, um unsere Bären zu ermorden" und "Abscheulich, die Ausländer morden unsere Tiere, weil wir ein billiges Land sind". Die Tierschützer benutzen die Gelegenheit zu einem weiteren Aufschrei: "Der Bär ist in Gefahr". Eine Rumäne nutzte das ominöse Bild mit dem getöteten Bären zu einer Fotomontage, auf dem der Bär mit dem abgerissenen Kopf des Jägers im Maul gezeigt wurde. Der Kommentar dazu lautete: "Stoppt den Ochsen, der unsere Bären tötet". Mit dem Bild schaffte er es sogar ins Fernsehen. Wie sich nachträglich herausstellte stammt das vom Schotten ins Facebook übernommene Foto aus einer amerikanischen Jagdzeitschrift, die über eine Bärenjagd in Alaska berichtete.
Eine solche Empörung über ein solch kleines Würstchen, der es wagt sich über Rumänien lustig zu machen, schafft ein nicht oft erlebtes Gemeinschaftsgefühl unter den Rumänen. Vereint gegen den Feind von außen, sei der Anlass noch so unbedeutend.
Die Zeitung Adevarul hat den "Sommer-Empörungssturm" benutzt, um folgende Schlussfolgerungen zu ziehen:
"1. Die Bärenjagd in Rumänien wird weitergehen. Dieses Jahr werden ungefähr 250 bis 300 Bären legal abgeschossen, egal, ob die Kugel von rumänischen oder ausländischen Jägern stammt.
2. Der amerikanische Bürger, dessen Bild übel mitgespielt wurde, kann gegen den Schotten gerichtlich vorgehen, weil er sein Bild zu kommerziellen Zwecken verwendet hat und den Rumänen, weil er sein Bild benutzt hat und auch noch dazu gesetzt hat "von Mihai Morar".
3. Der Zivilgeist der Rumänen lässt sich zu leicht auf falsche Probleme umlenken. Dieser Tage hatte Minister Dan Şova angekündigt, dass man den Vertrag mit der amerikanischen Firma Bechtel nicht auflösen könne, weil man das Original nicht mehr finde. Der Schaden für Rumänien beträgt 1,4 Milliarden Euro. In einem normalen Land würde der Minister wegen einer solchen peinlichen Entschuldigung sofort unter dem Druck empörter Bürger stehen. In Rumänien ist die Erklärung so gut wie unbeobachtet über die Bühne gegangen. Die Bürger waren mit der Bärenrettung und mit der Beschimpfung eines anonymen Schotten beschäftigt, der im Internet geschrieben hat, dass wir ein 2-Pfennig-Land sind.
4. Ein neuer Typ von Journalismus hat die Grenze zwischen denen, die Nachrichten anbieten und denen die sie empfangen, überschritten. Manchmal ist das gut so, manchmal ist es aber auch verheerend. Lasst die Bären sein, rettet die Presse!"
Siehe auch:
Im Bucegi attackieren die Bären
Warum attackieren die Bären?
Die Rumänen sollen Braunbären lieben, aber nicht besitzen
Informationsquelle
Zeci de mii de români, păcăliţi de anunţul unui impostor. „Am vrut să râd de ei”. Adevărul din spatele pozei care a înfierbântat România
Auf Facebook wurde ein Übeltäter in Form eines Schotten ausfindig gemacht, der Jagdreisen für den Herbst nach Rumänien zum Abschuss von Braunbären für 4.500 Euro anbot. Ein Bild war auch dabei, auf dem ein Mann lachend hinter einem totgeschossenen Bären posierte. Eine Frau in Temesvar hatte diesen Facebook-Eintrag mitbekommen und eine Welle der nationalen Empörung gegen den Schotten organisiert. Sie schrieb dem Schotten eine E-Mail, in der sie ihn anflehte: "Bitte, morde nicht unsere Bären. Warum machst du so etwas? Ist das das Einzige, was dir Freude macht im Leben?". Sie erhielt vom Schotten postwendend eine Antwort: "Klar wir werden alle Bären töten, alle Vögel des Donaudeltas, alle Bergvögel, alle Wildschweine und alle Hirsche. Ihr seid ein billiges Land, mit billig zu habenden Führern, mit korrupten Politiker und das verdient ihr auch". Danach war Feuer unter dem Dach!
Der arme Schotte wusste wohl nicht wie ihm geschah. Von der Zeitung "Adevarul" kontaktiert, erklärte er: "Wir organisieren keine Jagden in Rumänien, das Foto stammt aus Alaska. Die Menschen bei euch haben alles erfunden, inklusive der Mail, die ich jener Frau geschrieben haben soll. Ich habe nie geschrieben, dass ihr ein billiges Land seid, mit schlechten Führer undsoweiter. Alles ist ein Missverständnis, aber wenn ich ehrlich sein will, finde ich das recht lustig". Anschließend hat er sein Facebook-Konto aufgelöst, weil ihm die aus Rumänien schwappende Welle der Empörung doch zu viel war.
Auf Facebook hatte der Aufschrei "Rettet unsere Braunbären" ein Ziel: "Jetzt kommen die Ausländer, um unsere Bären zu ermorden" und "Abscheulich, die Ausländer morden unsere Tiere, weil wir ein billiges Land sind". Die Tierschützer benutzen die Gelegenheit zu einem weiteren Aufschrei: "Der Bär ist in Gefahr". Eine Rumäne nutzte das ominöse Bild mit dem getöteten Bären zu einer Fotomontage, auf dem der Bär mit dem abgerissenen Kopf des Jägers im Maul gezeigt wurde. Der Kommentar dazu lautete: "Stoppt den Ochsen, der unsere Bären tötet". Mit dem Bild schaffte er es sogar ins Fernsehen. Wie sich nachträglich herausstellte stammt das vom Schotten ins Facebook übernommene Foto aus einer amerikanischen Jagdzeitschrift, die über eine Bärenjagd in Alaska berichtete.
Eine solche Empörung über ein solch kleines Würstchen, der es wagt sich über Rumänien lustig zu machen, schafft ein nicht oft erlebtes Gemeinschaftsgefühl unter den Rumänen. Vereint gegen den Feind von außen, sei der Anlass noch so unbedeutend.
Die Zeitung Adevarul hat den "Sommer-Empörungssturm" benutzt, um folgende Schlussfolgerungen zu ziehen:
"1. Die Bärenjagd in Rumänien wird weitergehen. Dieses Jahr werden ungefähr 250 bis 300 Bären legal abgeschossen, egal, ob die Kugel von rumänischen oder ausländischen Jägern stammt.
2. Der amerikanische Bürger, dessen Bild übel mitgespielt wurde, kann gegen den Schotten gerichtlich vorgehen, weil er sein Bild zu kommerziellen Zwecken verwendet hat und den Rumänen, weil er sein Bild benutzt hat und auch noch dazu gesetzt hat "von Mihai Morar".
3. Der Zivilgeist der Rumänen lässt sich zu leicht auf falsche Probleme umlenken. Dieser Tage hatte Minister Dan Şova angekündigt, dass man den Vertrag mit der amerikanischen Firma Bechtel nicht auflösen könne, weil man das Original nicht mehr finde. Der Schaden für Rumänien beträgt 1,4 Milliarden Euro. In einem normalen Land würde der Minister wegen einer solchen peinlichen Entschuldigung sofort unter dem Druck empörter Bürger stehen. In Rumänien ist die Erklärung so gut wie unbeobachtet über die Bühne gegangen. Die Bürger waren mit der Bärenrettung und mit der Beschimpfung eines anonymen Schotten beschäftigt, der im Internet geschrieben hat, dass wir ein 2-Pfennig-Land sind.
4. Ein neuer Typ von Journalismus hat die Grenze zwischen denen, die Nachrichten anbieten und denen die sie empfangen, überschritten. Manchmal ist das gut so, manchmal ist es aber auch verheerend. Lasst die Bären sein, rettet die Presse!"
Siehe auch:
Im Bucegi attackieren die Bären
Warum attackieren die Bären?
Die Rumänen sollen Braunbären lieben, aber nicht besitzen
Informationsquelle
Zeci de mii de români, păcăliţi de anunţul unui impostor. „Am vrut să râd de ei”. Adevărul din spatele pozei care a înfierbântat România