Ruinen in Trümmern

Ruinen in TrümmernAltkanzler Helmut Schmidt hat schon viel Schlimmeres erlebt. Griechenland-Pleite? Ach, verglichen mit dem Zweiten Weltkrieg, in dem der von den Deutschen erst aus dem Amt gejagte und dann zum Säulenheiligen ernannte Sozialdemokrat noch aktiv kämpfte, ist das „kein existenziell gefährdendes Unglück“, verriet der 92-Jährige seinem Hausmagazin „Die Zeit“.
Eine „vorübergehende Zahlungsunfähigkeit“ Griechenlands sein kein Desaster, glaubt Schmidt, der die rote Linie offenbar zwischen „vorübergehend“ und „für immer“ zieht. Zwar sei auch ein bisschen Pleite für die Bevölkerung von Hellas und alle anderen Europäer „ein großes Unglück“, glaubt er, aber eben „kein existenziell gefährdendes Unglück“. Das gelte „sowohl für die wirtschaftlichen als auch die politischen Folgen eines solchen Bankrotts“.
Aber, aber! Der kleine Untergang, der dem Altkanzler vorschwebt, hinterlässt Trümmer, aber keine Ruinen. Griechenland wäre danach die Staatspleite weltweit, über die im Vorfeld am meisten berichtet wurde, sonst aber unterschiede sie sich kaum von anderen: Auch danach wird Griechenland - wie Russland und Argentinien - weiterexistieren, auch Griechen wird es weiter geben, sogar eine griechische Regierung. Und wenn es nach der Bundesregierung geht zusätzlich auch griechische Goldvorräte, die für schlechte Zeiten auf der hohen Kante liegen.
Bei einer Staatspleite werde das Vertrauen in die Gemeinschaft der 27 Mitglieder weiter schwinden, prognostiziert Schmidt, der auch hier gern mehrerer Meinungen ist, um ganz sicherzugehen. Seiner Ansicht nach wäre „„dieser politische Preis zu hoch“, weshalb die Staaten der Europäischen Union Griechenland helfen müssten, den Fall zu vermeiden, den er selbst gerade noch als „kein existenziell gefährdendes Unglück“, bezeichnet hatte, gefordert seien, weiter zu retten, selbst wenn nichts mehr zu retten ist.
Schmidts Wort hat Gewicht, denn der große alte Schornstein der SPD ist ein Vierteljahrhundert nachdem ihn die Wähler aus dem Kanzleramt jagten, zum anerkannten üerparteilichen Alleswisser geworden. In der guten deutschen Tradition, nach der Ohnmacht die Macht verschafft, angehört und für Gesagtes geliebt zu werden, ist der Altkanzler zum Orakel geworden, von dem das Volk gern regiert werden würde.
Der Mann, der den Nato-Doppelbeschluss zur Raketenstationierung seinerzeit gegen den Widerstand der Bevölkerungsmehrheit durchzog und am Ende lieber sein Amt abgab, als dem Druck der Straße nachzugeben, steht heute auf der Seite derjenigen, die ihn gut finden. Eine Position, die auch dem härtesten Anbiederung gefällt. Helmut Schmidt jedenfalls ist offenbar bereit, in einem Satz zwei Thesen zu vertreten: Eine griechische Pleite wäre schlimm, aber nicht ganz schlimm, deshlab muss sie verhindert werden, selbst wenn dadurch alles noch schlimmer kommt.

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