Der Zoowärter kommt von einem Besuch bei seiner besten Freundin nach Hause, in der Hand ein Säcklein mit hausgemachtem Caramel. “Mama, schau, was Bestefreundins Mama mir mitgegeben hat!”, sagt er strahlend und setzt sich zu mir. “Willst du auch eins?”, fragt er, nachdem er etwa drei Stück vertilgt hat. Ich nehme dankend an, ziemlich erstaunt, dass ich etwas abbekomme, ehe dem Zoowärter schlecht geworden ist vom Naschen. Momente später streckt mir mein Sohn erneut einen süssen Würfel entgegen. “Magst du noch einen?” Tief gerührt über diese grosszügige Geste nehme ich auch diese Gabe an. Ich habe noch nicht den den ganzen gegessen, als der Zoowärter mir einen dritten Würfel aufdrängt. “Nimm, Mama, es hat genug davon!”
Mir wird ganz warm ums Herz. Kann es sein, dass meine ewigen Predigten über das Teilen etwas gefruchtet haben? Erlebe ich hier, in diesem heiligen Moment, dass aufgeht, was wir zu säen versucht haben? Darf ich Empfängerin sein von einer Grosszügigkeit, die der Zoowärter gewöhnlich gegenüber seinen Freunden und Freundinnen zeigt?
Heute früh sitzen der Zoowärter und ich zusammen am Frühstückstisch. “Mama…”, beginnt mein Sohn zwischen zwei Löffeln Joghurt. “Erinnerst du dich noch an die Süssigkeiten, die ich gestern mit nach Hause gebracht habe? Die hat mir Bestefreundins Mama eigentlich für dich mitgegeben.”