Ruhen Sie in Frieden, Iwata-san. | Ein paar Gedanken um Hobbys, Freundschaften und Spiele
by Sam • 13. Juli 2015 • Nintendo, R.i.P. • Comments (1) • 196
Es gibt Meldungen, die glaubst du zuerst nicht. Du bist gerade unkonzentriert, weil dir irgendwas anderes im Kopf herumschwirrt, du nur zufällig in deine Timeline geschaut hast. Ja, es gibt diese Nachrichten, denen du keinen Glauben schenkst, weil sie viel zu weit weg von der Realität erscheinen. Dann prüfst du die Quelle und deine Finger stehen still. Eigentlich bleibt alles um dich herum stehen, weil du das erst verstehen musst. Du liest, dass der Mensch, der einen Teil deines Hobbys gefördert hat – den Teil, der deine Liebe dazu und deine Freundschaften prägte – gestorben ist. Satoru Iwata, meine Damen und Herren, ist im Alter von 55 Jahren verstorben.
Es gibt oft eine Frage, die von vielen Menschen in dieser Situation gestellt wird: „Warum nimmt dich der Tod eines Menschen mit, den du nicht einmal persönlich kanntest?“ Tja, warum nimmt uns der Tod eines Stars oder einer Person in der Öffentlichkeit mit? Warum spüren wir das Bedürfnis, sie zu betrauern, auch wenn wir vielleicht kein Wort mit ihnen gewechselt haben?
Weil wir es verdammt noch einmal können!
Nein, so einfach ist es nicht. In diesem speziellen Fall geht es mir um das folgende Bild: Meine Hobbys sind mein Leben. Das kann nicht jeder nachvollziehen, nicht jeder verstehen. Es fällt sogar einigen Menschen schwer, denn die meisten sehen es nicht nur als Geld-, sondern auch als Zeitverschwendung an.
„Above all, video games are meant to be just one thing: fun. Fun for everyone.“
Beides mag für Außenstehende materialistisch klingen, natürlich. Wir geben Geld aus (für Spiele, Filme, Musik, etc.) und betrauern jemanden, der dieses Geld eingefahren hat (für ein riesiges Unternehmen, klar). Was aber oftmals vergessen wird, wenn man wieder die Leute belächelt, die ihr Geld für Amiibos oder anderen „Kram“ ausgegeben haben: Das Lächeln. Die Freude daran. Das Glück, viele Menschen mit Hilfe dieses Hobbys getroffen zu haben, die gleich fühlen. Zu besten Freunden werden können. Die Momente, die einen sowohl zur Weißglut gebracht haben (Donkey Kong Country, du…!) als auch die Sekunden, in denen man einfach nur vor Glück brüllt, weil man es durch den bekackten End-Boss auf Zeit geschafft hat (Muhaha, Donkey Kong Country!).
Doch wer bringt uns diese Momente? Es sind Menschen, die mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail an ihre Arbeit gehen. Und solch ein Mensch war auch Satoru Iwata. Wenn er in der Direct im Anzug und Luigi Mütze stand und uns auch mal wieder wegen irgendwas um Verständnis bat (unvergessen: „Please understand!“), dann hat es uns in dem Moment vielleicht ein bisschen geärgert, aber zumindest konnten wir im nächsten Moment mal wieder staunen, weil irgendeine andere Überraschung zu sehen war.
Satoru Iwata und sein legendäres „Directly to you“
Vielleicht betrauern wir diese Personen nicht nur wegen ihrer Taten. Es sind auch die Werke, die daraus entstehen. Die Momente, wenn man spielt. Ich vergesse niemals im Leben den Release Tag von Pokémon Gold und Silber, als ich mich mit meinem besten Freund abgesprochen hatte, wer welche Edition kauft, damit wir alle Pokémon sammeln konnten. Wir saßen mit unseren Game Boys, den Editionen und dem Linkkabel im Restaurant meiner Oma, lachten und staunten, während es draußen in Strömen regnete und tauschten was das Zeug hielt. Das waren die Momente, die Nintendo mir gab. Wenn mein Onkel wieder mit einer Verpackung kam, um mit mir den Nachmittag über bis tief in die Nacht zu lachen, zu spielen, in ferne Fantasiewelten zu tauchen… Der Moment, in dem ich meiner kleinen Cousine die Welt der Videospiele zeigte. Oder als ich nach einer langen Videospiel-Zwangspause erneut zurückkehrte und mir über Nacht viele Spiele und die Wii bestellte, um wieder Super Mario spielen zu können.
Eine Satoru Iwata Marionette zur E3 Präsentation
Ja, es gab seit diesem Tag viele tolle Momente. Es gab viele Menschen, die meinen Weg kreuzten, mit denen ich heutzutage bis tief in die Nacht quatschen und zocken oder auch mal über Gott und die Welt reden kann, wenn wir keine Gamepads in der Hand halten.
Ihr fragt, warum ich eine Person betrauere, die ich nicht persönlich kannte?
Weil seine Arbeit mir geholfen hat, Gleichgesinnte zu finden. Menschen, die mitgerissen werden, Begeisterung zeigen können, gute Freunde geworden sind, fernab der gemeinsamen Interessen. Die teilweise am anderen Ende der Welt wohnen, mit denen ich mich aber wunderbar mit Hilfe von Spielen verstehe. Die verstehen können, warum mein Herz höher schlägt, wenn ich vor einem NES sitze und die kleinen Tasten drücke. Ich bitte euch, die ihr genervt seid von unserer Trauer, nur um einen kleinen Gefallen:
Seht darüber hinweg. Gönnt euch ein nettes Getränk, geht an die frische Luft, aber hasst nicht. Vielleicht lernen wir alle ja irgendwann in dieser Welt, dass der gegenseitige Hass aufeinander unnötig ist. Wir sollten alle eins haben: Spaß. Denn darum geht es, wenn man seine Hobbys lebt und liebt. Das klingt alles weitaus kitschiger als es sollte, ich weiß das. 😌
Vielen Dank, Iwata-San. Mit Ihrer Hilfe spielte ich legendäre Spiele, die mir viel über Freundschaft, Freude und mich selbst beibrachten.
さようなら, 岩田さん!
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