BMW bietet seinen Kunden am Flüelapass ein Winter-Fahrtraining unter «authentischen» Bedingungen. Umweltschützer sehen sich derweil um ein authentisches Naturerlebnis gebracht – und fühlen sich ausgebremst.
Mit einer seiner letzten Unterschriften als Regierungsrat hat der Bündner Baudirektor Stefan Engler im Dezember 2010 verschiedene Umweltorganisationen einer Hoffnung beraubt. Engler signierte kurz vor Ablauf seiner Amtszeit einen Vertrag zwischen dem Kanton und der Davos Services GmbH für den im Winter gesperrten Flüelapass. Davos Services wiederum vermietet den Pass wie schon seit 2004 weiter an BMW, damit der bayrische Automobilhersteller dort für eine ausgesuchte Kundenschar «Winter-Fahrtrainings» veranstalten kann.
Mit dem neuen Vertrag zerschlugen sich die Hoffnungen der Umweltorganisationen Mountain Wilderness, WWF, Pro Natura und VCS, dass während der Wintersperre des Flüelas dort wieder Ruhe herrscht für Skitourenfahrerinnen, Schneeschuhwanderer und Wildtiere. Was die Umweltorganisationen besonders empört: Bisher wurde der Vertrag jeweils nur auf ein Jahr hinaus abgeschlossen, nun darf BMW mit Englers Segen während mindestens drei Jahren auf der abgesperrten Strasse sowie auf dem zugefrorenenen Schottensee – einem Quellsee, der die Grundwasserfassung von Davos speist – herumkurven und -schleudern. Zudem waren die Umweltorganisationen früher vor den Vertragsverlängerungen jeweils konsultiert worden und hatten so immerhin durchsetzen können, dass die BMW-Kurse nur an 40 statt 55 Tagen durchgeführt wurden. Nun erklärt Ex-Regierungsrat Engler, es habe «keinen Grund und auch keine Verpflichtung für den Kanton» gegeben, die Gegner der Fahrtrainings vorher anzuhören.
Noch im Januar 2010 hatte es aus Englers Büro etwas anders getönt. Damals war die Bewilligung für die Fahrtrainings nur für ein Jahr erteilt worden, und Engler hatte angeordnet, dass alternative Standorte geprüft werden müssten. Das ist in der Zwischenzeit auch geschehen – wenn auch nur halbherzig: Die Davos Services GmbH, eine Art Eventagentur der Tourismusorganisation Davos Destination Organisation, schlug drei Standorte vor, doch BMW war keiner genehm – und ausser den Umweltorganisationen waren alle zufrieden: BMW kann seinen Kunden weiterhin ein exklusives Fahrvergnügen anbieten, Davos behält seine gutebetuchten Gäste, und der Kanton 30 000 Franken für eine gesperrte Strasse.
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