Rufmord

Von Guidorohm

Natürlich bestreitet Klimpert alles, na, hören Sie mal, Sie Arschloch, das werden Sie noch bereuen, Klimpert will nichts getan haben, Klimpert hat noch nie etwas getan, wenn Klimpert den Raum betritt, erschallen Engelschöre, ihn, den Klimpert, zu lobpreisen, denn der Klimpert ist ein Ausbund an Reinheit und Unschuld, auch wenn er für das BLATT schreibt, aber Arbeit ist Arbeit, irgendwie muss ich ja auch leben, was wollen Sie also von mir, das sagt er, während im Radio über den Wettermann berichtet wird, der ist ein Schwein, sagt Klimpert, ganz aufgeregt zeigt er auf das Radio, Klimpert, der nun tatsächlich angeklagt wurde, Prominente abgehört und gefilmt zu haben, ich käme doch nie auf eine solche Idee, das ist Unsinn, Schwachsinn, die wollen mein Leben zerstören, sagt Klimpert, während im Radio von einer Massenpanik berichtet wird, Klimpert sagt, kümmern Sie sich doch lieber um die wahren, die wichtigen Neuigkeiten, ich bin keine Meldung, sagt Klimpert, der demnächst vor einem Gericht erscheinen soll, weil er Prominente zu Interviews zwang, Sie sprechen mit mir, soll er gesagt haben, oder ich veröffentliche das Koksfilmchen von Ihnen, Sie können sich nicht erinnern, Sie, das Koks, die zwei Nutten, na, erinnern Sie sich jetzt, das soll Klimpert gesagt haben, der das Ganze natürlich abstreitet, denn auch wenn er für das BLATT schreibt, er ist und bleibt Mensch, Familienvater und Vorbild seiner Gemeinde, er sei ein gläubiger Christ, sagt Klimpert, das können Sie schreiben, also schreibe ich es, Klimpert bezeichnet sich als gläubigen Christ, er sei Familienvater und Vorbild seiner Gemeinde, schon besser, sagt Klimpert, der abstreitet, etwas mit den Vorwürfen zu tun zu haben, er sei ein ehrlicher Journalist, auch wenn er für das BLATT schreibe, sagt Klimpert, der sich zu mir hinüber beugt, der sagt, passen Sie auf, Rohm, was Sie schreiben, ich habe da auch das eine oder andere Filmchen über Sie, sagt Klimpert, er blinzelt mir zu, schreiben Sie nur die Wahrheit über mich, sagt Klimpert, schreiben Sie, ich sei ein guter Christ, ein Familienvater, ein Vorbild, und lassen Sie lieber die Vorwürfe gegen mich unkommentiert, sagt Klimpert, ich bin ein guter Mensch, auch, wenn ich für das BLATT schreibe, sagt Klimpert, der mich anlächelt, Sie wollen doch keine kompromittierenden Fotos von Sich im BLATT finden, Rohm, sagt er, der Klimpert, er lächelt mich an, im Radio erschallt ein Chor, es klingt, als würde der Chor den Klimpert lobpreisen, guter Sender, sagt Klimpert, und was für Filme und Fotos haben Sie, frage ich, noch nicht, flüstert Klimpert, wir leben im digitalen Zeitalter, die lasse ich doch erst herstellen, die Filme, sagt Klimpert, ich werde Sie mit Gaddafi in Verbindung bringen, mit Drogen und Zwangsprostitution, sagt Klimpert, natürlich wolle er das nicht, betont Klimpert, ich müsse einfach nur schreiben, was für ein guter Mensch er sei, er, der Klimpert, der zwar für das BLATT arbeite, der ansonsten aber ein vorbildlicher Charakter sei, Klimpert lächelt mich an, Klimpert wartet auf seinen Prozess, er habe da noch eine Karte im Ärmel, sagt Klimpert, einen Film über den Richter, der Prozess werde ich sicherlich zu seinen Gunsten wenden, sagt Klimpert, der für das BLATT arbeitet, Klimpert, der schon bald wieder Interviews mit Prominenten führen wird, die froh sein werden, wenn Klimpert all die Filme über sie nicht veröffentlicht, denn Klimpert ist ein guter Mensch, ganz ehrlich, im Radio wird von Klimpert berichtet, von seinem bevorstehenden Prozess, diese Arschlöcher, sagt Klimpert, das sei Rufmord, ruft Klimpert und schaltet das Radio aus.