Rudolf Jahns: Zuflucht Landschaft, im Sprengel Museum Hannover, noch bis 15. April 2018

Von Helge

Seit dem 7. Februar 2018 gibt es im Sprengel Museum Hannover eine neue Ausstellung mit Werken von Rudolf Jahns (1896-1983), über den ich hier 2007 bereits ausführlich berichtet habe. Mit großer Begeisterung! "Im Gleichgewicht zwischen Abstraktion und Erkennbarkeit" hatte ich meinen Blogartikel damals überschrieben.

Die neue Ausstellung widmet sich einem bisher kaum beachteten Thema des niedersächsischen Künstlers: der Landschaftsdarstellung. Auch in diesem Bereich verwendet er - teils parallel - die ganze Bandbreite der Stile und Techniken von abstrakt bis naturalistisch. Doch hat das eher naturalistische Landschaftsbild, wie die Überschrift der Ausstellung andeutet, zwischen 1933 und 1945 eine spezielle Funktion: die der Tarnung. Abstrakte Werke galten in der Zeit des Nationalsozialismus als "entartet" und wurden größtenteils vernichtet; Künstlerinnen und Künstler, die in die "innere Emigration" gingen (wie Jahns, Nolde, Schmidt-Rottluff*) waren gezwungen, sich zu verstellen. Jahns rechnete mit Hausdurchsuchungen durch die Gestapo und verbarg seine abstrakten Gemälde hinter mit Landschaftsmotiven (naturalistisch) bemalte Nesselleinwände; oder er spannte andere Werke vom Keilrahmen ab, um sie umzudrehen und neu zu bemalen.

Rudolf Jahns hat immer die Großstadt gescheut, er zog sich gerne nach Holzminden zurück und arbeitete in der Stille. „Meine Bilder sind ... eigentlich", hat er selber zum Ausdruck gebracht, „für die Menschen, die, obgleich notwendigerweise in der Auseinandersetzung stehend mit allen Problemen des Alltags, den Menschen in sich zu wahren wissen und begriffen haben, dass wenig viel sein kann und Allein-sein ein Born der Kraft und Erholung" (zitiert nach seiner Tochter Barbara Roselieb-Jahns). Sein Verhältnis zur Landschaft hat er so gekennzeichnet: „Der Mensch ist wesentlicher Bestandteil. Dazu die Landschaft. Sie hat, seit ich denken kann, mich ganz erfüllt [...] Die Natur war meine erste Geliebte. Ich bin ihr bis heute nicht untreu geworden." (Rudolf Jahns)

In späteren Jahren hat er Landschaften manchmal ganz stark reduziert dargestellt, nur noch zeichenhaft, geradzu chiffriert. Dafür hier abschließend ein Beispiel aus der Ausstellung:

Die Ausstellung habe ich selber noch nicht besucht - dies ist ein Vorbericht, den ich evtl. ergänzen werde. Weitere Informationen auf der Netzseite des Museums. *Zu Karl Schmidt-Rottluff, der ebenfalls die Stille liebte, gibt es derzeit eine Ausstellung im Bucerius Kunst Forum.

Text: Dr. Helge Mücke, Hannover, unter Verwendung von Pressetexten. Bilder von oben nach unten: Rudolf Jahns: Ohne Titel (Nesseltuch mit Bäumen), u m 1936, Kohle auf Nesselgewebe, Sprengel Museum Hannover, Foto : Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild - Kunst, Bonn; Rudolf Jahns: Landschaft an der Weser, 1932, Aquarell auf Papier, Sprengel Museum Hannover, L eihgabe Rudolf Jahns Stiftung, Foto: Michael Herling/Aline Gwose, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild Rudolf Jahns: Linienlandschaft No. 2 (Rad. No. 21), 1967, Kaltnadelradierung auf Bütten, Sprengel Museum Hannover, Leihgabe Rudolf Jahn Stiftung, Foto : Michael Herling/Aline Gwose, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild - Kunst, Bonn.